Arash T. Riahi: Ein bisschen bleiben wir noch

Oktober 1, 2020 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

Aus Kindersicht aufs Abschieben geschaut

Oskar und Lilli haben sich eine heile Fototapetenwelt gebastelt: Leopold Pallua und Rosa Zant. Bild: © Filmladen Filmverleih

„Wenn man den Mund lange genug offenlässt, können die Sorgen vielleicht aus einem rausfliegen“, hofft Oskar flüsternd und probiert es gleich einmal aus. Doch so einfach ist es nicht. Der Achtjährige und seine fünf Jahre ältere Schwester sitzen vor der Heile-Welt-Fototapete, die sie sich gebastelt haben. Elefanten, ein Rehkitz, Eichhörnchen

bevölkern das Fantasieland von Ortsa und Leila – die un/längst zu Oskar und Lilli geworden sind. Um weniger aufzufallen, nicht aus der Masse rauszufallen. Die Polizei wummert an die Tür, dringt in die mehr als bescheidene Bleibe ein, durchwühlt die wenigen Habseligkeiten. Sie wisse doch um den Ausweisungsbescheid, wird die Mutter zurechtgewiesen, und festgestellt, dass die Behörde Sohn und Tochter nun mitnehme. Zu „Schnitzeln“ und „an sauberem G’wand“ – und die verzweifelte Frau, Schauspielerin Ines Miro, läuft ins Bad, schließt sich ein, die Pulsadern, Blut fließt …

Regisseur Arash T. Riahi hat den Roman „Oskar und Lilli“ von Monika Helfer verfilmt. „Ein bisschen bleiben wir noch“ ist ab morgen in den Kinos zu sehen, und Riahis Zugang zum Thema, er selbst als achtjähriger Flüchtling in den 1980er-Jahren aus dem Iran in Europa angekommen, kein sozialrealistischer, sondern ein poetischer. Ihm gehe es um die Unschuld, die Unschuld der Kinder und die des menschlichen Glaubens an Gerechtigkeit, sagt Riahi, und „dass wir viele der Probleme unserer Zeit nicht durch bürokratische Ansätze sondern durch humanistische lösen werden können“. Lilli und Oskar, sie kennen keine andere „Heimat“ als Österreich.

Dass ihm die Kindersicht aufs Abschieben so glänzend gelingt, ist seinen Darstellern Rosa Zant als Lilli und Leopold Pallua als Oskar zu danken, die schlicht hinreißend spielen. Die kühle, abweisende Teenagerin und den fantasiebegabten, warmherzigen kleinen Bruder, die sich im Folgenden ihre je eigene Überlebensstrategie zurechtlegen. Wobei Riahi in kontrastreichen Aufnahmen zwischen Leinwandmagie, Albtraumsequenzen aus einem zerstörten Land und unverblümter österreichischer Härte zu wechseln weiß.

Die überforderten Öko-Pflegeeltern: Alexandra Maria Nutz und Markus Zett. Bild: © Filmladen Filmverleih

Manchmal verliert sogar Oskar die gute Laune: Leopold Pallua. Bild: © Filmladen Filmverleih

Frei fliegend im „Scherm“ – Lilli blüht im Prater auf: Rosa Zant. Bild: © Filmladen Filmverleih

Geborgen bei Oma Erika: Christine Ostermayer und Leopold Pallua. Bild: © Filmladen Filmverleih

Die aus Tschetschenien geflohene Familie, der Vater vor Jahren in irgendeinem Grenzland verloren gegangen, wird einmal mehr auseinandergerissen. Die Mutter wird nach ihrem Selbstmordversuch in die Psychiatrie eingewiesen, Oskar und Lilli verschiedenen Pflegeeltern zugeteilt, damit sie sich, so die Logik von Jugendamtsmitarbeiterin Veronika Glatzner, nicht zusammen in ihrem Trauma einigeln können. „Ich werde dich finden, egal wo sie dich hinbringen“, ist Lillis letztes Versprechen. Dann entführt Riahi seine minderjährigen abgewiesenen Asylwerber in eine Gutmenschen-Farce.

Lilli landet bei Single Ruth, als die Simone Fuith herrlich aufgeklärt-aufgedreht agiert, sie wisse ja, die Tschetschenen essen viel Fleisch, plappert sie beim ersten Abendmahl und dass sie sich nicht als Ersatzmutter, sondern Lillis neue beste Freundin verstehe. Oskar wird zu einem von Alexandra Maria Nutz und Markus Zett lustvoll überzeichneten Lehrerehepaar verfrachtet, zwei Ökofundis und Vegetarier, die auf Oskars Kommentar zum fleischlosen Eintopf – „Ihr seid alle nicht normal!“ – mit Entsetzen reagieren und sofortige Integration einfordern. Doch mehr als alles Missverstehen schwebt über beiden Haushalten „das gute Gefühl, dass wir das machen“.

