Corsage: Vicky Krieps als verbitterte Kaiserin Elisabeth. Ein Film von Marie Kreutzer

Juli 9, 2022 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

Gefangen im Korsett aus Rollenbildern und Ritualen

Die Kaiserin raucht Kette: Vicky Krieps zeichnet das Bild einer um ihre Backfisch-Prinzessinnen-Träume gebrachte Elisabeth von 40 Jahren. Bild: © Alamode Film

In ihrer Badewanne, den Kopf unter Wasser, hält sie die Luft an, bis den beiden Kammerzofen angst und bang wird. Abtauchen, das kann sie gut, das hat Wien sie gelehrt. Ebenso wie auf Knopfdruck in Ohnmacht zu fallen: Nach hinten wegkippen, bisschen seufzen, die Augen verdrehen, so macht sie’s später beim Flirt mit ihrem Cousin Ludwig II. vor. Heute noch wird sie diese Strategie des zivilen Ungehorsams anwenden. Es ist das Jahr 1877, Heiliger Abend in der Hofburg,

und ergo für die Hofgesellschaft ein höchst willkommener Anlass, Elisabeth bei einem Festbankett anlässlich ihres 40. Geburtstags hochleben zu lassen. Allein, die Kaiserin von Österreich-Ungarn ist so gar nicht in Feierlaune. Mit 40 ist sie im späten 19. Jahrhundert eine alte Frau, und jedes der unzähligen Porträtgemälde im Palast erinnert sie an die Zahl der Jahre, die hinter ihr liegen.

Ihre natürliche Schönheit, die elfenhafte Figur und die ikonischen Flechtfrisuren, für die sie von Volk und Vaterland so verehrt wird, sind mittlerweile zum täglichen Überlebenskampf geworden. Die Angst vorm Älterwerden, vorm Bedeutungsverlust, vorm Schwinden ihrer Jugendlichkeit bekriegt Elisabeth mit Kälbersaft-Diätwahn und Sportsucht. Jedes ihrer beim dreistündigen Kämmen ausgegangenen Haare (bodenlang und geschätzt mehr als zwei Kilogramm schwer, „Ich bin die Sklavin meiner Haare“, ist ein bekanntes Elisabeth-Zitat) wird gesammelt und in einer Hutschachtel aufbewahrt.

Die Kettenraucherin und Hungerkünstlerin hat für ihre Ankleiderinnen nur einen morgendlichen Befehl: „Fester, fester!“ – und meint damit die Schnürung ihres Mieders. Das Schönheitsideal ist zugleich ein Panzer. Taillenumfang 45 Zentimeter, jedes Gramm mehr als 49,7 Kilo auf der Waage eine tiefe Kränkung, eine Mahnung an ihre Disziplinlosigkeit punkto Selbstkasteiung. Franz Joseph hat es seiner Frau beim Dinner für zwei deutlich mitgeteilt: „Halte dich raus aus der Politik, meine Aufgabe ist es, die Geschicke des Reichs zu lenken, deine Aufgabe ist es, mich zu repräsentieren. Dafür habe ich dich ausgebildet, dafür bist du da.“ Die Gesichtsschleier aus schwarzer Spitze, munkelte man weiland, trage die Anorektikerin, um ihre Hungerödeme zu verbergen.

Regisseurin und Drehbuchautorin Marie Kreutzer, bekannt unter anderem für „Was hat uns bloß so ruiniert“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=23103), verwendet sie für eine eigene Lösung. „Corsage“ heißt ihr Film über Ihre Kaiserliche Hoheit Grenzgängerin, und kein Biopic ist, was da am 7. Juli in den Kinos anläuft, sondern ein Spiel mit Stilbrüchen, vom sphärischen Soundtrack der französischen Sängerin Camille, „She Was“ gleichsam das Leitmotiv: https://www.youtube.com/watch?v=Z-YaTKXBNVY, bis zu schwarzweißen Filmaufnahmen, gedreht von Gyula Graf Andrássy, auf denen Elisabeth übermütig über eine Wiese tollt, beinah zwei Jahrzehnte vor den Brüdern Lumière.

Elisabeth-Darstellerin Vicky Krieps gewann für die Hauptrolle im Mai in Cannes/Sektion Un Certain Regard den Preis für die Beste Performance, der ganze Cast liest sich wie das Who‘s Who deutschsprachiger Film- und Theatergrößen: Florian Teichtmeister als Kaiser Franz Joseph, Katharina Lorenz als Hofdame und engste Vertraute Marie Festetics, Jeanne Werner als Hofdame Ida Ferenczy, Alma Hasun als Friseurin Fanny Feifalik – diese drei Elisabeths innerer Kreis,

Manuel Rubey als Bayernkönig Ludwig II., Aaron Friesz als Sympathieträger Kronprinz Rudolf, Alexander Pschill als Hofmaler Georg Raab, Raphael von Bargen als Erster Obersthofmeister Hohenlohe-Schillingsfürst, Regina Fritsch als Gräfin Fürstenberg, Oliver Rosskopf als Kammerdiener Eugen, Marlene Hauser als Kammerzofe Fini, Stefan Puntigam als Majordomus Otto, David Oberkogler als Rudolfs Erzieher Latour von Thurmburg, Norman Hacker als Chefarzt Leidesdorf, Eva Spreizhofer als Marie Hohenlohe, Raphael Nicholas als Earl of Spencer sowie Kajetan Dick als Wiener Bürgermeister Cajetan Felder.

Gewichtskontrolle mit Jeanne Werner als Hofdame Ida Ferenczy. Bild: © Alamode Film

Tägliche Routine – mehrere Stunden Sport: Vicky Krieps als Elisabeth. Bild: ©Alamode Film

Mit den Haaren fallen geschätzt zwei Kilos: Vicky Krieps als Elisabeth. Bild: © Alamode Film

Engste Vertraute: Katharina Lorenz als Hofdame Marie Festetics (li.) mit Vicky Krieps. Bild: © Alamode Film

Doch zurück zur Stillen Nacht, die Strophe „Schön soll sie bleiben“ wird grad gesungen, da wendet Sisi ihren Synkope-Schmäh an, wegkippen, seufzen, Augenverdrehen, so viel Macht bleibt der Machtlosen, sich einem ihr unlieben Umfeld zu entziehen. Es sind vielleicht folgende zwei Szenen, die Marie Kreutzers Film skizzieren. Die eine: Teichtmeisters Franz Joseph, der an der Türe klingeln muss, um in Elisabeths Gemächer vorgelassen zu werden, wo er erst einmal den berühmten Backenbart abnimmt, als säße er, nun da das Happy-Birthday-„Theater“ vorbei ist, in der Garderobe, in der Maske –

die beiden einander Aug‘ in Augenring gegenüber, ausgelaugt, abgehetzt, und ja, da ist noch was, „mon cœur“ nennt er sie, aber sie können’s nicht mehr (be-)greifen. Teichtmeister ist grandios als in Uniform erstarrter, doch innen drin spürbar sensibler Habsburger, „der erste Diener des Staates“, der Soldat, der über seine Völker wacht – und wer jemals des Kaisers karge Gemächer in Bad Ischl besichtigt hat, weiß, was das bedeutet. Heute würde man sagen: Ein Workaholik.

