MAMUZ Schloss Asparn: Experimentelle Archäologie

März 16, 2021 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Kurse zu Bogenbau, Bronzegießen, Knochenschnitzen

Eisenzeitliches Handwerksviertel im archäologischen Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: © Atelier Olschinsky

Das MAMUZ Schloss Asparn an der Zaya startet die Saison am 20. März mit der neuen Sonderausstellung „Experimentelle Archäologie“. Präsentiert werden außergewöhnliche Experimente renommierter Archäologinnen und Archäologen aus der ganzen Welt, durch die aufschlussreiche Erkenntnisse über vergangene Lebenswelten gewonnen werden konnten. Aber wie kann ein moderner Versuch die Realität der Vergangenheit widerspiegeln?

Wie ist ein Experiment aufgebaut und warum ist die minutiöse Dokumentation so wichtig? Die Ausstellung stellt die Experimentelle Archäologie als Forschungsmethode vor und zeigt ein breites Spektrum an Versuchsfeldern und Anwendungsgebieten. Archäologie beschäftigt sich weitgehend mit Zeiträumen, aus denen weder bildliche noch schriftliche Quellen überliefert sind.

Um die Herstellungsweise und Verwendung von archäologischen Funden, wie Werkzeuge und Bauten, ergründen zu können, reichen herkömmliche Methoden der Archäologie oft nicht aus. Nur im wissenschaftlichen Versuch können spezielle Fragen nach technischen Möglichkeiten, Arbeitsvorgängen und Handwerkspraktiken der Vorfahren beantwortet werden. Um ein Experiment durchführen zu können, ist es wichtig, die zu erforschenden Werkzeuge und Werkstoffe zu beherrschen. Daher benötigen Experimentalarchäologinnen und -archäologen nicht nur historisches Wissen, sondern auch praktisches Know-How und jede Menge handwerkliches Geschick.

Beim Handwerkskurs „Bogenbau“ wird ein Bogen selbst angefertigt. Bild: © MAMUZ

Experimentelle Gussform zur Herstellung eines altägyptischen Katzenkopfes. Bild: © Atelier Olschinsky

Experiment mit einer Gussform von prähistorischen Bronzeartefakten. Bild: Atelier Olschinsky

Beim Handwerkskurs „Töpfern“ werden Figuren aus Ton angefertigt. Bild: © MAMUZ

Die Ausstellung zeigt Experimente zu Themenbereichen wie Keramikfertigung, Holztechnologie, Bronzeguss, Glasperlenherstellung, textile Handarbeitstechniken, Knochenbearbeitung und Metallliturgie. Auch das Nachvollziehen von Handlungsabläufen, etwa die Zubereitung eines Schweinebratens vor 8000 Jahren, oder Wohnstudien in einem rekonstruierten Wikingerhaus werden mittels wissenschaftlicher Versuche dargestellt.

Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ und Kurator der Ausstellung, erklärt: „Experimentalarchäologie ist seit jeher ein zentraler Forschungsschwerpunkt des MAMUZ Schloss Asparn. In enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Experimentelle Archäologie der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte finden im archäologischen Freigelände regelmäßige Workshops und Lehrveranstaltungen statt. Viele experimentalarchäologische Forschungsergebnisse wurden bei den Architekturmodellen im Freigelände umgesetzt und fanden Eingang ins Vermittlungsprogramm des MAMUZ.“ Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit EXARC, einer internationalen Vereinigung von archäologischen Freilichtmuseen und Experimentalarchäologinnen und -archäologen.

Lebensgroße Mammutfigur im Freigelände. Bild: © Atelier Olschinsky

Workshops

Geplant ist, auch heuer wieder an den Wochenenden im archäologischen Freigelände abwechslungsreiche Erlebnisprogramme anzubieten, die 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte aktiv erfahren lassen. Auf dem Programm stehen dabei vergangene Lebensweisen und historische Handwerkstechniken wie Speerwerfen, Steinschleudern, Ritschert kochen und Bogenschießen. Die Erlebniswochenenden starten, sobald es die COVID-19-Maßnahmen der Bundesregierung ermöglichen.

