Elizabeth Strout: Oh, William!

März 8, 2022 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Wie Gespräche am Küchentisch

Es gibt Romane, in denen kaum etwas passiert, die aber dennoch Pageturner sind. Diese große Kunst beherrscht die US-amerikanische Autorin Elizabeth Strout, die ihr Lesepublikum scheinbar mühelos und stets weitherzig mit ihren Protagonistinnen und Protagonisten vertraut macht. Strout, von Kritik wie Fans als grandiose Chronistin des Alltags verehrt, betrachtet ihre Figuren mit scharfem Blick für deren Schwächen, umhüllt sie aber gleichzeitig mit einem Schutzmantel aus Sympathie. Mit jedem neuen Roman taucht man erneut in die Welt ihrer Geschöpfe ein.

Meist ist es Maine, wo sich die Glücksmomente, die tiefen Verletzungen und mittelschweren Katastrophen ereignen, und immer wieder mal wird eine Neben- aus einem früheren Werk in einem späteren zur Hauptperson. So auch in „Oh, William!“ Zwar ist die Erzählerin die schon aus „Die Unvollkommenheit der Liebe“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21705) und „Alles ist möglich“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=30582) bekannte Schriftstellerin Lucy Barton, die im ersten Buch in einem Manhattaner Krankenhaus um ihr Leben und gegen die ungeliebte Mutter kämpft, während sie im zweiten von ihren auf seltsame Art

sadistischen Eltern und ihrer armseligen Kindheit auf einem Einschichthof im Mittleren Westen erzählt. Nun, im dritten Lucy-Barton-Roman, ist die Literatin jenseits der Sechzig. Sie war in der Zwischenzeit mit den Cellisten David Abramson verheiratet, der vor Kurzen verstarb. Dies in zweiter Ehe, denn mit Ehemann eins, William Gerhardt, Parasitologe und Dozent an der New York University, Lucys Studentinnenliebe, war sie’s zwanzig Jahre lang. Sie hat mit dem notorischen Fremdgeher die längst erwachsenen Töchter Becka und Crissy.

„Ich muss noch etwas über meinen ersten Mann sagen, William.“ Mit diesem richtungsweisenden Satz beginnt Lucy ihr Gespräch mit der Leserin, dem Leser, so ist der Tonfall des Textes, als säße man miteinander plaudernd am Küchentisch bei Tee und Kuchen, und die Freundin schildert, was jüngst vorgefallen ist. Wobei sie ins vorsichtige Herantasten an die Geschehnisse, an die eigene Vita ihre Gedanken und Gefühle einwebt. „Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll“, heißt es an einer Stelle, „ich sag einfach, wie es ist“. Und genau das tut Strout, und biegt direttissima in die abgrundtiefen Gemütslagen ihrer Heldin ab.

Der Roman setzt ein, als William nach Lucy und Joanne – mit der er Lucy zuvor betrogen hatte – auch von seiner dritten Ehefrau Estelle samt dem zehnjährigen Töchterchen Bridget verlassen wird. Wie gewohnt wenn sein Leben aus dem Ruder läuft, klammert er sich an seinen Rettungsanker Lucy, haben sich die beiden doch ihre Vertrautheit und Freundschaft bewahrt. Lucy weiß, woran es krankt, nämlich dass Williams Distanziertheit seine Ehefrauen unglücklich macht und in die Flucht treibt, was er selber aber nicht erkennt.

„Es gab Zeiten in unserer Ehe, da habe ich ihn verabscheut. Ich spürte mit einem Grauen, das sich wie ein dumpfer Ring um meine Brust legte, dass da hinter seiner liebenswürdigen Distanz, hinter seiner sanften Art eine Mauer war. Nein, schlimmer noch: Unter dieser geballten Liebeswürdigkeit lauerte etwas Infantil-Mürrisches, über seine Seele huschte gleichsam ein Schatten, und ich sah einen dicklichen kleinen Buben mit vorgeschobener Unterlippe vor mir, der die Schuld bei anderen suchte, bei dem und bei jenem – er gab die Schuld mir, hatte ich oft das Gefühl, er machte mich für Dinge verantwortlich, die mit unserem jetzigen Leben nichts zu tun hatten“, sagt Lucy. Und schwankt zwischen melancholisch duldsam und aufmüpfig emanzipiert, zwischen „armer William“ und einem „Gottseidank, er gehört mir nicht mehr“.