Die andere Szene: Beim Besuch in einer Heilanstalt für nervenkranke Frauen, etwas, das die empathische Elisabeth wie jenen in Feldlazaretten als ihre vornehmste Pflicht ansah, wird sie von Chefarzt Leidesdorf herumgeführt: tobende Kranke in Gitterbetten, fixierte Frauen, frierende in Eiswasserbädern, heulende, halbverbrühte in der gegenteiligen „Therapie“ … und in der Kaiserin Gesicht die Erkenntnis, wärst du nicht von Rang, du lägest auch hier. Doch auch ein goldener Käfig ist vergittert … Der Kontrast zu den mitgebrachten, üppig verzierten und nun hastig verteilten Törtchen könnte größer kaum sein.

In diesem Spannungsfeld von bewusster Provokation, für die Vicky Krieps der Etikette und den hofzeremoniellen Tableaux Vivants gern auch mal den Mittelfinger oder dem Leibarzt die Zunge zeigt, wenn er die durchschnittliche Lebenserwartung von „Frauen des Volkes“ bei ihr als erfüllt ansieht, zwischen draufgängerischer Exzentrik und depressiver Einsamkeit hält Kreutzer den von ihr angelegten Sisi-Charakter in der Schwebe. Die Possenhofener Posse ist passé. Nun ist sie ausrangiert, hat ausgedient als Vorzeige-Majestät. Franz Joseph flaniert derweil ungeniert mit seiner kindfraulichen Geliebten Anna Nahowski durch den Schönbrunner Schlosspark, alldieweil Elisabeth von allen Seiten für ihr Tun, ihr (Da-)Sein getadelt wird.

Von Rudolf, ihrer Schwester Marie, Königin beider Sizilien, ja sogar von ihrem letzten und jüngsten Kind Valerie: „Maman, ich geniere mich für dich.“ Sie sei für Vater ein Grund zur Sorge bescheidet sie die Tochter … „Hauptsache, wir hinterlassen ein hübsches Bild“, sagt Sisi zu einem Porträt ihrer dreijährig verstorbenen Tochter Sophie. Die Manipulation der Menschen, der Massen durch Bilder, ist hier eines der Hauptthemen …

Einbestellt zum Festbankett: Aaron Friesz als Kronprinz Rudolf, Vicky Krieps und Katharina Lorenz. Bild: © Alamode Film

Bereitmachen für den kaiserlichen Auftritt: Florian Teichtmeister als Franz Joseph mit Vicky Krieps. Bild: © Alamode Film

Vater-Sohn-Konflikt nicht zuletzt wegen Non-Kommunikation: Aaron Friesz und Florian Teichtmeister. Bild: © Alamode Film

Seelenverwandt: Manuel Rubey als Bayernkönig Ludwig II mit Vicky Krieps. Bild: © Alamode Film

Vor den Augen aller verschwindet die brüchig gewordene Elisabeth, diese Idealvorstellung einer Niemandin. Längst schon bereitet sie Marie Festetics als Double vor, eine Aufgabe, die in der Realität wegen größerer körperlicher Ähnlichkeit Fanny Feifalik übernahm, hier nun Lorenz‘ Festetics, die sich nach dem ersten Auftritt mit Gesichtsschleier ob der ihr viel zu engen Korsettschnürung in die Waschschüssel übergibt. „Sie werden sagen, dass ich zugenommen habe, und es wird ihnen gefallen haben“, kommentiert Elisabeth. Katharina Lorenz, das heißt: Marie Festetics spielt ihre Rolle mit dem abgehärmten Stoizismus einer Märtyrerin.

Es ist ein sprödes und schmerzliches Bild, das Kreutzer von der Kaiserin und ihrer Entourage zeichnet. Zwischen all deren violett-schwarzen Roben (Kostüme: Monika Buttinger) beleben die betörende Camille und Judith Kaufmanns düster-symbolhafte Kamerabilder sowie ein skurril-subtiler Humor (siehe Backenbart-Abnahme), der sich wie ein seidener Faden durch das Drehbuch zieht, den Film. Aber es ist die vom leibärztlich verschriebenen „Heilmittel“ Heroin berauschte Elisabeth, die einerseits ungeniert ausscherende und zugleich extrem kontrollierte Darbietung der Krieps, die alles zusammenhält.

Ihr Auftritt ist so kühn wie Kreutzers Film, der sich historischen Zwängen wie ins kollektive Gedächtnis eingeschriebenen Klischees in jeder Einstellung klug und mit Nachdruck zu entziehen weiß. Geschichtliche Unstimmigkeiten verteidigt Kreutzer mit Vehemenz. Für eingefleischte Elisabeth-AuskennerInnen hat die wie stets akribisch recherchierende Kreutzer aber weder auf die Anker-Schulter-Tätowierung noch auf die kandierten Veilchen vom Demel vergessen. Dabei istCorsage“ ein vieldeutiger Titel, der Körper, Geist und Seele miteinschließt. Eingeschnürt-Sein in der Epoche, der Gesellschaftsschicht, dem Geschlecht – der Corsage und wegen all dem dieser stete Mangel an Luft zum Atmen. „Fester, fester!“

In ihrer Sommerresidenz 1878 wird sich Sisi des symbolischen Drucks ihrer Frisuren entledigen, indem sie zur Schere greift – was bei Alma Hasuns Fanny Feifalik einen Nervenzusammenbruch auslöst. „Mein Lebenswerk ist zerstört“, heult sie, was Jeanne Werner als Ida Ferenczy lapidar mit „Blöde Gans!“ kommentiert. Sisi wird lose „Reformkleider“ à la Emilie Flöge und ihr nunmehr kinnkurzes Haar vom Wind zerzaust tragen. „As Tears Go By“ erklingt dazu ein Cover des Rolling-Stones-Songs: „It is the evening of the day …“ Marie Festetics hat längst den Anker in die Haut geritzt bekommen und Elisabeths Unterschrift geübt. Für Franzls Geliebte hat Sisi nur einen Rat: „Der Kaiser hat keine Zeit und ist ungeduldig. Empfangen Sie ihn bereits im Bett und ohne Mieder.“

Einen Luigi Lucheni braucht Marie Kreutzer nicht, an Elisabeths Ende steht Selbstermächtigung. Kreutzers Arbeit ist eine avantgardistisch-feministische Perspektive auf ein Frauenleben, ein scharfer Blick auf toxisch-männliche Strukturen, eine konsequent ins Zeitgemäße weitergedachte Erzählung der gereiften Elisabeth. Sich mit dieser modernen Sisi, etwas, das die tatsächliche Elisabeth zweifellos war, zu identifizieren, fällt leichter, als eine Verbindung zur Technicolor-Sissi zu finden, die in der filmischen Nachkriegs-Heile-Welt als nostalgischer Verdrängungsmechanismus perfekt funktionierte.