In den Sommermonaten Juli und August lässt sich zudem historisches Handwerk wie Bogenbau, Glasperlenherstellung, Schmieden, Lehmofenbau, Bronzegießen, Knochenschnitzen und vieles mehr direkt von den Profis erlernen. Erstmals stehen auch historische Handwerkskurse speziell für Kinder auf dem Programm.

www.mamuz.at

16. 3. 2021

Schloss Hof und Schloss Niederweiden: Die Sisi-Sonderausstellung wird verlängert und erweitert

März 15, 2021 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Neu: „Sisi als Medienstar“ und „Sisis Sohn Rudolf“

Schloss Niederweiden: Sisi – Mensch & Majestät. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Die Sisi-Sonderausstellung geht in Schloss Niederweiden und Schloss Hof ab sofort bis 26. Oktober in die Verlängerung und wird um zwei Ausstellungsbereiche erweitert. Zu sehen sind weiterhin die 400 ausgewählten Exponate aus dem persönlichen Besitz der Kaiserin Elisabeth. Von Schmuck, Kleidung und Schuhen bis hin zu Gemälden und Skulpturen, diese Objekte bringen den Besucherinnen und Besuchern die faszinierende und facettenreiche Persönlichkeit Elisabeths näher und geben fernab von Mythen und Klischees authentische Einblicke in das Leben und Wirken der Kaiserin.

Die Objekte zeugen von Freud und Leid, Sehnsüchten, Ängsten und Schicksalsschlägen einer Kaiserin, die viele Menschen auch heute noch in ihren Bann zieht. Klaus Panholzer, Geschäftsführer der Schönbrunn Group: „Wir freuen uns über den großen Erfolg dieser besonderen Ausstellung, die von unserer wissenschaftlichen Abteilung liebevoll kuratiert wurde, und wollen mit der Ausstellungsverlängerung den Gästen nochmals die einzigartige Kaiserin-Elisabeth-Sammlung präsentieren und sie für das imperiale Erbe begeistern.“

In Schloss Niederweiden wird in der Ausstellung ein besonderes Augenmerk auf die Rolle Elisabeths als beschützende, wohltätige Kaiserin gelegt. Auch ein Streifzug in ihre Kindheit in Bayern wird unternommen. Darauf aufbauend wird die Geschichte ihrer jungen Liebe zu Kaiser Franz Joseph mithilfe zahlreicher Porträts, Lithografien und Büsten erzählt. Die Vermählung des Kaiserpaares leitet zu Elisabeths Leben am Wiener Hof mit seinen strengen Hofregeln und ihrer kaiserlichen Familie über. Die Schwiegermutter und Tante Erzherzogin Sophie versuchte Elisabeth zu unterstützen, aber auch die Kaiserin nach ihren Vorstellungen zu formen und zu lenken. Der Erzherzogin wird in der Ausstellung ein eigener Bereich gewidmet.

Schloss Niederweiden: Sisi – Mensch & Majestät. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Schloss Niederweiden: Sisi – Mensch & Majestät. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Schloss Niederweiden: Sisi als Medienstar. Bild: © SKB Alexander Eugen Koller

Schloss Niederweiden: Sisi – Mensch & Majestät. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Aus der Ehe mit Kaiser Franz Joseph gingen drei Töchter und ein Sohn hervor. Deren Biografien werden ebenso wie der Tod und die Trauer in Elisabeths Leben beleuchtet. Dabei steht nicht der gewaltsame Tod der Kaiserin im Zentrum, sondern der Schmerz der Mutter, die zwei ihrer Kinder – Sophie und Rudolf – zu Grabe tragen musste. Außerdem wird ihrem Ruf als „makellose“ Schönheit und „Modeikone“ nachgegangen. Um Schicksalsschläge aufzuarbeiten und den Intrigen am Wiener Hof zu entkommen, konzentrierte sich Elisabeth auf sich selbst und auf ihr Erscheinungsbild, dem sie viele Stunden des Tages widmete. Die Ausstellung setzt sich zudem mit Elisabeth als Reisende auseinander, die sehr daran interessiert war, ferne Länder und fremde Kulturen kennenzulernen und der das Reisen darüber hinaus ein freieres Leben ermöglichte.

Auch Elisabeths letzten Jahren an der Seite Franz Josephs und ihrem Nachwirken widmet sich die Ausstellung. Elfriede Iby, wissenschaftliche Leiterin der Schönbrunn Group: „Jedes einzelne Objekt in der Ausstellung erzählt Geschichte und Geschichten und zeigt die Besonderheit und den Reichtum der Kaiserin-Elisabeth-Sammlung.“

Sommerkleid der Kaiserin Elisabeth aus der Korfu-Garderobe. Bild: © SKB A. E. Koller

Schloss Hof: Sisis Sohn Rudolf. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Goldenes Geschenkmedaillon der Kaiserin Elisabeth mit Porträtfotos der Kinder Gisela und Rudolf. Bild: © SKB A. E. Koller