In dieser diffusen Atmosphäre zwischen Ratio und Emotion bewegen sich Lucy und William aufeinander zu. Elizabeth Strout, die mit dem Charakter Lucy zweifellos auch ein Rollenspiel mit dem eigenen Ich betreibt, umkreist in Lucys Selbstbefragungen und mit deren Rückblicksfragmenten behutsam die Kalvarienbergstationen der beiden, dies nicht linear, sondern assoziativ und ergo keinem biografischen Zeitbalken gehorchend. An Lucy nagt nach wie vor ihre Kindheit. Von einem posttraumatischen Stress-Syndrom sind die nächtlichen Panikattacken geblieben, und es geht wie Nadeln unter die Haut, wenn Lucy plötzlich einfällt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter je irgendeines ihrer Kinder berührt hätte, außer um es zu schlagen.“

William wiederum laboriert am Umstand, dass sein Vater Wilhelm im Dritten Reich auf Seiten der Nationalsozialisten kämpfte. Als deutscher Kriegsgefangener war er zum Arbeiten auf die Erdäpfelfelder Maines abkommandiert worden, verliebte sich und vice versa in die Frau des Farmers Clyde Trask, Catherine, die ihm bedingungslos in ein neues Daseinskapitel folgte. Derart mäandert Strouts Roman von Schock zu Erschütterung, von der Angst vorm Verlassenwerden zu der vorm Alleinsein. „Pillie“/William und „Button“/Lucy unternehmen eine Erinnerungsreise in ihre Vergangenheit inklusive ihrer Ehe, eine Odyssee – von Lucys widersprüchlichen Empfindungen für William zu dessen andauerndem Herzausschütten.

Bild: pixabay.com

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Und wie schon in „Die Unvollkommenheit der Liebe“ ärgert einen diese hochneurotische Lucy Barton, die man für, ja, abgespannt, aber nicht so überspannt gehalten hätte, und um nichts weniger William, durch deren beider Anhangen an Erlebnisse, die Jahrzehnte zurückliegen, wenn sich über die Mittsechziger in einer „herzbeklemmenden Beengung“ der „Vorhang der Kindheit“ absenkt. Es ist an der Zeit, sich mit seinem inneren Bild der Eltern auszusöhnen und ihnen auf einer neuen, erwachsenen Ebene zu begegnen, möchte man Strouts literarischen Gestalten zurufen. Und so glaubhaft die Darstellung von Lucys Aufsteigergeschichte aus heillosen und gewalttätigen Verhältnissen, so überdeterminiert ist die Erzählung von Williams Traumatisierung durch seine deutschen Wurzeln, die noch dazu bei einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau verstärkt werden musste. Eine Behauptung, die im Roman stehen bleibt und an keiner Stelle weiter vertieft wird.

Schwiegermutter Catherines „Blues“, den die permanente Dritte im Ehebunde mit Alkohol und Antidepressiva zum berauschten Happy Sound verkehren will, enträtselt sich, als William durch eine Ahnenforschungs-Webseite erfährt, dass er eine Halbschwester namens Lois hat, die nach wie vor in Houlton im Bundesstaat Maine wohnt. „Kontrollinstanz“ Catherine hatte also nicht nur Farmer Trask, sondern auch die gemeinsame einjährige Tochter zurückgelassen. Von nun an wird der Roman zum Roadtrip, denn William will Lois zumindest sehen – und natürlich braucht er Lucy als Krisenmanagerin.

„Ach, William“, stöhnt Lucy in sich hinein, und in diesem „Ach“, das je nach Situation auch zu einem „Oh“ mutieren kann, steckt mutmaßlich alles, was die Beziehung der beiden ausmacht. Es ist ein Seufzer, der verzweifelt klingen kann, widerwillig, spöttisch, liebevoll, gefärbt mit einem Hauch Nostalgie. Er ist gleichsam die Bassline des Buches. Strout schließt mit Lucys Worten: „Wenn ich Oh, William! denke, meine ich dann nicht letztlich auch: Oh, Lucy? Meine ich nicht: Oh, ihr alle, oh, ihr Lieben alle auf der ganzen weiten Welt, wir kennen niemanden wirklich, auch nicht uns selbst?“

Es wird Lucy sein, die es wagen wird, die mit der Pflege ihres Rosengartens beschäftigte Lois anzusprechen, alldieweil William sich im Wagen versteckt. Und siehe, die ebenfalls Witwe hat sich im Gegensatz zu den beiden Psychowracks eine gesunde Seele bewahrt – und schöne Andenken an eine liebevolle, einander innig verbundene Familie. Immerhin lässt sie William via Lucy wissen, dass ihr Vater nach einem Jahr Anstandszeit Nachbarin Marilyn Smith heiratete, die und nur die Louis als ihre Mutter betrachtet. Sie berichtet von einem späten Besuch Catherines, dem ehemals bettelarmen White-Trash-Mädchen, das nun auf Großstädterin machte.