Den letzten Absatz für Marie Kreutzer: „Wäre es das alles Elisabeths exklusives Problem gewesen, hätte es mich nicht interessiert. Aber an Frauen werden auch heute noch viele der Erwartungen gestellt, mit denen sie zu kämpfen hatte. Es gilt nach wie vor als die wichtigste und wertvollste Eigenschaft einer Frau, schön zu sein. Daran hat die Geschichte, ja auch die Frauenbewegung und Emanzipation, nichts ändern können. Immer noch gelten Frauen als weniger wertvoll, wenn sie übergewichtig sind oder älter werden. Im Jahr 2022 müssen Frauen zwar noch viel mehr können und erfüllen, aber dabei bitte schön schlank und jung bleiben. Ab einem gewissen Alter kann frau es auch nicht mehr richtig machen – denn lässt sie ,etwas machen‘ wirft man ihr Eitelkeit vor, tut sie es nicht, werden ihre Falten kommentiert.“

mk2films.com/en/film/corsage           www.alamodefilm.de/kino/detail/corsage.html

7. 7. 2022

Theater der Jugend: Die Abenteuer des Odysseus

Januar 18, 2022 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Griechischer Wein und ganz viel Blut auf der Erde

Bild: © Theater der Jugend

Bevor es über den mythologischen Troja-Helden zu berichten gilt, ein Wort über die Alltagshelden des Theaters, die dieser Tage allüberall alles tun, damit der Vorhang hochgeht. Im Theater im Zentrum, dem kleineren Haus des Theaters der Jugend, gelang dies bei „Die Abenteuer des Odysseus“ mit zwei Umbesetzungen: Curdin Caviezel, der die in dieser Spielfassung sehr wichtige Rolle des Telemachos übernahm.

Und Rafael Schuchter als Eurylochos, Bote, Teiresias, Freier auf Ithaka und Teil des Chors im Sturm. Wie die beiden in Windeseile in die Produktion gerauscht sind, nötigt Respekt ab. Auch Bijan Zamani als Odysseus, der sich im Probeneifer die Nase gebrochen hat, und dennoch auf der Bühne steht. Michael Schachermaier hat „nach Homer“ inszeniert und dafür die Magiemaschine angeworfen (Bühnenbild aus beweglichen Schiffsbausteinen: Judith Leikauf und Karl Fehringer, Kostüme: Regina Rösing, Abenteuerfilmmusik: Thomas Felder, das hier Atmosphäre schaffende Licht: Lukas Kaltenbäck); er hat am Haus vor einem Jahrzehnt schon mal bei der „Odyssee“ eines anderen Autors Regie geführt, nun machte er sich selber an den Text heran.

Schachermaier hat dafür einen Rahmen gebaut. Nach zwanzig Jahren Abwesenheit wird Odysseus als letzter Überlebender von Poseidons Rache an die Gestade von Ithaka gespült. Er ist traumatisiert, verwirrt, erkennt die Heimat erst nicht. Da torkelt sein steinalter Hund Argos heran, anrührend knuffig: Enrico Riethmüller, der später auch den Zerberus gibt (bis auf Odysseus und Telemachos sind die Darstellerinnen und Darsteller für mehrere Charaktere zuständig), er erkennt seinen Herrn. Pfötchen, ein Schlecker übers ganze Gesicht – Odysseus findet sich wieder, und Telemachos, der auf der Suche nach seinem treuen, vierbeinigen Freund ist. Jetzt kommt Schachermaiers genialer Kunstkniff. Der Vater erzählt dem Sohn, was bisher geschah – nicht die ganze Odyssee, die passte nicht ins 90-Minuten-Format -, und Telemachos, skeptisch und unentschlossen, wie er sich dem Alten gegenüber verhalten soll, findet sich plötzlich mitten drin in den „Abenteuern des Odysseus“.

Bild: © Theater der Jugend

Bild: © Theater der Jugend

Bild: © Theater der Jugend

Odysseus verliebt sich in Penelope, kein Heimchen am Herd: Cathrine Sophie Dumont, die hinter milchigen Folien auch als Schemen der Pallas Athene zu sehen ist, und im Hades als Odysseus‘ tote Mutter, Telemachos wird geboren, da erscheint Menelaos, Clemens Matzka martialisch in schwarzem Leder, und fordert vom Kriegsdienstverweigerer Gefolgschaft ein. Die zehn Jahre vor Troja sind schnell erzählt. Trojanisches Pferd. Kein Dankesopfer für Poseidon, abermals Matzka, den Gott der Meere und der Pferde, ergo Irrfahrt.

Jürgen Heigl, Rafael Schuchter, Enrico Riethmüller, Clemens Matzka – und Johanna Egger wechseln von Odysseus‘ Mannschaft zum präpotenten Pack von Penelopes Freiern, als erstere dem Listenreichen treu ergeben, obwohl der „Ithaka“-Ruf alsbald vom Stinkefinger begleitet wird, als zweitere sind sie famose Intriganten. Johanna Egger soll wohl ein Gegengewicht zu so viel toxischer Männlichkeit sein. Das alles zeigt Schachermaier nicht bitterernst, sondern modern und mit einer Portion frechen Humors. Vom Zyklopen Polyphem hört man aus den Tiefen des Saals nur ein Brüllen und Stampfen, die Schiffscrew in der Höhle, heißt: auf giftgrüner Leinwand, will den einäugigen Riesen zwecks Flucht betrunken machen, die Männer singen Udo Jürgens „Griechischer Wein“ und kommen schließlich mit dem aufgespießten Auge aus dem Untergrund.