Da lacht sich Oma Erika – Christine Ostermayer, die ihre Rolle mit nahezu erschreckend realitätsnaher Hingabe verkörpert – fast kaputt. Mit deren Parkinsonerkrankung die Lehrer ebenso überfordert und ergo hysterisch sind wie mit ihren Moralvorstellungen, und Söhnchen Simon (Filmemachers Neffe Simon Fraberger-Riahi), und es wird Oskar sein, der sich, zunächst als eine Art „Heimhilfe/Babysitter“ zweckentfremdet, um das Schicksal auch dieser Familie annehmen wird. In seinem maßlosen Optimismus, die Existenz und das Verhalten der Menschen um sich zu verändern, zu verbessern, und so sein eigenes, um einiges dramatischeres Leben zu meistern.

Das macht Leopold Pallua in doppeltem Sinne zum Herz des Films, sein Oskar, der Künstler und Erfinder, dessen Neugier und Neunmalklugheit, dessen trockener Humor und Leichtigkeit Situationen zu meistern, den Grundtenor der Traurigkeit erst erträglich machen. Ihm schenkt Riahi all die lyrischen Momente, allein wie er Großmutters Wunderkammer-Schlafzimmer entdeckt, alldieweil Lilli sich an der Wirklichkeit reiben muss. Ruths zwielichtigem Lover Georg, Rainer Wöss, zum Beispiel. Von dem man lange glaubt, dass er Lilli an die Wäsche, während er sie nur so rasch wie möglich wieder loswerden will.

Tschetschenische Albträume: Rosa Zant, Leopold Pallua und Ines Miro als Mutter. Bild: © Filmladen Filmverleih

Die einzige Schulfreundin bleibt Betti, Anna Fenderl, Tochter von Studio 2-Moderatorin Birgit Fenderl, mit einer weiteren Probe ihres Talents, Problemfamilienmitglied Betti also, Raucherin und Wodkatrinkerin, die Lilli das Taschengeld abluchst, damit sich ihre Mutter die Drogensucht nicht auf dem Straßenstrich finanziert. Wenig wirft hier ein gutes Licht auf den sogenannten Westen und seine Werte. Und irgendwie mystisch und zauberhaft spiegelt

die schon hinüber entschwindende Großmutter, deren Geschichte ein großes Rätsel bleibt, das Gestern ins Jetzt. Mit welch Szenen Arash T. Riahi sein Anliegen illustriert: Lilli, die sich noch einmal in die alte Wohnung schleicht, um das Blut der Mutter wegzuwaschen. Lilli an ihrem Zufluchtsort des Glücks, frei fliegend im Prater-„Scherm“. Oskar, der die gefrustete Bio-Lehrerin im Supermarkt beim Wurstfressen ertappt. Oskar, der sich darin übt, ein „gefährliches Kind“ zu sein, um eine Adoption zu verhindern.

Die Mutter im Krankenhausgarten, die vorgibt ihre Kinder nicht zu erkennen, und wie der Zuschauer merkt, es ist ihr Schwindel für deren bessere Zukunft. Die persönlich liebste, als Oskar der Lehrerin eine Leberkässemmel unter die Matratze schiebt, damit der Lehrer glaubt, sie furzt – und Klein-Simon die Semmel hervorholt und isst. Mehr Rebellion, mehr Widerstand geht nicht. Und schließlich ein Seifenblasentanz mit Mutter, Lilli und Großmutter Erika – Momente wie dieser in Filmen stets ein Zeichen für den Tod.

„Ein bisschen bleiben wir noch“ ist an keiner Stelle ein kitschiges Betroffenheitsdrama, der Film ist ein zutiefst menschliches Werk, das seine jugendlichen Hauptfiguren nie zu wandelnden Klischees verkommen lässt. Leopold Pallua, Rosa Zant und Anna Fenderl spielen sich mit einer rauen Emotion durch den kaum entrinnbaren, aber dennoch mit Hoffnungsschimmern erfüllten Mikrokosmos ihrer Figuren, dass es eine Freude ist. Aufwühlend und beglückend, die unter der Oberfläche schwelende Tragik niemals beschönigend, endet der Film mit einem Schlussbild, das in seiner Ambiguität jedem selbst zu deuten überlassen ist. Real, surreal, sch*egal, um den alten Sponti-Spruch abzuändern. Bei Oskar wird: Das be*scheidenste Leben ein schöner Traum.

www.einbisschenbleibenwirnoch.at           Trailer: vimeo.com/396736862           www.youtube.com/watch?v=_1o5thmI3ik           Behind the Scenes-Clip mit Arash T. Riahi über die Besetzung seines Baby-Neffen Simon – Sehenswert!: www.facebook.com/OskarAndLilli/videos/1296956990643097/

  1. 10. 2020

Theater Drachengasse: Tag des Zorns

Januar 15, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Kein Platz für Protestierer