Lucy kennt ihre Schwiegermutter ausschließlich Golf spielend und sonnenbadend auf den Cayman Islands, was Lucy und William ob der neu gewonnenen Erkenntnisse zu einem desaströsen Abstecher zu Catherines leerstehendem Eltern-, nicht -Haus, sondern -Baracke am Ende der Dixie Road veranlasst. Nein, sagt Lois, im Wohnzimmer umrahmt von Fotografien ihres Ehemannes, ihrer Kinder und Enkelkinder, William kennenzulernen, danach stünde ihr nicht der Sinn. Da entdeckt Lucy auf einem Bücherboard all ihre Romane. Sie sei verletzt gewesen, dass sie in keinem vorkomme, sagt Louis, nichtsahnend, dass sie ein wohlgehütetes Familiengeheimnis war. „Ach, Lois“, sagt Lucy. – „,Tja.‘ Sie stieß ein kurzes Lachen aus. ,Falls Sie hierüber auch mal ein Buch schreiben, würde ich gern darin vorkommen.‘“

„Oh, William!“ ist ein delikates, mit den losen Zügeln einer Meisterin ihres Metiers geschriebenes Buch, das Veränderungen, die sich im Laufe des Lebens auf der emotionalen Ebene vollziehen, Verzeihen, Verstehen, ans Verbindende denken, mit sehr viel Feingefühl thematisiert. Die Frage, die Elizabeth Strout auf ihre berühmt beiläufige Weise zu ergründen sucht, ist die, aus welchen Bestandteilen sich Liebe zusammensetzt. Die Tulpen, die David Lucy regelmäßig geschenkt hat, sind auf dem Buchcover zu sehen.

Über die Autorin: Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine, geboren. Für ihren Roman „Mit Blick aufs Meer“ bekam sie 2009 den Pulitzerpreis. „Die Unvollkommenheit der Liebe“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21705) kam auf die Longlist des Man Booker Prize 2016. Erschienen sind außerdem „Das Leben natürlich“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=6494) und „Bleib bei mir“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=11917). „Alles ist möglich“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=30582) erhielt 2018 ein überwältigendes Presseecho in den USA und stand in allen großen Medien auf den Empfehlungslisten; die Übersetzungsrechte wurden in 16 Länder verkauft. Elizabeth Strout lebt in Maine und in New York City.

Luchterhand Literaturverlag, Elizabeth Strout: „Oh, William!“, Roman, 224 Seiten. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Sabine Roth.

www.randomhouse.de/luchterhand/

  1. 3. 2022

Elizabeth Strout: Alles ist möglich

November 19, 2018 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Irgendwie im Innersten verstanden

Alles ist möglich von Elizabeth Strout

Eine der Figuren, die Elizabeth Strout in ihrem jüngsten Roman zum Ensemble versammelt, kennt man bereits. Lucy Barton, die Bestsellerautorin, war die Protagonistin in „Die Unvollkommenheit der Liebe“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21705). Damals lag sie im Krankenhaus und haderte mit ihrer unerträglichen Mutter, nun erfährt man endlich mehr über Lucys Background und versteht vieles besser, die Schriftstellerin stammt von einem Einschichthof, die Familie extrem arm, die Eltern auf seltsame Weise sadistisch.

Als Lucy deren Haus einen Besuch abstattet, mit Bruder und Schwester auf der ramponierten Couch sitzt, erleidet der Literaturstar eine Panikattacke. Sie will trotz besten Willens nichts hören von den verrohten Verhältnissen der Vergangenheit, und Lucy, die bei einer Lesung den Wahrheitsgehalt des Geschriebenen einfordert, nimmt vor ihrer Herkunft Reißaus …

In der Figur Lucy Barton laufen Strouts Handlungsfäden zusammen, sie dient den anderen Charakteren als Projektionsfläche, auch Reibebaum, alle kennen ihre Bücher, und schwanken zwischen Neid und Beglückung darüber, dass es eine von ihnen geschafft hat – rauszukommen aus Amgash, Illinois.

Mit „Alles ist möglich“ ist die große Erzählerin Strout ihrem Meistermetier treu geblieben: in sich verwobenen Kleinstadtgeschichten. Unsentimental und ohne jemals in Stereotype zu verfallen, breitet sie ihr Antiidyll über Amerikas wirtschaftlich abgehängten, geistig verstockten, seelisch verkümmerten Mittleren Westen aus. Eine Welt zwischen Maisfeldern, Sojabohnenanbau und Windparks, in dem ein genügsamer, schweigsamer, in sich gekehrter Menschenschlag lebt, dessen Wortkargheit sie mit einer einfachen Sprache illustriert. Und es ist wie stets bei der Strout, wiewohl die Grundvoraussetzungen für die Figuren nicht die besten sind, und deren Grundton ein melancholischer, sind ihre Short Cuts ein Herzenswärmer.