Sisi als Medienstar

Elisabeths Leben mit all seinen Höhen und Tiefen fasziniert bis heute und wird nicht zuletzt deshalb auf der Bühne und im Film immer wieder thematisiert. Ein neuer Ausstellungsbereich befasst sich in Schloss Niederweiden mit der medialen Aufarbeitung der historischen Persönlichkeit „Kaiserin Elisabeth“ im Film und auf der Bühne – unvergessen die Filme von Ernst Marischka aus den 1950er-Jahren mit Romy Schneider als Kaiserin Elisabeth und Karlheinz Böhm als Kaiser Franz Joseph in den Hauptrollen. Keine andere Filmproduktion hat das Bild der Kaiserin Elisabeth so nachhaltig geprägt und zur Mythenbildung rund um die Kaiserin beigetragen wie die Sissi-Trilogie von Ernst Marischka. Highlight des neuen Ausstellungsbereichs ist die Präsentation der spektakulären Kostüme des Erfolgs-Musicals „Elisabeth“ der Vereinigten Bühnen Wien, das im Sommer 2021 im Ehrenhof von Schloss Schönbrunn, dem Originalschauplatz, als konzertante Aufführung zu sehen ist.

Sisis Sohn Rudolf

In Schloss Hof erwartet die Besucherinnen und Besucher exklusiv ein zweiter Ausstellungsteil, dessen Schwerpunkt auf dem Kronprinzen Rudolf liegt, Elisabeths einzigem Sohn. Angefangen bei seiner Jagdleidenschaft über sein ausgeprägtes naturwissenschaftliches Interesse bis hin zu seinem Verhältnis zu Frauen und seiner Leidenschaft am Reisen – die Ausstellung rückt die private Seite des Kronprinzen in den Mittelpunkt. Die Ausstellung spannt dabei immer wieder einen Bogen zu Kaiserin Elisabeth. Mutter und Sohn waren sich in vielen Facetten durchaus ähnlich. Beide teilten das Interesse an der Natur oder die Freude am Reisen, wenngleich sich diese Gemeinsamkeiten unterschiedlich manifestierten. In der Ausstellung wird auf die charakterlichen Ähnlichkeiten der beiden immer wieder hingewiesen. Es wird aber auch der Frage nachgegangen, was von Rudolf blieb beziehungsweise von ihm in die Erinnerungskultur eingegangen ist.

Schloss Hof. Bild: © SKB Severin Wurnig

Schloss Hof: Sisis Sohn Rudolf. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Schloss Hof: Sisis Sohn Rudolf. Bild: © Dieter Nagl für SKB

Schloss Niederweiden. Bild: © SKB Severin Wurnig

Sisi Ticket Deluxe – Mit Sisi auf Reisen

Bis 26. Oktober ist zeitlich begrenzt wieder das beliebte Sisi Ticket Deluxe an allen Kassen und online unter www.imperialtickets.com erhältlich und einlösbar. Mit dem Kombiticket begeben sich die Gäste auf Kaiserin Elisabeths Spuren und können alle Standorte der Schönbrunn Group um 36 € statt 65,50 € besuchen. TIPP: Die „Sissi im Film“-Tour im Hofmobiliendepot: Auf den Spuren der historischen Kaiserin Sisi und der von Romy Schneider dargestellten Sissi aus Ernst Marischkas Filmen werden mit originalem Mobiliar nachgestellte Filmszenen, Filmausschnitte, Fotos, Plakate und Programmhefte sowie Informationen über den Regisseur und die Schauspielerinnen und Schauspieler gezeigt. www.hofmobiliendepot.at

www.schlosshof.at          Video: www.youtube.com/watch?v=UfTEnUC0bSo            www.youtube.com/watch?v=Vi-HOQbRYuM           www.youtube.com/watch?v=nG8fpxVDp4s&t=533s

15. 3. 2021

MAMUZ: Asparn und Mistelbach öffnen am 1. Juni

Mai 28, 2020 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Große Sonderschau über die Kultur der Maya

Sonderausstellung „Maya“ im MAMUZ Museum Mistelbach. Bild: Alpkhan Photography/Shutterstock.com, THPStock/Shutterstock.com

Das MAMUZ Museum Mistelbach zeigt ab 1. Juni eine Ausstellung zur Kultur der Maya und liefert damit erstmals seit 25 Jahren eine umfassende Maya-Schau in Österreich. Die Schau wirft einen eingehenden Blick auf deren Lebensraum sowohl im tropischen Tiefland als auch im vulkanischen Hochland Guatemalas. Wie gelang es den Menschen trotz der schwierigen klimatischen Bedingungen eine so große Bevölkerung zu ernähren, ohne ihre Umwelt zu zerstören?