Der Gesundheitsminister nützt die Demo der Krankenschwestern zur Eigen-PR: Julia Urban, Florian Carove und Suse Lichtenberger. Bild: © Andreas Friess / picturedesk

Den Eingang zum Spielraum hat Kristof Kepler mit einem Wandbild versehen, Viktor Orbán und wie er von einem Hund bepisst wird, ein erster Eindruck von Stimmung und Stoßrichtung, die den Abend im Theater Drachengasse ausmachen werden. Ist das Stück, das gegeben wird, doch von Autorin Éva Zabezsinszkij und Theatermacher Árpád Schilling, und dieser in seiner Heimat Ungarn als „potenzieller Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“ von der Fidesz-Regierung zum Feind erklärt worden …

Montagabend war nun Österreichische Erstaufführung von „Tag des Zorns“, eine Koproduktion mit neuebuehnevillach und die erste Regiearbeit von Mercedes Echerer, die zuletzt schon mit ihren Hörbucheditionen kulturelle Entdeckungsreisen durch den europäischen Kontinent unternahm, dessen östlicher Teil ihr aufgrund familiärer Verbindungen ein besonderes Anliegen ist. Schilling und Zabezsinszkij erzählen entlang einer wahren Geschichte: 2015 wagte es Krankenschwester Mária Sándor, bekannt geworden als „Schwester in Schwarz“, weil sie ihre obligate weiße Berufskleidung gegen die Farbe der Trauer tauschte, gegen die herrschenden Zustände an ungarischen Krankenpflegeanstalten zu protestieren.

Sándor trat einen langen Marsch gegen das System an, gegen die unzulänglichen, unmenschlichen Verhältnisse für Patienten und Personal, gegen die erniedrigenden Arbeitsumstände, gegen die unbezahlten Überstunden. Mit der Folge, dass die Kolleginnen und Kollegen sie der Reihe nach im Stich ließen. So ergeht es in der Bühnenfiktion auch Erzsébet, Krankenschwester auf einer neonatologischen Station, die die Situation für die ihr schutzbefohlenen Frühchen verbessern will. Gemeinsam mit Freundin Nicki probt sie den Aufstand bei einer Demonstration, die sich zur landesweiten ausdehnt, und eigentlich ist Nicki die Anstifterin, doch die biblische Strafe wird über Erzsébet kommen.

Mutter und Tochter I: Suse Lichtenberger und Babett Arens. Bild: © Andreas Friess / picturedesk

Mutter und Tochter II: Suse Lichtenberger und Simone Leski. Bild: © Andreas Friess / picturedesk

Suse Lichtenberger spielt diese, eine geschiedene, alleinerziehende Mutter, die auch noch der eigenen Mutter Unterkunft in ihrer kleinen Wohnung gibt, eine Frau voller Selbstzweifel, mit wenig Selbstvertrauen, eine von denen, die Fehler stets bei sich selber suchen. Begleitet wird Lichtenbergers berührende Performance von Simone Leski, die die Tochter Evelyn zwischen Aufsässigkeit (weil ihre Konsumwünsche nicht erfüllt werden) und Anteilnahme am Schicksal der Familie anlegt, und Babett Arens als Erzsébet sen.

Dies freilich die dankbarste Rolle, erst eine schrullige Alte, die trinkt wie ein Husar und schimpft wie ein Rohrspatz, eine Sprichwort-Schleuder, die mit ihrer „Hab ich’s nicht gleich gesagt“-Attitüde nervt, bis sie ein Unglück in tiefste Hilflosigkeit stürzt. Klar, dass die Arens alle Facetten ihrer Figur mit ihrem schauspielerischen Können füllt.

Nicht nur für diesen Charakter haben Schilling und Zabezsinszkij pointierte Sätze geschrieben, die beiden verstehen es, die Brisanz des Themas, dessen politische Dimension in eine krachende Satire zu betten, und Mercedes Echerer inszeniert das ohne Schnörkel.

Doch bei aller Härte des Gezeigten mit wohldosiertem, trockenem Humor. So dass trotz der Trostlosigkeit, in der die Figuren leben, sie noch unterstrichen vom Bühnenbild Zsolt Kemenes‘ und den Kostümen von Michaela Wuggenig, ein ab und zu Auflachen möglich ist. Das Spieltempo ist hoch, was vor allem Julia Urban und Florian Carove fordert, die in jeweils mehreren Rollen zu sehen sind.