Weil man sich wie die, diese zwar sachlich, aber nie distanziert schildernde, Autorin alsbald in die Akteure verliebt. Allen voran in die übergewichtige Lehrerin Patty Nicely, sie die zweite Klammer der lose verknüpften Kapitel, die sich von ihren Schülern demütigen lassen muss, und heimlich den Buchhändler Charlie Macauley anhimmelt. Der sich wohl von seiner hysterischen Frau Shirley scheiden lassen möchte, aber nicht für Patty, sondern für die Prostituierte Tracy, die ihn schlussendlich um viel Geld erleichtert. In den Schulwart Tommy Guptill, der seine Farm durch einen Brand verlor. In Pattys Schwester Linda, die für ein Leben im Wohlstand die Partykeller-Vergewaltigungen ihres Ehemanns erduldet, und in Pattys beste Freundin Angelina, die nicht fassen kann, dass ihre Mutter, noch dazu in Italien, eine späte Liebe findet.

Bild: pixabay.com

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Strouts Geschöpfe sind allesamt nicht mehr jung, sondern zwischen Fünfzig und Achtzig, zackig, mit zwei, drei kühnen Strichen sind sie als Figur entworfen. Sind vom Leben und vom Krieg, und die USA sind ja ständig in einem, Beschädigte. Leiden an Angst und Scham, vor anderen und vor allem sich selbst und die Frauen dazu wegen ihres Körpers – „Das Bild, das Annie vor sich sah, war das einer Wurst: eine Wurst, in deren Pelle sie ein Löchlein gepiekst hatte, und durch dieses Löchlein versuchte sie sich ins Freie zu winden … die Pelle der Wurst war Scham. Ihre Familie war in Scham eingeschweißt.“ Strout, Psychopathologin für dysfunktionale Charaktere, lässt sie ihre Gefühle wie folgt vergleichen – als Echo von Schmerzen, die im Bewusstsein widerhallen: „Damals hatte er gemerkt, dass es, wenn man statt dem Nagel den Daumen erwischte, einen Sekundenbruchteil gab, in dem man dachte: Komisch, dafür wie fest ich zugeschlagen habe, geht es eigentlich … Und erst dann, erst nach diesem Moment trügerischen, ungläubigen, dankbaren Aufatmens, kam der Schmerz herangetobt.“

Amgash, das kleine Provinzkaff mitten im Nirgendwo der Prärie, wird durch Strout zur Schmiede diverser Schicksale, diese wie stets bestimmt durch Einsamkeit und Verwirrtheit und einem den Umständen-Ausgeliefertsein, durch Katastrophen und Unglücksfälle und immer wieder Ehedramen. Doch mehr als man’s gewohnt ist, lässt sie in ihre Storys diesmal Gewalt und Missbrauch einfließen. „Eine Frau, die seufzt und klagt, ist wie eine Portion Dreck, die man dem lieben Gott unter den Fingernagel schiebt“, denkt dazu an einer Stelle Dottie, und es ist eine der originellsten in dieser Perlenreihe kurioser, auch geheimnisvoller Geschichten, wie die Besitzerin einer Frühstückspension von Zimmermietern veralbert wird, und wie sie dafür Rache nimmt. Bei aller Trostlosigkeit lässt Strout ihre Figuren doch immer wieder Trost durch derlei verwegene Taten zukommen.

Das hallt im Leser lange nach, und man fühlt sich selbst als Mensch wie Patty bei der Lektüre von Lucy Bartons neuem Buch: Irgendwie im Innersten verstanden. Und am Ende, ein Hoffnungsschimmer, wird es eine neue Lucy geben, ein Mädchen, rotzfrech und renitent, und ihm wird ebenfalls die Flucht vom flachen Land gelingen …

Über die Autorin: Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine, geboren. Für ihren Roman „Mit Blick aufs Meer“ bekam sie 2009 den Pulitzerpreis. „Die Unvollkommenheit der Liebe“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21705) kam auf die Longlist des Man Booker Prize 2016. Erschienen sind außerdem „Das Leben natürlich“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=6494) und „Bleib bei mir“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=11917). „Alles ist möglich“ erhielt ein überwältigendes Presseecho in den USA und stand in allen großen Medien auf den Empfehlungslisten; die Übersetzungsrechte wurden in 16 Länder verkauft. Elizabeth Strout lebt in Maine und in New York City.

Luchterhand Literaturverlag, Elizabeth Strout: „Alles ist möglich“, Roman, 256 Seiten. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Sabine Roth.

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  1. 11. 2018

Elizabeth Strout: Die Unvollkommenheit der Liebe

August 29, 2016 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Zum Schluss auch noch ein Schweizer Nazi-Schließfach

Die Unvollkommenheit der Liebe von Elizabeth Strout

Die Unvollkommenheit der Liebe von Elizabeth Strout

Es ist schon so. Als großer Fan von Elizabeth Strout hatte man sich den ganzen Sommer auf ihren neuen Roman gefreut, doch umso größer ist nun die Enttäuschung. Es mag mitunter die Qualität eines Buches sein, das es den Leser ärgert, und tatsächlich giftet einen diese Protagonistin Lucy, nicht Jordan, sondern Barton, immer wieder möchte man sie bei den Schultern packen und schütteln, befreie dich!, finde dich!, werde ein Ich!, doch die bestimmende Emotion bleibt: ein desillusionierter Dämpfer.

