Mottinger's Meinung

Wo Meinung auf Popkultur trifft!

Echte Männer sind heute wirklich vom Aussterben bedroht

Habt ihr euch jemals mal gefragt, wann genau „Mannsein“ so kompliziert geworden ist? No worries, der Mottinger wäre nicht der Mottinger, wenn er hier den Bogen nicht zur Film und Serien Welt schlagen könnte.

Denn ich hab letztens wieder mal Reacher auf Amazon Prime geschaut. Und irgendwie ist mir dabei der Hut hochgegangen. Nicht weil die Action schlecht war oder so, nein, sondern weil Reacher, yapp, dieser muskelbepackte Superheld, der in jeder Stadt die Bösewichte aufmischt, offenbar zu feig ist, eine Frau anzusprechen. Also wirklich: Der Typ schlägt zehn Gangster auf einmal zusammen, aber wenn eine Frau ihn angrinst, starrt er verlegen auf den Boden. WTF happened here? Hallo?!

Früher, so Anfang der 2000er, war das natürlich noch anders. Ich mein, schaut euch mal „The Girl Next Door“ an. Matty, der unsichere Nerd, sieht das Mädchen seiner Träume über die Straße ziehen und, obwohl er keine Ahnung hat, was er eigentlich tut, springt er über seinen Schatten. Er will sie, er zeigt’s ihr und, Gott sei Dank, sie will ihn auch. Und was war Elisha Cuthbert „schorf“ damals. Hui Hui. Oder James Bond in „Casino Royale“. Der flirtet so unverschämt direkt, dass man fast errötet beim Zuschauen. Das war noch Mumm, das war noch Mut.

Heute? Heute scheint Männlichkeit stillzustehen und zu hoffen, dass die Frau bitte bitte den ersten Schritt macht. Reacher lässt sich dreimal anflirten, muss unter die Dusche verfolgt werden, damit überhaupt was passiert. Sorry, aber das ist doch keine Romanze, das ist ein Bewerbungsgespräch. Und übrigens: das zieht sich über alle Staffeln hinweg. Immer sind es die Frauen, die die Initiative ergreifen, die riskieren, die sich blamieren könnten.

Klar, ich versteh schon, warum das so ist. Wir leben im Zeitalter von Social Media, von MeToo, von ständiger Überwachung und öffentlicher Blossstellung. Jeder Flirt, jedes falsche Wort könnte einem die Karriere kosten. Junge Männer wachsen heute auf mit der Angst, nicht einfach abgewiesen, sondern gecancelt zu werden. Ohne Spass. Kein Wunder, dass viele sich lieber zurücklehnen und darauf warten, dass die Liebe wie ein Amazon-Paket an der Haustür klingelt.

Aber was verloren geht, ist dieser wilde, ungefilterte Impuls: „Ich will dich.“ Dieser Mut, sich eine Abfuhr zu holen, eine Ohrfeige oder einen Kuss. Dieser Zauber, wenn zwei Menschen sich finden, nicht weil einer zu Tode analysiert hat, sondern weil einer einfach den Sprung gewagt hat.

Früher ging’s darum, was du wirklich wolltest. Heute geht’s zu oft darum, was sicher ist. Und wenn Reacher, dieser wandelnde Bizeps, zu feig ist, eine Frau zu küssen, dann läuft was ordentlich schief.

Jetzt frag ich euch: Wollen wir wirklich in einer Welt leben, wo Männer besser darin sind, Excel-Tabellen zu führen als ein Herz zu erobern? Also, an alle da draußen, die noch träumen, lieben, riskieren wollen: Traut euch. Vielleicht gibt’s einen Korb. Vielleicht wird’s peinlich. Vielleicht wird’s das Beste, was euch je passiert ist.

Denn wer nie den ersten Schritt macht, der wird auch nie irgendwo ankommen.