Julia Urban unter anderem als Nicki, als Evelyns Klassenvorstand, die kommt, um die Familie auszuspionieren, sowie als diverse Karriere- und Ehefrauen, jede von ihnen darstellerisch auf den Punkt gebracht, entworfen mit wenigen, energisch gesetzten Strichen. Ganz großartig ist die Wandlungsfähigkeit von Florian Carove, der als Gesundheitsminister und als Krankenhausdirektor von Populist zu Opportunist wechselt, wobei letzterer die windigen Versprechungen des ersteren genau kennt, später als Erzsébets Ex-Mann auf Pantoffelheld macht – und als exaltierter Schönheitssalonbesitzer Norbi ein Kabinettstück liefert. Bei ihm nämlich findet Erzsébet endlich neue Arbeit – die diplomierte Fachkraft als Putzfrau, wird sie doch im Krankenhaus gefeuert, weil des Ministers Problemlösung lautet, die Frühchen-Station zu schließen.

Am Ende begeht Erzsébet eine Wahnsinnstat: Julia Urban, Florian Carove und Suse Lichtenberger. Bild: © Andreas Friess / picturedesk

„Die Menschen lieben Schreihälse nicht, weil sie sie daran erinnern, dass sie selber schweigen“, konstatiert Erzsébet sen., als sich alle von ihrer Tochter abwenden und die, nun als Störenfried verschrien, keine Stelle mehr in einem Spital findet. Die Spirale dreht sich unaufhaltsam nach unten, Erzsébet wird reingelegt, finanziell, in der Liebe, in ihrem Glauben an Mitmenschlichkeit, wird immer aggressiver werden – und am Ende eine Wahnsinnstat begehen …

400 Überstunden pro Jahr, für die die Konzerne drei Jahre Zeit haben, um sie zu bezahlen, hat das ungarische Parlament im Dezember des Vorjahres per Gesetz verordnet. Doch „Tag des Zorns“ beschreibt nicht nur ein Land, das vom Kommunismus in einen Nationalismus mit zunehmenden sozialen Missständen gefallen, und mit zügigen Schritten Richtung Totalitarismus unterwegs ist. Die erfolgreiche Zerstörung gesellschaftlicher Solidarität, deren Spaltung durch das Säen politischer Zwietracht, und im speziellen Fall das Krankmachen des Gesundheitssystems, passiert auch anderswo. Wer Parolen à la „Wer anständig arbeitet, wird schon sein Auslangen finden“ hören will, muss über keinen Grenzzaun schauen. In diesem Sinne ist dem Aufruf zum Früher-Aufstehen unbedingt zu folgen, gilt es dieser Tage doch hellwach zu sein.

www.drachengasse.at

  1. 1. 2019

Wiener Festwochen: Mondparsifal Alpha 1-8 (Erzmutterz der Abwehrz)

Juni 5, 2017 in Klassik

VON MICHAELA MOTTINGER

Jonathan Meese und der Urknall im Universum Wagnerz

Die Gralsritter sind auf dem Mond gelandet und haben gleich einen Eiskasten (re.) aufgestellt: Wolfgang Bankl, Sven Hjörleifsson und Johanna von der Deken. Bild: 2017 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

Im Vorfeld hatte man sich zwei Mal versprochen und gemeint, man gehe in „Mondbasis Alpha 1“, für alle, die diese alte Science-Fiction-Serie noch kennen. Peinlich? War’s dann nicht mehr. Der österreichische Komponist Bernhard Lang und Universalkapazunder Jonathan Meese haben Wagners „Parsifal“ in der Tat auf den Mond geschossen. So kam bei den Festwochen „Mondparsifal Alpha 1-8 (Erzmutterz der Abwehrz)“ zur Uraufführung. Eine Überschreibung.

Der Grüne Hügel hatte eine ohnedies Light-Produktion des Originals nicht gewollt, Intendant Tomas Zierhofer-Kin schnell zugegriffen und das Projekt zu einem eigenständigen weiterentwickeln lassen – und man kann sich nun beruhigt zurücklehnen und sagen: Solange es einen Kulturmanager wie ihn in dieser Stadt gibt, wird Wien nicht Bayreuth werden.

Denn die Aufführung ist genialisch-großartig. Der Urknall im Universum Wagnerz sozusagen. Und wurde vom Publikum – das bis auf eine Handvoll Flüchtlinge bis zum Schluss gespannt und erwartungsfröhlich blieb – mit Riesenjubel und noch mehr Applaus bedankt. Jonathan Meese empfing es mit Standing Ovations, der, so sichtlich gerührt, dass er die (beschlagene?) Brille abnehmen musste, küsste sich durch seine Künstler und sein Leading Team. Es ist unwahrscheinlich, dass auch nur einer auf der Bühne seinem Schmatz entkam.