Wie es ausgerechnet dieses Bändchen der sonst so ausgezeichneten US-Autorin auf die Longlist für den diesjährigen Man Booker Prize geschafft hat, erschließt sich einem nicht. Zum mutmaßlich ersten Mal wagte die Schriftstellerin den Ausbruch aus dem ihr so vertrauten und stets so brillant geschilderten Gründerstaaten-Kleinstädter-Milieu – und dieser Ausbruch muss als gescheitert angesehen werden.

In „Die Unvollkommenheit der Liebe“, das ab heute im Buchhandel erhältlich ist, liegt Ich-Erzählerin Lucy Barton im Krankenhaus in Manhattan. Nach einer Blinddarmoperation hat sich eine rätselhafte Infektion in ihrem Körper ausgebreitet, zeitweise kämpfen die Ärzte um ihr Leben. Neun Wochen wird es dauern, bis sie sich von ihrem Krankenbett wieder erheben kann, dies erzählt sie rückblickend, und als sie eines Tages die Augen aufschlägt, sitzt ihre Mutter an ihrem Bett. Eine Frau, mit der sie nichts gemein zu haben glaubt und zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, um deren Liebe zu buhlen sie aber selbst in dieser schwierigen Lebenssituation nicht aufhören kann.

Diese kammerspielartige Situation wurde von Strout entworfen, um entlang der kaum vorhandenen Gespräche der beiden eine Familienbiografie zu entwerfen. Wie sie’s normalerweise mit Verve und viel Verständnis für Zwischenmenschliches tut. Diesmal allerdings bleibt, was die Geschichte zweier zwanghaft über die kaputten Beziehungen anderer redenden Frauen werden hätte können, eine Beschreibung von Menschen, die sich ihr Leben zergrübeln und zerquälen, einer Mutter, deren nadelspitze Sticheleien zeigen, wie man einer Mutter nie gut genug sein kann, die der Werdegang ihrer Tochter nur verwirrt oder maximal neidisch macht, und dieser Tochter, die sich ihres Selbstwerts unbewusst immer noch einen „Niemand“ nennt und deren therapieüberfällige Ängste und Nöte man nicht haben möchte, auf halber Strecke stecken.

Im Roman wird über eine New Yorker Autorin namens Sarah Payne berichtet, man erinnert sich an ein gleichnamiges britisches Pädophilenopfer aus dem Jahr 2000, und dieser Sarah Payne wird vorgeworfen, ihre Romane und deren Figuren an einer gewissen Stelle einfach verenden zu lassen. Die Reklamation muss weitergereicht werden. Strout mag viele Lucy Bartons gekannt haben und kennen, doch scheint sie selbst so greifbar an so vielen Stellen durch, dass einen das Gefühl beschleicht, sie halte künstlich etwas vom Leser fern. Sie arbeitet in einer Art höchster Geheimhaltungsstufe, als ob ihr persönlich Lucys Story zu tief und zu nahe gehe. In „Die Unvollkommenheit der Liebe“ wird nichts ausgemalt, und man muss auch nicht alles en Detail wissen, um es zu verstehen, den Missbrauch und die Misshandlungen durch den Vater, die seelische Kälte und die Kaltschnäuzigkeit der Mutter, die Fremdheit und ergo die Distanz gegenüber den Geschwistern, doch Strout hat ihr Buch hermetisch abgeriegelt und verweigert einem den Zugang dazu. Das aber tut Literatur niemals gut, bis zu einem gewissen Grad der Selbstverletzung bleibt ein Seelenstrip des Schriftstellers unerlässlich.

Bild: Pixabay

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Noch schlimmer allerdings wiegt die Sprache. Wie gerne hätte man formuliert, sie sei schlicht und schön, so unsentimental und klar wie intensiv, über Strouts „Das Leben natürlich“ hieß es an dieser Stelle „kaum ein anderer Autor kann gleichzeitig so prosaisch und so poetisch erzählen“, doch klafft auch hier eine Schere zwischen Wollen und Wirkung. Lucy Barton schildert ihren Weg zur Bestsellerautorin, aber einer solchen Schreibstil hat sie nicht. Höflichst könnte man ausdrücken die einfache Sprache sei wie gesprochen, als wär’s die erzählte Chronik einer mittelschichtigen Supermarktangestellten oder einer von der Computerisierung in ihrem Büro ausgesonderten Schreibkraft, doch niemals die einer nunmehr gefeierten hauptberuflichen Wortschöpferin.