Johanna Egger kann auch Circe. In durchsichtigen Gewändern singt sie den Popsong „Give in, you never win, whatever Circe wants Circe gets“. Kein Wunder, dass da Telemachos Hormone verrücktspielen, der Vater setzt zu einem „Du kommst jetzt in eine Phase…“-Vortrag an, Kichern im Saal, bevor sich der Kriegsverbrecher entschließt, bei der schönen Zauberin auch Ehebrecher zu werden. Der Schweinechor intoniert dazu eine Rumba, Odysseus fühlt sich jedenfalls sauwohl. Telemachos fragt: „Und was ist mit Mutter?“, darauf Odysseus: „Komm erst mal in mein Alter …“

Bild: © Theater der Jugend

Bild: © Theater der Jugend

Bild: © Theater der Jugend

Bijan Zamani. Bild: © Theater der Jugend

Vom Hades, wo Odysseus auf „Mama?“ trifft und den Seher Teiresias befragt, wird man aufgerieben zwischen Skylla und Charybdis, dies alles erzeugt durch Lichteffekte. Ein Papierschiffchen wird auf den Stoffbahnen-Wellen hin und her geworfen, bis es zerfetzt ist. Dann die Sirenen. „Die Abenteuer des Odysseus“ im Theater im Zentrum, das ist Spiel, Satz und Sieg für Bijan Zamani, der nicht nur als grüblerischer, leise gewordener später Kriegsheimkehrer überzeugt, sondern auch die Statur eines, wenn auch angeschlagenen, eigentlich: Anti-, Helden mitbringt. Das Ensemble rund um ihn agiert vom Feinsten. Mit viel Nebel, Zwielicht und Höllenlärm kommt die Sage des klassischen Altertums hier aufs nicht nur jugendliche Publikum zu.

Der Schluss ist bekannt: Penelope verlangt vom künftigen König und Gatten, Odysseus Bogen zu spannen, die Freier versagen kläglich, als ein „Bettler“ erscheint, den sie unter Spott und Hohn an die Waffe lassen. Odysseus enttarnt sich. Das Blutbad unter den Freiern erspart einem Schachermaier. Man hätte zweifellos – Ui: Feminismus! – die Rolle des Odysseus vor Troja, seine Gräueltaten und Gewaltakte (vom Aussetzen des Philoktetes auf Lemnos, der falschen Beschuldigung und Steinigung des Palamedes, den vor Hektor Flüchtenden, womit er sowohl seinen Waffenbruder Diomedes als auch den greisen Nestor im Stich ließ …), kritischer beleuchten können. Schauermaier feiert seinen Protagonisten lieber ab. Gutgelaunt also verlässt man das Theater. Ende gut, alles gut. Denn freilich muss auch Argos im Gegensatz zu Homer hier nicht sterben …

Für Jugendliche ab 11 Jahren.

www.tdj.at           Trailer: www.youtube.com/watch?v=SeMhpfMxynM

  1. 1. 2022

Academy Awards Streaming: One Night in Miami

April 14, 2021 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

Regina Kings Regiedebüt ist nominiert für drei Oscars

Kingsley Ben-Adir als Malcolm X, Aldis Hodge als Jim Brown, Eli Goree als Cassius Clay und Leslie Odom Jr. als Sam Cooke. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Für ihren ersten Kinospielfilm vereint Regisseurin Regina King vier Männer, die im Kampf gegen Rassismus in den USA Geschichte machten: die Boxlegende Cassius Clay aka Muhammad Ali, Bürgerrechtskämpfer und lange Zeit Nation-of-Islam-Frontman Malcolm X, NFL-Superstar Jim Brown und „Father of Soul“ Sam Cooke. Nach 57 Auszeichnungen und 177 Nominierungen empfiehlt sich das ins Programm von Amazon Prime Video aufgenommene Drama

„One Night in Miami“ jetzt auch für die Oscars. Nominiert sind Dramatiker Kemp Powers für das Beste adaptierte Drehbuch – nach seinem 2013 uraufgeführten Theaterstück, Leslie Odom Jr. für seine Verkörperung des Sam Cooke als Bester Nebendarsteller und Leslie Odom Jr. gemeinsam mit Sam Ashworth für den Besten Filmsong – „Speak Now“, der im Abspann zu hören ist. Hier noch einmal die Kritik vom Jänner:

Die Nacht, in der aus Cassius Clay Muhammad Ali wurde

Vier Afroamerikaner eines Nachts in einem spärlich möblierten Zimmer des Hampton House Motels in Miami, no Sex, no Drugs, no Rock’n’Roll, nur wie zum Hohn eine Packung Vanilleeis im Eiskasten. Eine Enttäuschung für Cassius Clay, der eben im Miami Beach Convention Center – unter Buhrufen einerseits und „I shook up the world!“ und „I am the greatest!“-Skandieren seinerseits – durch einen unerwarteten Sieg über Sonny Liston neuer Schwergewichts-Box-Weltmeister geworden ist.

Frustrierend für Sam Cooke, dessen Show im New Yorker Nachtclub Copacabana das ressentimentgeladene weiße Publikum erst kürzlich fluchtartig verließ, was den sonst so souveränen Soulisten derart aus der Fassung brachte, dass er über den Mikroständer stolperte …

Ein neuerlicher Dämpfer für Jim Brown, dessen Ausflug zu seinem Sponsor Mr. Carlton in Georgia, ganz kurz und sehr jovial: Beau Bridges, damit endete, dass dieser trotz des Lobs über seines Schützlings sportliche Erfolge und der Zusicherung jeder Art von Kooperation erklärte: „Du weißt ja, wir lassen keine Neger ins Haus“. Dies mit einer Selbstverständlichkeit, als handle es sich um eine Hausregel wie Schuhe ausziehen, die Rassentrennung so verinnerlicht, dass sie Carlton selbst gar nicht negativ auffiel. Ruhm, Repräsentationspolitik und Rassendiskriminierung, es nimmt einem den Atem …

Die frugale Feier ausgerichtet hat Malcolm X, der die Freunde zum Gespräch, zum Nachdenken, nicht zu einem Gelage einladen will, und – da hatte er sich bereits mit Nation-Leader Elijah Muhammad wegen Vorwürfen der Bereicherung, Sexaffären, der Korruption und eines „Lifestyles wie ein Pharao“ überworfen – der mit Champ Cassius weiterführende Pläne hat.

Die Nacht ist die des 25. Februars 1964, und das Treffen der vier tatsächlichen Freunde gab es wirklich, was allerdings gesprochen wurde, da beginnt die Fiktion. Der afroamerikanische Dramatiker Kemp Powers imaginierte die Gespräche für sein 2013 uraufgeführtes Theaterstück „One Night in Miami“. Für Filmregisseurin Regina King hat er seine „Momentaufnahme eines entscheidenden Augenblicks in der afroamerikanischen Geschichte mit weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft“ [© Zitat Powers] nun als Drehbuch adaptiert. Nach Corona-bedingt abgebrochenem Kinostart wurde das Drama ins Programm von Amazon Prime Video aufgenommen.

Was Regina King und Kamerafrau Tami Reiker mit dem scharfsinnigen Drehbuch gemacht haben, in dem sich alles um die Frage: das System unterwandern und von seinem Zentrum aus oder in der offenen Konfrontation bekämpfen?, ist auch dank der beiden visuellem Selbstvertrauen ein kluges und vielschichtiges Kammerspiel. Von Rückblenden zum Boxring, von mondänen Miami-Bildern zum Molotowcocktail. King weiß, was sie will, wenn sie ihre Protagonisten beim funzeligen Licht der schäbig-braunen Bude zusammenbringt: Sie will sie reden lassen und dass man ihnen zuhört, ihnen zuschaut, wie sie einander anblicken, wie sie aufeinander reagieren.