In welcher Weise organisierten sie ihr Zusammenleben? Und was waren die Ursachen für den Untergang der frühen Hochkultur? Die Beschäftigung mit den Maya führt zu erstaunlich aktuellen Fragestellungen. Präsentiert werden 200 Originalexponate aus Guatemala, die spannende Einblicke in die reichhaltige Geschichte der Maya ermöglichen. Tief im Dschungel Zentralamerikas erheben sich bis heute die imposanten, steinernen Tempelpyramiden und Paläste der faszinierenden Kultur der Maya. In ihrer Blütezeit zwischen 250 und 900 n. Chr. bildeten sie eine mächtige Hochkultur, deren kulturelle Errungenschaften heute noch in Staunen versetzen:

Sie erfanden einen präzisen Kalender, lernten mit dem tropischen Ökosystem in Einklang zu leben und entwickelten eine komplexe Hieroglyphenschrift. Ihre Siedlungsgebiete in den Regenwäldern von Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador waren damals die Regionen mit der weltweit größten Bevölkerungsdichte. Lange Zeit war die einst mächtigste Kultur des amerikanischen Kontinents im europäischen Bewusstsein in Vergessenheit geraten.

Erst in den letzten Jahrzehnten haben Archäologen, Historiker und Schriftforscher die Maya wiederentdeckt und sind auf erstaunliche Dinge gestoßen. „Durch den Einsatz neuer Technologien und die Entzifferung der Maya-Schrift hat sich unser Verständnis der Maya-Kultur in den letzten Jahren radikal verändert. Jetzt erkennen wir, dass die Maya nicht nur die bedeutendste Zivilisation des Alten Amerika waren, sondern verstehen auch, wie die Menschen lebten, träumten und dachten“, erklärt Kurator Nikolai Grube.

Geschnitzte Jadeplakette zeigt, wie ein Maya-Herrscher ausgesehen hätte, Nebaj, Quiché, Guatemala, Spätklassik 600 bis 900 n. Chr. Bild: Jorge Pérez de Lara Elías

Lebensgroße Jademaske, wahrscheinlich aus der sog. Monte Alto-Kultur, La Democracia, Escuintla, Guatemala, Mittlere Vorklassik 800 bis 250 v. Chr. Bild: Jorge Pérez de Lara Elías

Ohrschmuck aus dunkelgrüner Jade mit Darstellung der obersten Vogelgottheit. Wahrscheinlich aus Río Azul, Guatemala, Spätklassik 600 bis 900 n. Chr. Bild: Jorge Pérez de Lara Elías

Räuchergefäß aus Keramik scheint einen alten Gott darzustellen, Kaminaljuyu, Guatemala, Frühklassik 250 bis 600 n. Chr. Bild: Jorge Pérez de Lara Elías

Die Sonderausstellung „Maya“ im MAMUZ präsentiert die neuesten Forschungserkenntnisse zur Landwirtschaft, Religion, gesellschaftlichen Ordnung und zu den politischen Beziehungen der Maya-Königtümer. Die Besucher erfahren, wie die Menschen in den Städten, auf dem Land und an den prächtigen Königshöfen lebten. Darüber hinaus wird deutlich gemacht, dass die Maya-Kultur nach dem Zusammenbruch der großen Maya-Städte, den klimatischen Herausforderungen und der Ankunft der spanischen Invasoren keinesfalls unterging, sondern – wenn auch in einer weitaus geringeren Zahl – weiterhin bestehen blieb und sich auf andere Gebiete Mesoamerikas verlagerte. Denn wie kaum eine andere Gesellschaft haben es die Maya verstanden, sich immer wieder an neue Lebensumstände anzupassen.

„Die Ausstellung führt uns auf eine spannende Entdeckungsreise nach Amerika und zeigt uns eine komplexe Gesellschaft, die in ihrer Entwicklung durchaus vergleichbar mit den frühen Hochkulturen in Europa ist. Mit scheinbar einfachen Mitteln gelang es den Maya, eine hochentwickelte Zivilisation mitten im tropischen Regenwald aufzubauen. Es ist erstaunlich, wie eine Gesellschaft über mehr als tausend Jahre in einem so fragilen Ökosystem leben konnte“, so Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ.

