Sasha Waltz eröffnet im Festspielhaus St. Pölten
September 19, 2016 in Tipps
VON MICHAELA MOTTINGER
Mit „Sacre“ beginnt ein Strawinsky-Schwerpunkt

Sasha Waltz & Guests: L’Apres-midi d’un Faune. Bild: Bernd Uhlig
Das Festspielhaus St. Pölten startet am 24. September mit der Berliner Choreografin und Opernregisseurin Sasha Waltz in die neue Saison. Sie präsentiert einen dreiteiligen Abend bestehend aus „L’après-midi d’un faune“, der „Scène d’amour“ aus ihrem Ballett „Roméo et Juliette“ sowie dem Finale von Igor Strawinskis „Le Sacre du Printemps“.
Die Kreation von Waltz versieht Strawinskis archaisch anmutende, spannungsreiche und kantige Komposition mit einer fulminanten Choreografie. In einer todestanzartigen Spirale aus akrobatischen Windungen und Verrenkungen begehrt das von der Gruppe auserwählte Frühlingsopfer ein letztes Mal auf, bis eine überdimensionale Dolchspitze unter hochdramatischen Klängen – live interpretiert vom Tonkünstler-Orchester unter der Leitung von Titus Engel – dem Kampf ein Ende setzt.
In „L‘après-midi d‘un faune“ mit Musik von Claude Debussy erzählen die Tänzerinnen und Tänzer von Geistern und Träumen und verleihen der Kraft des Animalischen vor einer knalligen Pop-Art-Szenerie neue Bildwelten. Mit betörender Leichtigkeit beflügelt schließlich das Liebesduett „Scène d‘amour“ aus „Roméo et Juliette“ mit Musik von Hector Berlioz romantische Fantasien und hinterlässt einen überschwänglich euphorischen Nachgeschmack. „Seit Langem interessieren mich archaische Mythen und Riten, die die Macht und erhabene Ordnung der Natur beschwören“, sagt Sasha Waltz. So erforschte sie mit „Continu“, der Festspielhaus-Eröffnungsproduktion 2015, die archaischen Momente im Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft. Wenn nun mit 26 Tänzern dem Wesen und der Position des Opfers in der Gesellschaft auf den Grund gegangen wird, setzt sich die Reihe fort, in der Waltz nach den Kräften und Dynamiken forscht, die zwischen Gruppen und Einzelnen entstehen können.

Le sacre du printemps. Bild: Bernd Uhlig

Scene d’Amour. Bild: Stylianos Tsatsos
Der Abend eröffnet neben der startenden Saison außerdem den Themenschwerpunkt zu Igor Strawinskis „Le Sacre du Printemps“, der sich durch mehrere Produktionen der ganzen Saison zieht. So verbindet José Montalvo in seiner Performance „Y Olé!“ am 26. November Flamenco-Rhythmen mit Strawinskis monumentaler Komposition und Marie Chouinard stellt mit ihrer Interpretation des Stoffes am 9. Juni einmal mehr die Brisanz ihrer Kreationen unter Beweis.
Wien, 19. 9. 2016