Die Strout hat sich auf ein Terrain begeben, das ihr unbekannt ist und dessen Meisterin zu werden sich ihr nicht erschlossen hat. Auf dem Höhepunkt steht Lucys erster Ehemann, der, weil er deutschstämmig ist und Lucys Vater Soldat im Zweiten Weltkrieg war, von ihren Eltern nicht nur abgelehnt, sondern in einer hysterischen Germanophobie samt den aus dieser Verbindung stammenden Töchtern regelrecht gehasst wird. Aber kurz bevor die Ehe scheitert, erbt er – ein Schließfach in der Schweiz voll mit Großvaters Nazi-Geld, und freilich nimmt Lucy bei der Scheidung von diesem Stereo-Typ keinen Cent an … Der Schlusssatz des Buches ist folgender: „Leben, denke ich manchmal, heißt Staunen.“ Lesen auch. Wobei es hier für Staunen die passenden Synonyme fassungslos, sprachlos, aus allen Wolken fallen gibt.

Über die Autorin:

Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine, geboren. Nach dem Jurastudium begann sie zu schreiben. Ihr erster Roman „Amy & Isabelle“ wurde für die Shortlist des Orange Prize und den PEN/Faulkner Award nominiert und ein Bestseller. Für „Mit Blick aufs Meer“ bekam sie 2009 den Pulitzerpreis. Erschienen sind seither unter anderem „Das Leben natürlich“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=6494) und „Bleib bei mir“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=11917). Elizabeth Strout lebt heute in Maine und New York.

Luchterhand Literaturverlag, Elizabeth Strout: „Die Unvollkommenheit der Liebe“, Roman, 208 Seiten. Aus dem Amerikanischen von Sabine Roth.

www.randomhouse.de/luchterhand

Wien, 29. 8. 2016

Elizabeth Strout: Bleib bei mir

Oktober 24, 2014 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Engstirnigkeit, die einen ärgert

Bleib bei mir von Elizabeth StroutNoch vor ihrem hochdekoriertem Roman „Mit Blick aufs Meer“ (eine Kurzgeschichtensammlung rund um eine pensionierte Mathe-Highschoolprofessorin, die den halben Ort unterrichtet hat. EINE LESEEMPFEHLUNG!) schrieb Elizabeth Strout 2006 „Bleib bei mir“. In West Annett, einer Kleinstadt in Maine, stürzt der Pastor Tyler Caskey in eine tiefe Lebenskrise: Vor Kurzem ist seine Frau Lauren an einem Gehirntumor gestorben, und Kummer und Verzweiflung drohen ihn zu überwältigen. Seine fünfjährige Tochter Katherine hat seither kein Wort gesprochen und fällt durch aggressives Verhalten in der Volksschule auf. Seine zweite Tochter, die kleine Jeannie, lebt in einem anderen Ort bei Tylers dominanter Mutter. In der kleinen Gemeinde erblühen Klatsch und Tratsch. Wo jeder jeden kennt, steht auch jeder unter Beobachtung, vor allem ein verwitweter,  junger Pastor, der einst mit seinen Predigten und seiner ruhigen, bescheidenen Art die ganze Gemeinde begeistert hat. Plötzlich mehren sich die misstrauischen, argwöhnischen Stimmen, immer mehr Leute finden, dass Tyler sich in seinem Schmerz zu sehr gehen lässt, und bezweifeln allmählich seine Eignung als Seelsorger und Vater …

Strout bleibt in dem Biotop, das ihr Zuhause ist. Und ist doch ganz anders. Dieses Buch ärgert einen. Weil man keine symphatische Figur findet, mit der man durch die Seiten ziehen kann. Alle sind hier irgendwie grauslich. Weil überall Engstirnigkeit und Misstrauen und Verlogenheit herrscht. Kleinstadtmief dampft aus jeder Seite. Die Strout macht das absichtlich. Und sie macht es wunderbar. Allein den Kirchenrat, der sich ausschließlich mit der Frage „Neue Orgel Ja oder Nein“ befasst, möchte man, aber wirklich … Wie immer hat sie es nicht nötig, an Sätzen kunstvoll zu schrauben, sie erzählt einfach die Geschichte ihrer Figuren. Beziehungsweise was sich hinter den zugezogenen Vorhängen der Kleinstadthäuser abspielt. Von Prügeln für die Ehefrau bis Fremdgängen bis, ja sogar, Sterbehilfe. Strouts Charaktere sind wie immer frei nach Leben. Stolz darauf quasi mit den Pilgrim Fathers von der Mayflower an Land gegangen zu sein – der Rest der USA ist Wildnis -; in­di­g­niert weil reiche New Yorker die Gründerstaaten zum Feriendomizil und damit zum Bauplatz für ihre Protzvillen gewählt haben. Fremde !!! will man hier gar nicht. Elizabeth Strout ist eine Meisterin von Sozialstudien über das Mit- und Gegeneinander im Kleinstadtleben. Ein gutes Dutzend Personen von der sich schon als Pastorengattin Nr. 2 wähnenden Apothekerin bis zur überglücklichen Hausputzfrau gehen einem im Buch auf die Nerven. Und all diese Macho-Männer, wäh! Und die Lehrerin und die überkandidelt-selbsternannte Kinderpsychologin. Und Tylers Mutter. Und erst recht seine Schwiegereltern, die immer schon glaubten, ihre Tochter habe unter Niveau geheiratet. In Rückblicken wird klar: Selbst die hingegangene Lauren war eine Schreckschraube, die auf die Gemeinde ihres Mannes als G’scherte herabsah, und in Highheels und Designeroutfit – obwohl das Pastorengehalt den Luxus nicht finanzieren konnte, Daddy konnte – durch den West Annetter Schnee stiefelte. Mögen kann man nur Haushälterin Conny, aber die endet im Gefängnis …