Die Schau umfasst 200 Originalobjekte aus Guatemala, die mehrheitlich noch nie in Europa zu sehen waren. Etwa die Hälfte der Objektsammlung wird überhaupt erstmals weltweit in einer Ausstellung gezeigt. Ein besonderes Highlight bildet die noch nie dagewesene Vielzahl an Exponaten aus Jade in einer europäischen Maya-Schau, darunter Jadeschmuckstücke, die Aufschluss über die prunkvolle Kleidung der Maya-Herrscher geben. Stelen mit Hieroglypheninschriften erzählen von der Weltauffassung der Maya und werden den Besucher mit Übersetzungen präsentiert. Die Exponate sind allesamt Leihgaben aus der Sammlung des Museo Nacional de Arqueología y Etnología, dem Nationalmuseum für Archäologie und Ethnologie von Guatemala.

Eine Besonderheit der Ausstellung ist, dass die rechtmäßige Herkunft aller Ausstellungstücke gesichert ist. Die Objekte stammen ausnahmslos von legal durchgeführten, archäologischen Grabungen in Guatemala. Neben den Originalobjekten enthält die Ausstellung Medienstationen, Fotoshows, Artefakte zum Anfassen und Spielstationen, sodass die Maya-Kultur mit allen Sinnen erlebt werden kann.

Archäologisches Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: Atelier Olschinsky

„Von der Urgeschichte bis ins Mittelalter“ im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: Atelier Olschinsky

„Von der Urgeschichte bis ins Mittelalter“ im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: Atelier Olschinsky

Archäologisches Freigelände des MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: Atelier Olschinsky

MAMUZ Schloss Asparn/Zaya: Achtung Baustelle. Bauen und Wohnen im Mittelalter

„Von der Urgeschichte bis ins Mittelalter“ führt die Dauerausstellung im Schloss Asparn/Zaya. Die Schau gibt einen umfassenden Einblick in die Urgeschichte, Frühgeschichte und Mittelalterarchäologie. Durch einzigartige Originalexponate sowie einem Forscherlabor zum Mitmachen wird die Ausstellung zu einem Zentrum für Archäologie und Forschung in Mitteleuropa. Das Besondere ist die außergewöhnliche Gestaltung, die mit ihren interaktiven Stationen für viel Abwechslung sorgt, ganz nach dem Motto: entdecken, staunen, ausprobieren. 40.000 Jahre menschlicher Entwicklung lassen sich im Schloss Asparn/Zaya anhand von Originalen sowie im angrenzenden archäologischen Freigelände mit den historischen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden nachvollziehen.

Wie wurden im Mittelalter einfache Häuser und große Burgen gebaut? Welche Mittel standen dafür zur Verfügung? Und welche Funktion hatte welches Gebäude? Die aktuelle Ausstellung „Achtung Baustelle. Bauen und Wohnen im Mittelalter“ blickt ab Pfingstmontag den Baumeistern des Mittelalters über die Schulter und zeigt die Lebenswelten in Dörfern, Städten, Burgen und Klöstern im Grenzraum Niederösterreich und Tschechien auf: Die Landwirtschaft und der damalige Speiseplan werden ebenso beleuchtet wie Haushalt und Handel. Neu dazu wurde im archäologischen Freigelände eine frühmittelalterliche Kirche errichtet.

Jedes erste Wochenende im Monat gibt es im Rahmen des Museumsbesuchs von 10 bis 17 Uhr ein historisches Aktivprogramm zum Mitmachen: 6./7. Juni: Das Blasrohr – vom historischen Jagdinstrument zum neuzeitlichen Sportgerät.  4./5. Juli – Speer werfen. 1./2. August – Bogenschießen. 5./6. September – Steinschleudern. 3./4. Oktober – Brot backen. 7./8. November – Räuchern mit heimischen Kräutern. Das Hunnenfest findet heuer am 29./30. August statt, am 10. Oktober die Nacht der keltischen Feuer.

www.mamuz.at

28. 5. 2020

Hunnenfest, 29. /30. August 2020 im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: MAMUZ

„Von der Urgeschichte bis ins Mittelalter“ im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: Atelier Olschinsky

Nacht der keltischen Feuer: 10. Oktober 2020 im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: MAMUZ

Hunnenfest: 29./30. August 2020 im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya. Bild: MAMUZ

 

10 Jahre theaterfink: Jubiläum der Vienna Street Puppets

Juli 9, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Mit Theresia K., dem Einedrahra und dem Lechner Edi

Theresia entsorgt ihren erschlagenen Ehemann (Walter Kukla) in der Buttn. Das Publikum marschiert mit. Bild: Hans-Georg Sedlak

Der theaterfink, Wiens einziges kontinuierlich spielendes Stationentheater im öffentlichen Raum, begeht sein Zehn-Jahres-Jubiläum. Und fliegt erstmals auch auf Landpartie. Gemeinsam mit dem Publikum wandern die Darsteller zu historischen Schauplätzen der Wiener Kriminalgeschichte und erzählen meist vergessene Ereignisse vor Ort. Durch Schauspiel, Puppenspiel und musikalischem Treibstoff werden so historische Begebenheiten lebendig und in Bezug zur Gegenwart gesetzt.