Tómas Tómasson leidet als irre gewordener Amfortas als wirbelnder Lollipopallergie. Bild: 2017 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

Wohnsitz der Ritter ist die Villa Wahnfried. In der Mitte Daniel Gloger als Parzifal-Zed mit Gralsholzgliederpuppe. Bild: 2017 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

„Mondparsifal Alpha 1-8“ ist erstaunlich viel Wagner, ist echt Oper, nicht Performance. Bernhard Lang, der auch das Libretto verfasste, hielt sich ziemlich exakt an die Handlung des Bühnenweihfestspiels. Bis auf einen Schlusspunkt: Kundry darf bei ihm leben. Ein Akt der Emanzipation, wäre doch auch ein noch so hehres Erlösungsfrauenopfer im 21. Jahrhundert irgendwie seltsam. In seiner Komposition fehlt keine Wagnernote, er hat sie neu arrangiert, dekonstruiert und wieder zusammengesetzt.

Und das Ergebnis sind teil lyrische Töne gleich Sphärenklängen, dann muten Passagen jazzig an, wobei verstärkt Schlagwerk und Synthesizer zum Einsatz kommen. Die persönlich liebste Stelle ist das Vorspiel zum zweiten Aufzug: eine Reverenz an die Musik von 1970-Jahre-Krimiserien, sehr suspense-ig und rasant.

Das korreliert naturgemäß mit Meeses Konzept. Der führt nämlich eine Menge neuer Figuren ein, beziehungsweise definiert er die vorhandenen neu. Der Individualmythologe – und in dieser Funktion ist er durchaus Wagner-Epigone – geht auch diesmal dieser seiner Lieblingsfunktion nach. In roter Schrift (in weißer darüber der gesungene Text) verkündet er sein Manifest, und das switcht zwischen Kunst conquers all und Mach‘ Kunst or die trying.

Sein Parsifal wird später auf der Bühne die Diktatur der Kunst ausrufen. Meese nimmt Richard Wagner so ernst, dass er an ihm Spaß haben kann – und das muss man mit dem Humor nehmen, den der Abend versprüht. Keine politische Kraft ist stärker als das Lachen, und Narren sind so frei, wie die Kunst es zu sein hat. Das hat das Premierenpublikum erkannt und amüsiert sich prächtig.

Meese zitiert alles, was nicht bei drei im dritten Rang ist. Er bedient sich aus der Trash- und Popkultur, aus Schundheftchen, bei alten Filmen und noch früheren Fernsehserien. Sein Bühnenbild ist erst eine explodierte Mondlandschaft (mit Rieseneiskasten, denn schließlich geht’s unter den Rittern sehr um Fressen und für Amfortas ums Gefressenwerden), er zeigt seine Version der Villa Wahnfried als Gralshort und einen Wicker Man, in der Menschenopferburg residiert Klingsor. Im dritten Aufzug lässt er zum Karfreitagszauber Fritz Langs „Die Nibelungen“ laufen. Der Meister selbst residiert in Loge eins und zeichnet, schreibt und collagiert live.

Die Figuren hat er sich auf seine Weise anverwandelt: Parsifal ist im heißen roten Höschen und mit Proletenschnäuzer der Zed aus „Zardoz“, ein Sean-Connery-Lookalike, und man muss sagen, dass der Sir nie einen schlechteren Film gemacht hat. Kundry ist Barbarella, und als sie Parsifal täuschen will und sich als Herzeleide ausgibt, kommt sie mit einem Indianerkanu aus den Ewigen Jagdgründen. Meese hat für eine Minute seiner Inszenierung mehr Ideen (und noch dazu lauter logische), als andere Regisseure im ganzen Leben.

The writing on the wall. In der Loge rechts der Chef beim Livezeichnen, -schreiben und collagieren. Bild: 2017 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

Und endlich Erlösung: Daniel Gloger als C3PO-Parzifal mit Zardoz-Maske lässt sich von den Mangamädchen feiern. Bild: 2017 © PHOTOGRAPHY JAN BAUER . NET / COURTESY JONATHAN MEESE . COM

Gurnemanz ist ein etwas beleibterer Meese-Klon, natürlich er der Spielmacher. Amfortas hat was von Captain Kirk und leidet an wirbelnder Lollipopallergie, nein, natürlich, die Wunde ist eine Hypnosescheibe. Klingsor schließlich schaut aus wie ein abgefuckter Elvis, und seine bösen Mädchen wie einem Mangamärchen entsprungen. Am Ende wird Parsifal ein goldener C3PO-König sein, mit Zardoz-Maske, auch diese Kombination stimmt: Der Sklave, der sich selbstermächtigt, der „Brutale“, der ein „Ewiger“ wird. Und, dass er mit der Frage „Würdest du Gott töten?“ konfrontiert wird, passt auf Meese wie hingespuckt, der durch Kunst alle Herrschaftssysteme und ergo auch Religionen vernichten will. „Entmitläufert euch!“ ist seine schönste Message.

Gesungen wird in Deutsch, Englisch, Französisch und einer Kunstsprache, die mit Hojotoho! und Wallala, weiala weia! ohne Weiteres mithalten kann. Die Solistinnen und Solisten sind in dieser exaltierten Arbeit allesamt auf der Höhe, getragen von der höchst inspirierten Dirigentin Simone Young, den wunderbaren Klangforum Wien und Arnold Schoenberg Chor.