Sie will die Komplexität dieser „schwarzen Berühmtheiten“, die alle am Scheideweg ihres Lebens und ihrer Karrieren stehen, in ihrem gedanklichen Tiefgang, manche auch am Tiefpunkt zeigen. Ihre Innenperspektive auf die „schwarze Identität“, ihre illusionslose Sicht auf die persönliche und der anderen Situation und ihre Zweifel an den eigenen und der anderen Möglichkeiten. Ihre Unterschiede und Differenzen, ihre Sexyness, ihren Stolz, ihre Streitereien, ihre Ahnung vom gesellschaftspolitischen Gewicht, das ihnen bisweilen zukommt – und eine beinah prophetische Traurigkeit übers Scheitern und – den Tod.

Regina King und Eli Goree bei den Dreharbeiten. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Sam Cookes Show im Copacabana geht schief: Leslie Odom Jr. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Jim Brown machen die Streitereien immer ärgerlicher: Aldis Hodge. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Malcolm X hat eine Vorahnung seines Todes: Kingsley Ben-Adir. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Auf die eine oder andere Weise ist jedem der vier klar, dass sie lediglich die Clowns, die Spaßmacher, die Entertainer des weißen Publikums sind, geduldet nur so lange ihre Performance passt; und Ironie des Schicksals ist, dass Sam Cooke, der sich hier mit Malcolm X in der Causa Sich-den-Weißen-Andienen am heftigsten in die Haare kriegt, ein Jahr vor dem Aktivisten ermordet wurde. 1964 im Hacinda Motel in Los Angeles, von dessen Managerin unter bis heute ungeklärten Umständen, Malcolm X 1965 während eines Vortrags in New York, erschossen von drei Attentätern wegen seiner Kritik an Elijah Muhammad.

Noch aber ist alles eitel Wonne. Man sieht Malcolm X mit „Bruder“ Cassius beim Gebet, ein kleines Störgeräusch sind vor der Tür die beiden Leibwächter, Christian Magby als gutgelaunter Autogrammjäger Jamaal und Lance Reddick als gestrenger Gott-ist-groß-Bruder Kareem X. Dass die Investoren sauer sind, weil sich der Champ den „Demagogen“ zur spirituellen Unterstützung geholt hat, kann die Harmonie nicht trüben. Jimmy, eingesetzt als Co-Kommentator am Ring, wird bald zu Cassius Sparringpartner in Sachen Großmäuligkeit werden, Sam zum Entsetzen Malcolms den Flachmann aus dem Gitarrenkoffer zaubern.

Es amüsieren sich vier Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten und dennoch Buddies for Life sind, das lockere Mundwerk, der Tonfall zwischen ihnen ist entsprechend humorvoll hänselnd. „Nur weil ich ,militant‘ bin, heißt das nicht, dass ich nicht weiß, wie man sich’s gutgehen lässt“, feixt Malcolm unter Gelächter übers entdeckte Vanilleeis. Als Cassius Clay, dem „kein Rassist was anhaben kann, weil ich ein Sieger bin“, Brown foppt, warum er der Nation nicht beitrete, wehrt der ab mit: „Kennst du die Schweinekoteletts meiner Groß- mutter?“ Vom Feinsten auch Cookes Spruch: „Alle wollen ein Stück vom Kuchen, ich nicht, ich will das Rezept.“

Doch spätestens als Malcolm ausgerechnet den NFL-Runningback angreift, der den subtilen Football-Rassismus stets mit sprödem Wesen, schnoddrigem Charakter und brutaler Aufrichtigkeit kontert, weil Jim jüngst auf Filmschauspieler macht, wo er doch nur die „schwachen Opfer“ zu spielen bekäme, kippt die Stimmung.

Regina King, selbst Schauspielerin und Oscar-prämiert für ihre Rolle der Sharon Rivers in James Baldwins „Beale Street“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=32324), versteht es, jedem Einzelnen in ihrem Ensemble den benötigten Raum zu geben, damit er Kontur gewinnen kann, um Konflikte und Zusammenhalt, Rivalität und verbindende Ideen, Wut und Verletzlichkeit sichtbar werden zu lassen. Dynamik entsteht in diesem Setting einzig durch die hitzigen Debatten.

King inszeniert mit flirrend emotionalem Flair; die vier Darsteller verleihen dem Film eine sagenhafte Authentizität: Eli Goree als Cassius Clay, Kingsley Ben-Adir als Malcolm X, Aldis Hodge als Jim Brown und Leslie Odom Jr. als Sam Cooke sind sensationell in ihren Rollen, sie eignen sich die Psyche der jeweiligen Leitfigur, der Vorreiter und Vorbilder an, der sarkastische Sam, das übermütige „Riesenbaby“ Cassius, Scherzkeks Jimmy, „der affektierte Malcolm“, schlüpfen in den Mythos, die Manierismen, die Widersprüche wie in einen seidigen Handschuh.

„Dieser Film“, sagt Regina King in einem Regiestatement, „ist ein Liebesbrief an die Erfahrungen des schwarzen Mannes in Amerika. Wie die jüngsten Morde an George Floyd und Breonna Taylor [und am 20-jährigen Daunte Wright vor drei Tagen in Minnesota, Anm.] gezeigt haben, ist unser Kampf um Gleichberechtigung leider noch lange nicht vorbei. Wir brauchen einander mehr denn je, unsere Stimmen sind zu einer vereint, unmöglich zu ignorieren und laut genug, um endlich gehört zu werden.“

Genau dies der Knackpunkt zwischen Sam Cooke und Malcolm X, dem Botschafter der Musik vs. dem Botschafter des Glaubens, der „Bourgeois-Neger“ gegen den „Nigga“. Der eine, überzeugt, dass es irgendwann keine weißen und schwarzen, sondern nur mehr „die Charts“ geben wird, muss sich vom anderen sagen lassen, er habe sich verirrt, weil er die Seele der Weißen berühren will, der erwidert punkto Propagandawort „weiße Teufel“: „Du machst die Leute nur zornig!“ Solcherart wird politisiert und provoziert, die Frage nach der Selbstermächtigung akut. Doch keiner gesteht alles ein, immer bleibt ein Rest, den man aus Eitelkeit oder Verlegenheit unterschlägt.