Zum Geburtstag ihrer „Straßengang“ lassen die Leiterinnen Susita Fink und Karin Sedlak die Highlights der vergangenen Jahre noch einmal aufleben. In der Inneren Stadt wird ab 12. Juli das „Abschiedslied der zum Tode verurteilten Theresia K** oder Als Resi ‘s Hackl zur Hülf’ holte!“ neu begangen (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=25243). Theresia Kandl, geboren am 10. Juni 1785, wuchs in Atzgersdorf bei Wien in einem angesehenen Elternhaus auf. Sie entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen und aufmüpfigen Schönheit. Eine verbotene Liebschaft, ein uneheliches Kind und eine erzwungene Ehe später fand ihr turbulentes Leben ein jähes Ende. Als erste und einzige Frau wurde sie an der Hinrichtungsstätte „Spinnerin am Kreuz“ im Alter von nur 23 Jahren wegen Mordes an ihrem Gatten öffentlich gehängt …

Im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich ist ab 2. August auf Schloss Kottingbrunn „Da Einedrahra kauft a Schloss!“ zu sehen. Peter Ritter von Bohr, angesehener Maler, Unternehmer, Aktionär, Bankengründer, Adeliger und Geldfälscher, eventuell auch Mörder, wird danach ab 16. August bei „Hin und Weg“ in Litschau sein Unwesen treiben, ab 24. August heißt es dann in Gallizien und Klagenfurt „Da Einedrahra hält Hochzeit!“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21440).

Das „Einedrahra“-Ensemble. Bild: Joseph Vonblon

theaterfink-Leiterin Susita Fink. Bild: Susita Fink

Eva Billisich und die schöne Resi. Bild: Susita Fink

Viel Publikum fürs Straßentheater. Bild: Susita Fink

Als Neuinszenierung zeigen Susita Fink und Ensemble ab 9. September in Wien-Erdberg Jura Soyfers „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“. Inhalt: Der Lechner Edi ist arbeitslos. Schuld daran ist der Motor, der ihn in seiner Fabrik ersetzt hat. Als er Rache an dem Motor üben will, offenbart ihm dieser, dass auch er ausrangiert wurde.  Schuld daran sind wiederum der Lechner Edi und seinesgleichen, da aufgrund der Wirtschaftskrise keiner mehr kauft. Gemeinsam mit Edis Freundin Fritzi begeben sich die beiden Arbeitslosen auf eine Zeitreise, um den wahren Schuldigen ausfindig zu machen. Aber wo nimmt das Übel seinen Anfang? Irgendwer muss doch immer Schuld haben.

theaterfink bringt nun Jura Soyfers im Jahre 1936 entstandenes Stück aufs Pflaster und zeigt, dass es nichts an Aktualität und politischer Brisanz eingebüßt hat.  Bespielt werden dabei historische Plätze aus der Jugend Jura Soyfers in Erdberg sowie Produktionsstätten und Betriebe, wo immer noch von Hand geschaffen wird. Es spielen Walter Kukla, Claudia Hisberger und Susita Fink, musikalisch begleitet von Walther Soyka.

Susita Fink und Karin Sedlak im Gespräch: www.mottingers-meinung.at/?p=25205

Videos:

www.youtube.com/watch?v=zADRAM-TN74

 

www.theaterfink.at

9. 7. 2019

TheaterArche: Das Schloss

September 27, 2017 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Der Superlativ von kafkaesk

Der Aufenthalt im Dorf gestaltet sich schwierig: Johnny Mhanna als Herr K. mit Bernhardt Jammernegg als Barnabas und Natalia Fonta als Amalia. Bild: © Felix Kubitza / www.lichtmalerei.photo

Der Abend beginnt schon, bevor er anfängt. Mit einer kunstvoll von Margareta Ferek-Petric komponierten Kakophonie. Mit einer Kreatur, die im Vor- wie im Theaterraum auf allen vieren über den Boden kriecht, und die Zuschauer schon einmal in Augenschein nimmt. (Das heißt, eigentlich wird man von Schauspieler Bernhardt Jammernegg beschnuppert und somit die Belastbarkeitsgrenze ausgetestet.)