Auch Tyler Caskey ist nicht liebenswert. Bis zum Schluss, bis knapp vor dem Ende, bis alle merken, was sie es noch zu verlieren gilt, den Pastor nämlich, erlaubt er sich keine menschliche Regung, dieser Bonhoeffer-Apostel. Der den Unterschied zwischen sich und einen von den Nazis nackt durch den Wald zur Hinrichtung Gejagten gar nicht wahrnimmt. Der keine hiobsche Empfindung hat, sondern wie Ned Flanders aus den „Simpsons“ – ebenfalls Witwer – für alles einen Kirchenspruch: Und wenn man glaubt, es geht nicht mehr … Doch Elizabeth Strout wäre nicht diese anrührende, gütige Erzählerin, wenn nicht Reue und Freundlichkeit und Herzenswärme über Niedertracht siegen würden. Sie bahnen sich ihren Weg durch die Unzulänglichkeiten des Lebens, durch unbequeme Wahrheiten, durch die Irrwege des Allzumenschlichen – und führen zusammen, was zusammen gehört. Nein, „Bleib bei mir“ hat kein Happy End. Aber es endet mit einem Hoffnungsschimmer. Einer Idee eines besseren Morgen. Ein Glück. Menschen können sich ändern. Zumindest bei Strout. Und das lässt einen doch wünschen fürs eigene Dasein. Ein fabelhaftes Buch! Mrs. Strout, wir warten auf das nächste!

Zur Autorin: Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine, geboren. Nach dem Jurastudium begann sie zu schreiben. Ihr erster Roman »Amy & Isabelle« wurde für die Shortlist des Orange Prize und den PEN/Faulkner Award nominiert und wurde ein Bestseller. Für »Mit Blick aufs Meer« bekam sie 2009 den Pulitzerpreis. Elizabeth Strout lebt heute in New York.

Elizabeth Strout: Bleib bei mir. 336 Seiten. Literaturverlag Luchterhand. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Sabine Roth.

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www.mottingers-meinung.at/elizabeth-strout-das-leben-natuerlich

Wien, 24. 10. 2014

Elizabeth Strout: „Das Leben natürlich“

November 28, 2013 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Sittenbild mit Somalis

Das Leben natuerlich von Elizabeth StroutLiteratur, die Herz und Hirn in Gang setzt, ist das Markenzeichen der US-Autorin Elizabeth Strout. Ihre Bücher sind wie ein schattiges Sommernachmittagsplätzchen, an dem einen Obstkuchen und Limonade kredenzt werden. Doch das nur auf den ersten Blick: Im Kirsch- und Marillenbelag findet sich nämlich der eine oder andere Kern. An dem kann man sich Zähne ausbeißen. Das bedeutet: Mitdenken beim Genießen. Nach ihrem wunderbaren Roman „Mit Blick aufs Meer“, eine Kurzgeschichensammlung in bester Sherwood-Anderson-Tradition, in der eine pensionierte, verwitwete, hantige Highschool-Mathematiklehrerin, die ob ihres Berufs alle Mitglieder einer kleinen New-England-Gemeinde kennt, das Bindeglied zwischen den Episoden bildet, legt Strout ihre nächste Familystory vor: „Das Leben natürlich“. Die Schriftstellerin bleibt sich treu, beschreibt auch diesmal das, was sie kennt: Die Menschen in einem der Gründerstaaten, diesmal in „Shirley Falls“, Maine. Die Schriftstellerin bleibt sich treu, schreibt auch diesmal mit trockenem Humor über die traurig trostlose Konsequenz des einfach Daseins. Das Leben natürlich?