Kingsley Ben-Adir, Aldis Hodge und Leslie Odom Jr. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Aaron D. Alexander als Sonny Liston und Eli Goree. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Eli Goree und Michael Imperioli als Trainer Angelo Dundee. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Lance Reddick als Kareem X, Eli Goree und Kingsley Ben-Adir. Bild: Patti Perret – © Courtesy of Amazon Studios 2020

Beinahe kommt’s auf der Dachterrasse zur Schlägerei, Sam und Malcolm lassen die Situation eskalieren, zwischen den Zeilen steht die Anschuldigung, dass X Clay „rekrutieren“ will, der gutmütige Cassius und der zunehmend ang‘fressene Jim kalmieren. Großartig, wie Odom Jr., Ben-Adir, Goree und Hodge diese Szene gestalten, allen voran der zweifach Oscar-nominierte Leslie Odom Jr. als Macher, Musiklabelgründer, Megaverdiener Sam Cooke, für den Freiheit – Schnickschnack: politisch oder religiös! – bei der wirtschaftlichen beginnt, und Kingsley Ben-Adir als grüblerischer, nichtsdestotrotz selbstgerechter, radikaler, die FBI-Hoover-Agenten vor seinem Fenster seinerseits bespitzelnder Malcolm X.

Ben-Adir, der auch schon Barack Obama spielte, wird in seiner Rolle zu jenem Intellektuellen, der mit seinen Worten die anderen hellauf begeistern, aber auch abgrundtief kränken kann, ein X, der so klarsichtig ist, dass er die Prekarität seines Standpunkts und inmitten der bessersituierten Freunde auch seiner Person begreift. Ben-Adir verleiht dem Bürgerrechtskämpfer eine zerrissene Komplexität und zugleich ein inneres Leuchten, die sich der Zuschauerin, dem Zuschauer so nachhaltig einprägen, dass man nicht anders kann, als sich mit dessen Zukunftsbild auseinanderzusetzen.

Doch auch Jim Brown hat ein Scharmützel mit dem „hellhäutigen“ Malcolm X und dessen harter Linie: „Wir sind nicht alle gleich“, schreit er, und: „Wem willst Du eigentlich etwas beweisen? Den Weißen, oder doch vielleicht den Schwarzen?“ Wie sehr er die selbsternannt vorurteilsfreien, „toleranten“ Liberalen hasse, die „sich auf die Schulter klopfen, weil sie uns fast wie Menschen behandeln“. Da seien ihm ja die ehrlichen Rednecks aus dem Rust Belt oder die hinterwäldlerischen Hillbillys mit ihrem erdigen, offenen Schwarzenhass lieber! Erst Cassius Clay spricht’s aus: „Wir brauchen Macht!“ Black Power! Es hört sich an wie Sätze von heute.

King gibt’s den Zuschauerinnen und Zuschauern kalt-warm, auf Explosion folgt innere Einkehr, Malcolm, der Sams Wirkung auf dessen Fans bei einem Konzert in Boston miterlebt hat, als er mit ihnen, weil die Tonanlage streikte, eine Acapella-Version seines Hits „Chain Gang“ sang, sagt: „Du könntest die lauteste Stimme von uns allen sein!“ In einer Vorausblende sieht man Sam Cooke bei einem Fernsehauftritt, bei dem er zum ersten Mal seinen Polit-Song, die spätere Hymne der Bürgerrechtsbewegung, „A Change Is Gonna Coming“ präsentiert. Applaus im Studio danach: Null.

[Hintergrund: Sam Cooke und seine Ehefrau Barbara wollten in einem Hotel in Shreveport, Louisiana, übernachten, doch ein nervöser Rezeptionist verkündete, es gäbe keine freien Betten mehr – (weil man prinzipiell keine Zimmer an Afroamerikaner vermietete). Cooke verlangte nach dem Manager, während Barbara versuchte, ihn mit der Warnung „They’ll kill you“ zum Gehen zu bewegen. Der Sänger soll darauf geantwortet haben „They ain’t gonna kill me, because I’m Sam Cooke“. Nachdem es gelungen war, den Sänger zum Verlassen des Hotels zu überreden, fuhren er und sein Gefolge laut hupend und schimpfend davon. In der Innenstadt wurden sie von der Polizei empfangen und wegen Landfriedensbruchs festgenommen. Die New York Times titelte am nächsten Tag „Negro Bandleader Held in Shreveport“.]

„One Night in Miami“ ist ein Film über Männer, die erkennen, dass sie Geschichte machen, und die diese Aufgabe gut machen wollen – wenn auch, wie das heutige Publikum weiß, manche nur für allzu kurze Zeit. Kunst und Kultur von Afroamerikanern hat eine politische Verantwortung, solange die dominante Kultur die herrschenden Machtverhältnisse frohgemut reproduziert. Regina King weiß das nur zu gut, und deswegen strebt ihr Film keiner versöhnlichen Auflösung zu. Ihre Verpflichtung angesichts der Tatsache, dass „täglich Schwarze in den Straßen sterben“ können die vier Protagonisten nämlich nicht restlos klären. King lässt die Divergenzen eines aufwühlenden Abends bestehen, den keiner, auch nicht das Publikum, unverändert verlassen wird.

Dafür steigt zum Schluss doch noch ein Fest. In der Motel-Bar. Da hat Malcolm X sein Geheimnis endlich gelüftet, er gedenke eine neue Organisation zu gründen und wünsche sich Cassius Clay als treibende Kraft hinter seiner Vision. Und die Presse hat die Celebrities aufgestöbert. Im Blitzlichtgewitter und vor laufenden Kameras teilt Cassius Clay mit Malcolm X an der Seite der Öffentlichkeit mit, dass er seinen Sklavennamen ablege, der Nation of Islam beitrete und von nun an Muhammad Ali heiße.

Im April 1967 wurde ebendiesem der Weltmeistertitel aberkannt, nachdem er sich geweigert hatte, den Wehrdienst in Vietnam anzutreten. „Nein“, sagte Muhammad Ali, „ich werde nicht 10.000 Meilen von zu Hause entfernt helfen, eine andere arme Nation zu ermorden und niederzubrennen, nur um die Vorherrschaft weißer Sklavenherren über die dunkleren Völker der Welt sichern zu helfen.“

Trailer: www.youtube.com/watch?v=ZprXMxKg–w          www.youtube.com/watch?v=K8vf_Cmh9nY           www.amazon.de

14. 4. 2021

David Schalko: Bad Regina

März 7, 2021 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Ziagts dem Thomas Bernhard die Lederhos’n aus …

Ein Chinese. Eh klar. Erst klonen sie Hallstatt, jetzt kaufen sie gleich einen ganzen Ort. Bad Regina – und ein Schelm, wer da an Bad Gastein denkt, und zwar in der chronologischen Reihenfolge: majestätische Belle-Époque-Hotels am Alpenhang, Thermalquellen in den Hohen Tauern und illustre Gäste von Kaisern bis Krupps, Massenskitourismus, brutalistische Betonklötze, Leerstand, Stillstand …

Dies also die Echokammer, in die sich Fabulierkünstler David Schalko für seinen jüngsten Roman eingemietet hat. „Bad Regina“ ist ebenso ein Lost Place des pittoresken Verfalls, Schalkos Buch eine begnadet gnadenlose Satire auf das Ausverkaufhaus Österreich im Speziellen und des, mag man’s denn so lesen, ethischen Super-Sale Europas im Besonderen.