Die freundliche junge Frau, die die Eintrittskarten ausgibt und das Publikum am Buffet mit Getränken versorgt, wird sich später als tatsächliche Schankkraft herausstellen – Barbara Schandl ist „Frieda“. Auch Regisseur Jakub Kavin ist da, um seine Gäste zu begrüßen. Mit Grubenlicht auf der Stirn wird er im Halbdunkel seiner Inszenierung für die Licht- und Soundeffekte, inklusive einiger Loops, sorgen.

Kavin hat mit seinem Ensemble der TheaterArche Franz Kafkas „Das Schloss“ für die Bühne adaptiert. Wobei „Bühne“ hat der Spielraum des Theater Delphin, in dem die Aufführung stattfindet, keine; etwa dreißig Zuschauer sitzen an den Wänden rundum, in der Mitte ein Podest und eine Wasserflasche, das genügt für einen fabelhaften Abend von – und dies durchaus auch der Location geschuldet – hoher Intimität und Intensität. Kavins „Schloss“-Dramatisierung ist der Superlativ von kafkaesk. In eineinhalb Stunden erzählt er den Roman kompakt und schlüssig, und hat auch die eine oder andere theatrale Überraschung in der Hinterhand.

„Das Schloss“ ist einer der drei unvollständigen Romane Kafkas, Max Brod hat ihn 1926 posthum veröffentlicht. Kafka schildert darin die Erlebnisse des Herrn K., eines vorgeblichen Landvermessers, doch wird ihm der Einlass ins ihn einbestellt habende Schloss verwehrt. So bleibt er im Dorf hängen, im Gasthaus Herrenhof, und erlebt – auch am eigenen Leibe – die Abhängigkeit der Dorfbewohner vom Schloss. Es ergeben sich allerlei absurde Situationen mit den Beamten, die über die Landmenschen, vor allem deren Frauen, wie Heuschrecken herfallen. Herr K. wird von Boten, Gehilfen, dem Lehrer, dessen Schuldiener er kurzfristig werden muss, traktiert. Er verliebt sich in Frieda – und nach einer rätselhaften Unterhaltung mit der Herrenhofwirtin bricht das Fragment ab.

Jakub Kavin, der künstlerische Leiter der TheaterArche, sorgt für die Licht- und Soundeffekte. Bild: © Felix Kubitza / www.lichtmalerei.photo

Wegen ihrer dauernden Müdigkeit empfangen die Beamten die Bittsteller auch im Bett: Bernhardt Jammernegg. Bild: © Felix Kubitza / www.lichtmalerei.photo

Kavin versucht nichts zu deuteln. Er belässt Kafkas Text in seiner geheimnisumwitterten Abgründigkeit, ja, er tunkt in sogar komplett in diese. Es geht ihm, offensichtlich im Gegensatz zu den aberhundert Interpretierern des Stoffs, nicht darum, in Kafkas verworrener Verschlüsselung ein Aha! ausfindig zu machen. Kavin inszeniert einen Zustand, den des Protagonisten K., hineingewürfelt in eine Wahnsinnswelt, und überlässt es dem Betrachter zu fantasieren, ob und wo er derlei menschliche Verhaltensmuster im eigenen Dasein verorten möchte.

Mutet man Kavin die Vermutung zu, mit seiner Arbeit doch irgendwo angedockt zu sein, dann am ehesten bei Max Brod. Der las „Das Schloss“ als theologische Abhandlung (im Gegensatz dazu sah Adorno im Werk die Darstellung von Hierarchie- und Machtstrukturen totalitärer Systeme), und Kavin lässt seine Schauspieler einige Textstellen, die das Schloss beschreiben, wie Choräle singen. Wo Komponistin Margareta Ferek-Petric melodisch wird, klingt’s angelehnt an Klezmer.

Der syrische Schauspieler Johnny Mhanna, 2012 aus Damaskus geflohen und 2015 in Österreich angekommen, spielt Kavins K. Er und Barbara Schandl sind die einzigen, die nur mit einer Figur befasst sind. Alle weiteren Darsteller schlüpfen im Laufe der Aufführung in mehrere Rollen, sind auch abwechselnd Erzähler, und allesamt angetan mit grauen Arbeitsanzügen.

Mhanna ist ein idealer Herr K., und das nicht nur wegen seines präzisen, prägnanten Spiels, mit dem er K.s analytisch scharfe Überlegungen transportiert, sondern weil er freilich mit seinem sympathischen Akzent auch das „Fremdsein“ des K. verkörpert. Er ist arrogant, gegenüber den Gehilfen auch gewalttätig, und dies alles, so scheint’s, um das eigene Verloren- und sein Der-Situation-Ausgeliefertsein zu übertünchen.