Countertenor Daniel Gloger ist als Parsifal darstellerisch wie sängerisch eine Sensation, der Mann hat offenbar Kondition ohne Ende – und Improvisationstalent, als die Hynosewunde nicht am heiligen Speer haften bleiben will. Magdalena Anna Hofmann gibt der Kundry mit ihrem sicher geführten Sopran Kraft. Die Bassbaritone Wolfgang Bankl als Gurnemanz, Tómas Tómasson als Amfortas mit dem irren Blick und Martin Winkler als Klingsor überzeugen mit jedem Ton. Winkler, wie man ihn kennt und schätzt, bringt natürlich schauspielerisch eine komische Note ein.

Am Ende gibt’s für alle Eis. Vanille, Erdbeer und Schokolade retten die Welt als Quadrat, Kreis und Dreieck. Dramaturg Henning Nass hat’s in der Werkeinführung erklärt, eine Hommage an Fürst Hermann von Pückler-Muskau. Es folgt der Unendlichachter und Parsifals Aufforderung an Kundry: Ruf mich an! Weiter geht’s nun im Oktober in Berlin mit „Mondparsifal Beta 9-23 (Von einem, der auszog, den „Wagnerianern des Grauens“ das „Geilstgruseln“ zu erzlehren …)“. Thomas Oberender war schon spicken, und er wird wohl daheim berichten, dass man sich freuen kann.

www.festwochen.at

Wien, 5. 6. 2017

Museum der Moderne – Rupertinum: Simone Forti

August 6, 2014 in Ausstellung

VON RUDOLF MOTTINGER

Mit dem Körper denken. Eine Retrospektive in Bewegung

Simone Forti: Floating Drawings, 1971, Tinte auf Papier  Courtesy Simone Forti und The Box, Los Angeles

Simone Forti: Floating Drawings, 1971, Tinte auf Papier
Courtesy Simone Forti und The Box, Los Angeles

Das Museum der Moderne Salzburg widmet derzeit der einflussreichen Künstlerin, Tänzerin und Choreografin Simone Forti die erste große internationale Retrospektive mit Liveperformances im Museum und in der Stadt. Das Museum  richtet die weltweit erste umfassende Rückschau auf das bahnbrechende Werk der einflussreichen Künstlerin, Choreografin, Tänzerin und Schriftstellerin Simone Forti aus. „Mich interessiert, was wir durch unsere Körper über die Dinge wissen“, sagt Forti. Neben zahlreichen Performances, von denen viele live zur Aufführung kommen, eröffnen Skulpturen, Zeichnungsserien, Arbeiten mit Hologrammen und mit Klang sowie
Videos ein überraschend breites künstlerisches Spektrum. „Simone Fortis künstlerische Arbeit artikuliert sich in einer beispiellosen Freiheit und in vielfältigen Verbindungen, als würden Disziplinen, Genres und Grenzen nicht existieren. Sie hat damit Generationen von Künstlerinnen und Künstlern von den 1960er-Jahren bis heute beeinflusst“, so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg, die diese Ausstellung kuratiert hat. In diesem Zusammenhang erscheint auch der erste umfangreiche Katalog zum mehr als fünfzig Jahre umspannenden Werk der Künstlerin.

Simone Forti wurde 1935 in Florenz (Italien) geboren und emigrierte 1938 mit ihrer Familie über die Schweiz in die USA nach Los Angeles, wo sie aufwuchs und nach langen Aufenthalten in New York und an anderen Orten mittlerweile wieder lebt. Sie wurde geprägt vom liberalen Klima der Westküste und später von der experimentellen Downtown-Kunstszene von New York – zu einer Zeit, als Performancekunst, prozessbasierte Arbeiten und Minimal Art aufkamen. Unter ihren Mentoren Anna Halprin und dem John-Cage-Schüler Robert Dunn hat sich Simone Forti intensiv mit körperlicher Wahrnehmung und Komposition auseinandergesetzt und sich dem Experiment und der Improvisation verschrieben. In den frühen 1960er-Jahren revolutionierte sie, gemeinsam mit Steve Paxton und Yvonne Rainer, die Vorstellung von Tanz und Performancekunst mit aus dem Alltag entnommenen Bewegungen. Die Kollaboration mit Künstlern wie Dan Graham und Robert Whitman sowie mit Musikern wie Charlemagne Palestine, Peter Van Riper und La Monte Young zieht sich wie ein roter Faden durch Fortis Arbeit. In den letzten Jahren haben Künstlerinnen und Künstler der jüngeren Generation vermehrt die Zusammenarbeit mit ihr gesucht, was die große Bedeutung von Fortis Werk für die aktuelle Kunst verdeutlicht.