Zwischen Grand Hotel, Helenenbad und Casino sind noch 46 Seelen verblieben, ein sich selbst in Stasis gegossen habendes Wachsfigurenkabinett, ein Mikrokosmos des Österreichischen. Vom „Nazibrut“-Bürgermeister Zesch bis zur linkslinken Exkommunardin Selma, vom heimatselig kleingeistigen Größenwahn bis zum hart vom Inzest gestreiften Altadel.

Blätternder Putz, bröckelnder Stuck, vernagelte Fenster, vernagelte Köpfe. Zwar kommt der Verwesungsgeruch nur noch aus dem Kabinett von Oma Zesch und nicht mehr aus der Judendeportations-Vergangenheit, aber vom damals vertriebenen Schandor ist noch der Neffe übrig … Und mitten drin, um das Sittenbild zu komplettieren, „der arme Achmed“, der letzte von zehn aufgenommenen und bald wieder abgeschobenen Flüchtlingen, „vor drei Jahren war er als abstinenter und hoffnungsbegabter Syrer nach Bad Regina gekommen“, die restlichen 400 Buchseiten wird man ihn in der einen oder anderen Ecke herumlungern sehen, wo er sich langsam zu Tode säuft.

Wie ein Forscher im Biotop folgt nun Schalko seinem Protagonisten Antiheld Othmar, Biertourengeher zwischen dem um alte Eleganz ringenden Hotel Waldhaus vom Moschinger und der Luziwuzi-Bar vom Tschermak und dessen zänkischer Gattin Karin, benannt nach dem sein Schwulsein offen lebenden jüngsten Bruder Kaiser Franz Josephs – Othmar, immer mit Sehnsuchtsblick auf den Karlsstein zum „Kraken“, seinem im Bergstollen geführten „berühmtesten Klub der Alpen“. Bis aus der großen Party die klassische österreichische Provinzposse wurde.

Der Gottseibeiuns, der umgeht, heißt Chen. Ein Business-Chinese, undurchsichtig wie alle seiner Art, der Haus um Haus, Hof um Hof, Würde um Würde aufkauft, nur um diese dem Verfall anheimzugeben. „Niemand von den Verbliebenen kannte ihn. Niemand wusste, was er vorhatte. Aber alle nahmen sein Angebot an. Irgendwann stand er bei jedem vor der Tür.“ Othmar, wiewohl um nichts weniger desolat als die Kulisse, wird zum Detektiv in Sachen teuflischem Immobilienpakt.

Der morbide Charme der Geschichte, der makabre Dialogwitz, das Höllentempo, in dem zwischen Personen und Situationen gewechselt wird, lassen den grandiosen Drehbuchautor erkennen. Nicht einmal denkt man beim Lesen, das gehört verfilmt. Man kann sich an Schalkos Panoptikum nicht sattsehen: der Zesch-Sohn, der die Selma-Tochter liebt, der Polizist Schleining, der die transsexuelle Petzi/Petra/Peter verehrt, Moschingers in Gewaltfantasien schwelgender Teenager-Sprössling Max, der Ex-Häfnbruder-Priester Helge, der sich auf einem geheimen Rachefeldzug gegen Gott befindet. Was Wunder, legt man im Kopf schon eine Besetzungsliste an.

„Bad Regina“ ist ein Roman, in dem wahnsinnig viel passiert, ohne dass etwas passiert. Wortreich, aber tatenlos schaut man sich hier selbst beim Untergang zu. In der Begegnung Kapitalist vs. Kapitulist steigert sich der Aberwitz Runde um Runde, doch schildert Schalko die ohnmächtige Hilflosigkeit der Angezählten nicht ohne Herzblut. Die Charaktere geraten ihm durchaus zur tragischen Figur, nur dass sie Schalko mittels Situationskomik sofort wieder aus den Seilen holt.

Bild: pixabay.com

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Als wär’s die Neuerfindung der literarischen Gattung parodistische Hommage fallen Thomas-Bernhard’sche Sätze. Dies Fan Moschinger zu danken, der auf eBay für 3000 Euro des Nestbeschmutzers Lederhose ersteigerte, und der, wenn diese tragend, wie eine krachlederne Werkausgabe klingt:

„Der Nationalsozialismus ist die Antwort des Deutschen auf den Vorwurf, ein Langeweiler zu sein. In Österreich hingegen kommt man als Nazi zur Welt. In Österreich ist jeder ein Nazi. Über acht Millionen Einzelfälle! Und jeder in den Hass verliebt.“ – „Wenn das Provinzielle wahnsinnig wird, heißt das Österreich!“ – „Österreich ist kein Land. Österreich ist eine Geisteskrankheit.“ – „Dem Österreicher fehlt ein Gen. Er hat kein Unrechtsbewusstsein. Für den Österreicher kann überhaupt nie die Unschuldsvermutung gelten. Man muss beim Österreicher immer davon ausgehen, dass er schuldig ist.“

Bei derartiger Erregung um die Auslöschung ist Eskalation vorprogrammiert. Die „Lügenpresse“ stürzt sich gleich Geiern auf den einstigen Kurort, und auch „die Hyänen des Landeshäuptlings umkreisten den Kadaver Bad Regina und fragten sich, warum für sie nichts abfiel“. Als Superlativ der Skurrilität – Achtung: Spoiler! – wird in einer Anrainer-Verschwörung Chen per auf Gemeindekosten angemieteten Reisebus entführt, im „Kraken“ will die auf einmal wie zusammengeschweißte Schicksalsgemeinschaft seine sinistren Pläne aus ihm herausquetschen.

Dabei enttarnt sich zumindest der Leserin, dem Leser, wer ein doppeltes Spiel spielt und wer sein eigenes Süppchen kocht. Fulminant, wie die Fäden, die die einen spinnen und an denen die anderen wie Marionetten baumeln, unter Tage zusammenlaufen. Doch längst ist zu vermuten, dass Chen nicht das Zeug zum Mephisto hat, sondern dass da noch jemand im Hintergrund wirken muss. Eine Person, auf die Schalko schon die ganze Zeit Hinweise geliefert hat. Das Ende ist dann friedrich-dürren-matt. Und ob Bad Regina seinem Mzungu entkommen kann, gilt es selber nachzulesen. „Bad Regina“ ist eine wilde Mischung aus Politsatire, Heimatroman und Krimistimmung nach dem Motto: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

„In Österreich ist alles vermodert“, bernhardet der Moschinger einmal. „Selbst der Humor. Der ja keiner ist. Selbst der vielgerühmte Humor ist nichts als Verdunkelung. In Österreich will nichts ans Licht, weil sich der Österreicher nur im Dunkeln als Riese wähnen kann. Der Österreicher hat zu allem ein schlampiges Verhältnis. Alles, was er tut, passiert, um etwas zu kaschieren. Im Gegensatz zum Deutschen, der versucht, alles richtig zu machen. Der Österreicher macht alles falsch. Und das mit allergrößter Lust. Deshalb braucht der Österreicher Humor und der Deutsche nicht.“