Barbara Schandl gibt die Frieda als so lebens- wie sinnenfrohes Mädchen, das in ihrer Aufgeräumtheit die Probleme des K. als solche gar nicht erkennen kann. Weder fällt ihr die Seltsamkeit ihrer Umgebung ins Auge, noch stößt sie sich daran, die Zwangsgeliebte des Kanzleivorstehers Klamm zu sein – K. tut das natürlich schon. Sie zieht unbedarft mit K. ins Schulzimmer ein, und zieht ihn dort ins Bett, spielt zwischendurch Cello, verscheucht mit dem Bogen die aufdringlichen Gehilfen, und wenn sie nicht gestorben sind … Laut Brods Erinnerungen an Gespräche mit Kafka, sollte K. am siebenten Tage an körperlicher und seelischer Erschöpfung sterben, man weiß es nicht …

Umzingelt sieht sich K. von kriechenden Bürokraten, dies das Gleichnis zum zeichenhaften Auftakt, und wunderbar skurril illustriert mit der Akten-Szene: In der beobachtet K. die Aktenverteilung an die Beamten im Herrenhof, die um fünf Uhr morgens beginnt und offenbart, wie oft Akten verwechselt werden, woraufhin heftige Streitereien zwischen den Beamten und Gehilfen entstehen. Überhaupt sind die Beamten durch ihre Tag- und Nachtarbeit (einerseits wollen sie immer mehr Akten, andererseits kommen sie mit der Aktenschieflage nicht mehr klar) so übermüdet, dass sie Parteien und Bittsteller sogar im Bett empfangen.

Menschen mit Masken, zur Kenntlichkeit entstellt. Bild: © Felix Kubitza / www.lichtmalerei.photo

Bernhardt Jammernegg spielt so einen, und zwar, dank seines von langen Haarzotteln umrahmten, kantigen Charaktergesichts, sehr schön spooky. Jammernegg ist der Riff Raff der Inszenierung, mal der keine sinnvollen Botschaften übermittelnde Bote Barnabas, mal der Beamte Bürgel, der für K.s Wünsche zugänglich scheint, weil es ihm an Arbeit mangelt und er auf eine Aufgabe geradezu lauert, der aber völlig ohne Einfluss auf die Geschehnisse im Schloss ist.

In jeder seiner Rollen spielt Jammernegg die Angst vorm Schloss mit, die Getriebenheit, die Gehetztheit der Menschen, die im Wortsinn unter ihm leben. Denn obwohl vom Schloss nie Sanktionen ausgehen, befürchten die Dorfbewohner beim Übertreten von Was-auch-immer drohe ihnen schlimmste Strafe. Der undurchschaubare, unnahbare Apparat, seine anonyme Autorität, das macht Kavin in diesen Szenen deutlich, erreichen absoluten Gehorsam allein durch ihre Existenz. Es sind diese Momente, die einen ans Jahr 2017 gemahnen – mehr Überwachung, mehr Polizei, mehr Kompetenzen für …, die persönliche Freiheit aufgegeben für die allgemeine Sicherheit.

Natalia Fonta macht im Rollstuhl und auf Schwyzerdütsch die Herrenhofwirtin, und wechselt im Aufstehen in die Position der Amalia, die das obszöne Ansinnen des hohen Schlossbeamten Sortini ablehnt, und ergo aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen wird. Gemeinsam mit Anna Anderluh gestaltet sie auch die unsäglich klettenhaften Gehilfen K.s, die angetreten sind, um ihn zu „erheitern“. Falls dies ein Synonym von überwachen ist.

Die Aufführung der TheaterArche endet endgültig im Albtraum. Aus Nebelschwaden tritt das Ensemble mit weißen Masken, das jeweils signifikanteste Merkmal ihrer Physiognomie satirisch auf die Spitze getrieben. Sie setzen sich aufs Podest und starren sprachlos ins Publikum. Mehr Spiegel braucht es nicht, um Jakub Kavins Schlussplädoyer gegen die zunehmende Gesichtslosigkeit in der Gesellschaft deutlich zu machen. Seine Bearbeitung von Kafkas „Schloss“ ist absolut sehenswert. Am 6. Tag wird K. angeboten, Pferdeknecht zu werden und in der „Mädchenkammer“ zu überwintern. Wer wollte da lieber mausgrauer Beamter sein?

Vorstellungen bis 14. Oktober.

www.theaterarche.at

www.jakubkavin.com

Derzeit versucht Jakub Kavin mittels Crowdfunding sein nächstes Projekt auf die Beine zu stellen: „Das Floß der Medusa“ nach Franzobels auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis gesetzten Roman. Infos: www.mottingers-meinung.at/?p=25256

  1. 9. 2017