Simone Forti gilt als Schlüsselfigur des postmodernen Tanzes und als Wegbereiterin der Minimal Art. Sie selbst beschreibt sich gern als „Bewegungskünstlerin“. In Huddle (1961), einer ihrer populärsten Arbeiten, bildet eine Menschengruppe, in der gebündelte Kräfte wirksam werden, eine Skulptur. Zu Fortis bekanntesten Werken zählen minimale Objekte aus einfachen Materialien wie Sperrholz und Seilen: die berühmten Dance Constructions (1960/61), die erstmals in New York aufgeführt wurden und – unter anderem im Loft von Yoko Ono nach Art eines Skulpturengartens inszeniert – radikal neue Tänze hervorbrachten. Fortis Untersuchungen der Beziehung von Objekt und Körper im Wechselspiel mit mentalen Abläufen und Sprache sind wichtige Beiträge an der Schnittstelle zwischen Skulptur und Performance. In den späten 1960er-Jahren – unter anderem unter dem Einfluss der Schriften des Verhaltensforschers Konrad Lorenz – begann Forti, die damals in Rom in der Nähe des Zoos lebte, aus den Bewegungen von Tieren Performances zu entwickeln. In ihren jüngsten Arbeiten, den News Animations, führt sie gesprochene Worte in ihre Performances ein und untersucht, wie aktuelle Ereignisse im Tanz gespiegelt werden können.

Die Ausstellung umfasst mehr als zweihundert Werke – Objekte, Zeichnungen, Hologramme, Klangarbeiten, Fotografien und Videos von Performances, die zu einem großen Teil noch nie zu sehen waren – und ist in sechs Gruppen organisiert; die umfangreichste davon wird von den erwähnten Dance Constructions gebildet. In einer weiteren Zone wird von der Künstlerin eine als „persönliche Arbeiten” bezeichnete Gruppe (1967) vorgestellt, in denen sie sich malerisch mit primären Farben auseinandergesetzt hat. Hinzu kommen die Serien der Animal Movement Works (ab 1968), Tierbewegungsstudien in Form von Zeichnungen und Performances, und der Illuminations-Zeichnungen (1971). Ihre Performances in Innsbruck und Wien, Ende der 1970er-Jahre von Ursula Krinzinger organisiert, werden als ein wichtiges Kapitel der österreichischen Kunstgeschichte ebenfalls erstmals wieder vorgestellt. Mit der Werkgruppe News Animations (ab 1983) leitet Simone Forti über zur Fragestellung, wie Geschichte erfahrbar gemacht wird. Es wird damit ein Bogen gespannt zu der parallel am Museum der Moderne Salzburg gezeigten Ausstellung Kunst/Geschichten, die vom 26. Juli bis 26. Oktober 2014 auf  Ebene [4] zu sehen ist und in der Fortis „Nachrichtenanimationen“ ebenfalls integriert sind. Eine Audio/Video- und Leselounge lädt die Besucherinnen und Besucher ein, sich in das Schaffen von Simone Forti zu vertiefen.

Simone Fortis berühmte Dance Constructions und weitere Performances werden täglich außer montags im Museum auf dem Mönchsberg und im öffentlichen Raum in Salzburg aufgeführt. Detaillierte Informationen zu Aufführungsorten und -terminen sind im Performancekalender auf der Museumshomepage verzeichnet.

Salzburg, 31. 7. 2014

www.museumdermoderne.at

Wiener Festwochen: Geschichten aus dem Wiener Wald

Mai 11, 2014 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Michael Thalheimer haut total daneben

Katrin Wichmann (Marianne) Bild: Arno Declair

Katrin Wichmann (Marianne)
Bild: Arno Declair

Es kann die beste aller Ideen sein, „Geschichten aus dem Wiener Wald“ vom Deutschen Theater Berlin nach Wien zu bringen. Es kann die schlechteste aller Ideen sein. Bei Michael Thalheimer ist die Idee einfach ideenlos. Nein, es macht keinen Spaß, diese Rezension zu schreiben. Thalheimer, der Geliebte, dem man Sternstunden wie „Medea“ mit Constanze Becker, „Elektra“ mit Christiane von Poelnitz und zuletzt “Maria Magdalena” mit Sarah Viktoria Frick zu danken hat. Und jetzt das. Mit zwei Stunden ist Thalheimers „Geschichten aus dem Wiener Wald“-Inszenierung die längste, die man je gesehen hat.

