mumok: FISCHERSPOONER – SIR
Juni 28, 2017 in Ausstellung
VON MICHAELA MOTTINGER
Einladung in ein schillerndes Queer-Universum

FISCHERSPOONER: Apt 3/Casey #5, 2015. Bild: © Yuki James
Als Warren Fischer und Casey Spooner ihr Kunst-, Musik- und Performanceprojekt FISCHERSPOONER 1998 in New York ins Leben riefen, hatten sie eine Mission: Die zugeknöpfte, elitäre Kunstszene sollte offener und zugänglicher werden. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Nach ihren ersten, orgiastisch-opulenten Performances, etwa im MoMA PS1, wurden FISCHERSPOONER zum talk of the town und waren aus der Kunstszene der Stadt bald nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem 2000 erstmals veröffentlichten Song „Emerge“ landeten FISCHERSPOONER einen internationalen Club-Hit und schafften es durch eine Platzierung in der Britischen Top 40-Hitparade 2002 sogar auf die Bühne der Kultsendung Top of the Pops.
Ab 30. Juni 2017 präsentieren FISCHERSPOONER ihr schillerndes, verspieltes, queer-lustvolles Universum unter dem Titel SIR erstmals im mumok. Eine von Yuki James produzierte Fotoserie bildet die Grundlage der eigens für die Ausstellung geschaffenen Rauminstallation. Im Zentrum der Fotoserie stehen neben Casey Spooner diverse Freunde und Freundinnen, Bekanntschaften, zum Teil anonyme (im Internet rekrutierte) Männer, die sich in Spooners ehemaligem Apartment in New York in unterschiedlichen Charakterinszenierungen ablichten lassen.

FISCHERSPOONER: Apt 3/Juan Pablo and Casey, 2015. Bild: © Yuki James

FISCHERSPOONER: Apt 3/Robert, 2015. Bild: © Yuki James
Von Leder- und Ketten-Bondage bis hin zu betont männlicher Nacktheit reicht die Palette, stets eingefasst in ein häuslich-warmes Interieur, versetzt zugleich mit größtmöglicher, nach außen gerichteter Expressivität. Durch die Nutzung des privaten Ambientes als Bühne der Selbstinszenierung werden Fragen der Grenzziehung zwischen privatem und öffentlichem Raum aufgeworfen. Wo endet das Private? Wo beginnt das Öffentliche? Identitäten werden heutzutage stark über soziale Medien definiert und zugleich privat und öffentlich präsentiert. Also: In welchen Zwischenräumen agieren wir?

Ausstellungsansicht: FISCHERSPOONER. SIR, mumok, Wien / Vienna, 30. 6. – 29.10.2017. Bild: © mumok/Klaus Pichler
Bei der Rauminstallation handelt es sich um eine künstlerische Fortführung des vierten Albumprojektes von FISCHERSPOONER. Das im Herbst 2017 unter dem Titel SIR erscheinende Album wurde von R.E.M.-Frontmann Michael Stipe produziert und thematisiert das Verschwimmen eben jener Grenzen.
FISCHERSPOONER agieren in den Zwischenräumen von Humor und Ernsthaftigkeit, Popkultur und Kunst, Fiktion und Fakt, Öffentlichkeit und Privatheit. Der „in-between space“, die fortwährende Lücke zwischen allzu eindeutigen Bereichsabgrenzungen, wird von FISCHERSPOONER in einer Art Balanceakt virtuos bespielt – ohne Angst vor dem Absturz, sondern geradewegs auf ihn zusteuernd. „The discovery of this unnamed space“, so Warren Fischer, „felt honest and ecstatic; the world cracked open and an elusive truth was revealed.“
Bei freiem Eintritt lädt das mumok am 29. Juni um 19 Uhr zur Eröffnung der Ausstellung. Zu erleben gibt es eine Lecture Performance und eine Signierstunde von und mit FISCHERSPOONER und ein DJ-Set von WOLFRAM.
Wien, 28. 6. 2017