„The Burgess Boys“ heißt das Buch im Amerikanischen. Der nichtssagende deutschsprachige Wald-und-Wiesen-Titel ist auszublenden. In ihrer behutsam fließenden Sprache, vollkommen unsentimental und gleichzeitig tief berührend, erzählt Strout von Idylle, die zur Enge wird, einer Familie mit mehr als einem dunklem Geheimnis, vom Alltagsrassismus, vom Unverständnis. Von Fremden in der Fremde und vom Fremdfühlen unter Freunden, Verwandten. Die Burgess-Buben, Brüder, Jim und Bob, könnten unterschiedlicher kaum sein. Jim, der Karrierejurist mit elegantem Haus, elegantem Auto, eleganter Frau und Elite-Uni-Kindern. Ein Berufsschwafler, der Einschleimurlaub mit Vorgesetztem nebst Gattin absolviert, obwohl ihm das beim Haus raushängt. Er wird am Ende einen Neuanfang machen. Bob, der Loser, vom Anwalt zum Aktenverwalter verkommen, geschieden, an der Kippe zum Alkoholismus. Warmherzig, liebevoll, sich seiner selbst unsicher. Er wird am Ende einen Neuanfang machen. What a life, what a cliché. Nur in einem waren sich die beiden einig: Weg aus Maine, Flucht nach New York. Doch die nächste Generation Burgess-Bub sorgt für Erregung: Zack, 19, Sohn von Schwester Susan, hat einen tiefgekühlten Schweinekopf in eine behelfsmäßige Moschee gerollt.

Ein Streich aus Jux oder Frust entstanden? Aus verschiedensten politischen Interessen fordern verschiedenste politische Interessensvertreter nun Zacks Kopf. Die Fernsehstationen rücken mit Ü-Wagen an, es gibt Demonstrationen, Kundgebungen, Susan ruft ihre Brüder zu Hilfe. Sie begreift nicht, was die „Somalier“, somalische Flüchtlinge, die man in Shirley Falls untergebracht hat, von ihrem Sohn wollen. Bürgerkrieg. Hungerkatastrophen. Warlords und Piraten. Menschenrechte. Der Einfluss der UdSSR, der vom Einfluss der USA, die die somalische Übergangsregierung politisch, durch finanzielle Hilfen und mit Waffen unterstützen, aufgesogen wurde. Die militärische Intervention Kenias. Die Angst im Nachbarland Äthopien. al-Shabaab. Man kämpft in Shirley Falls gegen die hohe Arbeitslosenrate, gegen Überalterung, gegen wirtschaftlichen Niedergang. Wen hätte Afrika also in Maine je gekümmert? Elizabeth Strout. Ihr Familienroman ist ein subtiler Gesellschaftsroman. Der Imam, gütig, verloren, sieht in Zack einen zu großgliedrigen, verschlossen, trotzig rotzigen, verlorenen Teenager. Sein Sohn war auch so. Er wurde von den Rebellen erschossen … Jim und Bob und Susan überholt indes nicht nur die Gegenwart, sie werden auch von der Vergangenheit eingeholt. Ihr Vater starb bei einem Autounfall – und Bob, da war er drei Jahre alt, saß am Steuer – oder doch nicht er …

Von Kapitel zu Kapitel entfaltet Strout ihren Kosmos. Es ist schier unmöglich, ihr Buch aus der Hand zu legen. Sanft fährt sie ihren Figuren über die Stirnfalten der Verzweiflung, erspürt sie dabei, fährt ihre feinen psychologischen Antennen aus, um ihre Schicksals- und Fehlschläge treffend zu machen. Die Tiefe und die Untiefen ihrer Seelen zu zeigen. Kaum ein anderer Autor kann gleichzeitig so prosaisch und so poetisch erzählen. Von Träumen. Und davon, dass die kleinen eher Erfüllung finden als die großen. Nicht alle Menschen werden Brüder. Aber manchmal gelingt es zweien. Das Leben – natürlich! – hat immer eine Art Happy End. Man muss es nur zu erkennen wissen.

Zur Autorin: Elizabeth Strout wurde 1956 in Portland, Maine, geboren und wuchs in Kleinstädten in Maine und New Hampshire auf. Nach dem Jurastudium begann sie zu schreiben. Ihr erster Roman „Amy & Isabelle“ (1998) wurde für die Shortlist des Orange Prize und den PEN/Faulkner Award nominiert und wurde ein Bestseller. Für „Mit Blick aufs Meer“ bekam sie 2009 den Pulitzerpreis. Elizabeth Strout lebt in Maine und in New York City.

Luchterhand Literaturverlag: Elizabeth Strout, Das Leben natürlich. 400 Seiten. Übersetzt von Sabine Roth und Walter Ahlers.

www.randomhouse.de/luchterhand/

Interview mit Elizabeth Strout: www.goodreads.com/interviews/show/846.Elizabeth_Strout

Wien, 28. 11. 2013