In den Reihen raunt’s, die Deutschen sollen gefälligst die Finger von „unserem“ Horváth lassen. So ein Blödsinn („Geschichten aus dem Wiener Wald“ wurde 1931 in Berlin uraufgeführt). Im Gegenteil. Thalheimer wäre genau der Regisseur gewesen, dem Wiener Wald endlich den Wiener runterzureißen. Ein gefallenes Mädchen. Ein uneinsichtiger Vater. Ein Säugling, den man erfrieren lässt, weil ihn keiner will. Eine Spielernatur, kein schlechter Mensch, aber einer, der halt nicht aus seiner Haut kann. Und ein sitzengelassener Bräutigam, der sein Opferlamm am Schluss zum Altar wie zur Schlachtbank führt. Was könnte universeller sein? Ein Stoff, geschaffen für Abchasien bis Zypern. Und wer, wenn nicht Thalheimer, der Frauenstückeversteher, könnte diese Existenzen aufs Existenzielle reduzieren? Kurz, bündig, schmuslos. Wer anderer als der Meister antiker Angelegenheiten könnte die „kleinen“ menschlichen Dramen zur griechisch-großen Tragödie gestalten? Schicht für Schicht die Bestie Mensch freilegen?

Er hat’s nicht gepackt. Er hat’s nicht angepackt. Er war in seinem Zugriff nicht radikal genug.

Das Ganze beginnt auf leerer Bühne mit großer Tafel, an der die Darsteller Platz nehmen (dafür ist gleich gar kein Bühnenbildner angegeben); dem Donauwalzer – Dreivierteltakt um Dreivierteltakt um Dreivierteltakt; einem Havlitschek (Henning Vogt) mit blutiger Schürze und blutigen Händen. Die Sau – man weiß es. What a life, what a cliché. Wer was zu sagen hat, kommt nach vorne und macht’s als Rampenstehtheater. In einem Horváth-Dialekt, den sich der Autor schon zu Lebzeiten verbeten hat. So werden Waserl und Madal (Maderl) und Muatal (Muaterl) germanisiert. An der Bodhur‘ (Badehure) muss man naturgemäß scheitern. Ja, der achte Hieb und der Donaustrand und die Wachau können ein Hund sein.

Einige gab’s ja, die hielten das Scheitern an der unaufgefordert dargebotenen Mund-Art für eine Persiflage aufs goldene Wienerherz. Eine Möglichkeit. Die aber nicht darüber hinweg tröstet, dass es keinerlei Personenführung gab. Nie, wagt man hier zu behaupten, blieben der Zauberkönig (Michael Gerber), die Großmutter (Simone von Zglinicki) oder die Mutter (Katrin Klein) so konturlos. Fast wie der Karton-Mummenschanz, den sich die Darsteller immer wieder unvermittelt vors Gesicht schnallten. Ja, ja, die breite Masse. Marianne kriegt noch eine dieser Masken verpasst. Der Kothurn dazu fällt aus, auch wenn Vieles stelzenhaft daherkam. So saftige Rollen so blutleer runterspielen zu lassen, ist andererseits schon wieder eine Kunst. Dazu Andreas Döhler als Alfred, der „Geschichten aus dem Spreewald“ gab, wo er, glaub‘ ike, unbedingt irgendwem eine auf die oder in die Fresse geben wollte. Schon von Gang und Gehabe her ist dieser Alfred eine Karikatur.

Wären nicht Almut Zilcher als Valerie und Peter Moltzen als Oskar auf der Bühne gestanden, man hätte das Volkstheater gar nicht erst aufsperren müssen. Zilcher bringt alles mit, was Horváth braucht. Ist genau die leicht überwuzelte Trafikantin, immer noch sexy, die’s immer noch braucht, aber nicht mehr so kriegt, die Bissgurn mit dem Herz am richtigen Fleck. Peter Moltzen legt den Oskar in Mimik und Gestik von Anfang an als Perversen fest. Man ist überzeugt, dass ihm in der Ehe „die Hand ausrutschen“ wird. Die Sau- man weiß es. Beide Rolleninterpretationen sind nicht neu, aber immer noch gut und gültig. Moltzen hat eine wunderbar clowneske Einlage, einen Kampf mit der Konfektschachtel, die er der Marianne verehren will. Katrin Wichmann als diese bemüht sich um Wahrhaftigkeit zwischen den Pappgesichtkameraden. Um so etwas wie echte Verzweiflung über ein verpfuschtes Leben. Ihr Schrei „Ich will nicht mehr geschlagen werden!“ – von der Gesellschaft, von Gott und der Welt eben – ist der einzige Augenblick des Abends, der zu Herzen geht.

Alfred Polgar bezeichnete die „Geschichten aus dem Wiener Wald“ als „ein Volksstück und die Parodie dazu“. Erich Kästner schrieb vom zerstörten Wiener Figuren-Panoptikum. Irgendwo dazwischen hätte Thalheimers Weg sein können. Aber er hat offenbar die Wanderkarte verloren. Zu den Burgruinen geht’s in der Regel eben sehr steil bergauf.

Die Bravos und Buhs aus dem Publikum hielten sich die Waage.

www.festwochen.at

www.mottingers-meinung.at/wiener-festwochen-2014

www.mottingers-meinung.at/interview-michael-thalheimer-inszeniert-elektra

Wien, 11. 5. 2014