Über den Autor: David Schalko, geboren 1973 in Wien, lebt als Autor und Regisseur in Wien. Er begann mit 22 Jahren als Lyriker zu veröffentlichen. Bekannt wurde er mit revolutionären Fernsehformaten wie der „Sendung ohne Namen“. Seine Filme wie „Aufschneider“ mit Josef Hader und die Serien „Braunschlag“ und „Altes Geld“ genießen Kultstatus und wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Im Frühjahr 2019 wurde seine Mini-Serie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ – ein Remake von Fritz Langs berühmtem Film – erstausgestrahlt, eben lief auf der Berlinale 2021 seine neue Serie „Ich und die anderen“. Schalkos letzter Roman „Schwere Knochen“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=29139) ist 2018 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und wurde in dramatisierter Form am Volkstheater Wien uraufgeführt (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=40081).

Kiepenheuer & Witsch, David Schalko: „Bad Regina“, Roman, 400 Seiten.

www.kiwi-verlag.de

  1. 3. 2021

Theater zum Fürchten: Elektra

Dezember 7, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Im Gothic-Look wie Game of Thrones

Kim Bormann ist eine inbrünstige, blutrünstige Elektra. Bild: Bettina Frenzel

Die Wände des Bunkers sind blutverschmiert, Agamemnon steht auf einer wie ein Racheschrei, doch nur die Außenseiterin trauert um den abgeschlachteten König: „Elektra“. Der Hofmannsthal’- sche Text dient nun in der Scala, der Wiener Dependance des Theaters zum Fürchten, Regisseur Matti Melchinger als Spielvorlage. Dieser hat die Tragödie in einem Aufzuge zur Essenz verdichtet, schlanke 75 Minuten dauert seine Aufführung, und wiewohl er dem Dichter nichts nimmt, wird

der royale Massenmord in Melchingers rasanter, riskanter Radikalität zum modern anmutenden Mythos. Es scheint, als wolle TzF-Prinzipal Bruno Max den mit „Equus“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=35706) eingeschlagenen Weg mit dieser Arbeit richtungsweisend fortsetzen, und tatsächlich ist Sam Madwar, der für die Peter-Shaffer-Inszenierung verantwortlich zeichnete, nun als Ausstatter am Werk. Gemeinsam mit Kostümbildnerin Katharina Kappert hat er eine „Game of Thrones“-düstere Welt erschaffen, archaisch, eisenhart, Lederoptik und ein Goth-Punk-Look, der Robert Smith neidisch machen könnte. Nur, dass es für Kim Bormanns Elektra, man weiß es, Hofmannsthal schrieb die seine unter dem Eindruck der Seelenerkundungen Sigmund Freuds, keine „Cure“ mehr gibt. Als Soundtrack laufen also auch keine Songs der britischen Kultband, sondern Arcade Fire’s „My Body Is a Cage“.

Bormanns Performance allein lohnt schon den Besuch dieses Abends. Ihre mykenische Revanchistin erweist sich vom ersten Auftritt an als Fall für die Psychoanalyse, ihr pathologisches „Ich kann nicht vergessen“ ist der Satz, der einem schon zu Beginn des Stücks durch Mark und Bein fährt. Bormanns Elektra krankt definitiv am zum Namen gehörenden Komplex, wenn diese Schattenvisionen ihres Vaters imaginiert. Die TzF-Debütantin spielt die Figur inbrünstig blutrünstig, großartig, wie sich bei Begegnungen mit der Mutter der Ekel auf ihrem Gesicht spie- gelt, während sie ihrerseits versucht, Schwester Chrysothemis mit innigen Umarmungen auf ihre Seite zu ziehen.

Angela Ahlheim, Kim Bormann, die Mägde Maja Sikanic, Regina Schebrak und Ivana Stojkovic. Bild: Bettina Frenzel

Klytämnestra und Aegisth verhöhnen Elektra: Kim Bormann, Bettina Soriat und Leonhard Srajer. Bild: Bettina Frenzel

Orest ermordet die Mutter, Elektra triumphiert: Felix Krasser und Kim Bormann. Bild: Bettina Frenzel

Mit dem Hof der Atriden ist bei Melchinger längst kein Staat mehr zu machen. Wie von der Zeit zerfledderte Zombies hangeln sich die Gestalten über die Repräsentationstreppe in den mit Mulch bedeckten, mit Gerümpel zugemüllten Hinterhof, die Kledage ein Abglanz besserer Tage, da und dort die Haut rot verschrammt. Klytämnestra trägt eine groteske barocke Herrenperücke, als wolle sie per Haartracht ausweisen, dass nach dem kriegerischen Haudrauf nun eine aufgeklärte Absolutistin das Zepter schwingt. Wobei Bettina Soriat die aufgesetzte Aufgeklärtheit sofort ab absurdum führt, wenn ihre Gattenmeuchlerin die wehklagende Tochter im Wortsinn, weil: Treppe, von oben herab verhöhnt.

Soriat lässt Klytämnestra zwischen Tyrannenmörderin und Totschlägerin changieren, da diese selbst nicht darüber zu richten vermag, ob sie dem Volk eine Wohl- oder der Familie eine Untat getan hat. Die stärksten Szenen der Produktion sind ergo das Aufeinanderprallen von Mutter und Tochter, auf das die Regie auch fokussiert. Im intellektuellen wie körpergewaltigen Infight schenken einander die beiden Schauspielerinnen nichts, und apropos: verbal brutal, beeindruckend ist, wie die Darsteller allesamt die Sprachgewalt des Fin de Siècle-Schriftstellers stemmen, jedenfalls machen die Konfrontationen Klytämnestras mit Elektra in Melchingers Interpretation klar, dass erstere um nichts weniger als zweitere an einem Agamemnon-Trauma leidet.

Leichter hat’s die Herrscherin da mit ihrem Lover, Leonhard Srajer als blondinnenblöder, proletoid-putzsüchtiger Aegisth, den die an Jahren Ältere zum Sextoy degradiert hat, auch dieser Aspekt der gruseläugigen Dauergeilen so kaltherzig erzählt, dass es einem unter die Haut geht. Auftritt, um alles zu Ende zu bringen, Felix Krasser als nach langer Flucht heimkehrender Orest, dessen einlenkendes „Lass‘ die Toten tot sein“, von Elektra alsbald zur Mordgier umgepolt wird. Selten noch war der manipulative Charakter der „Strahlenden“ so deutlich zu erkennen, Elektra, die sich zur höheren Instanz erhebt, die das „gerechte“ Gemetzel befiehlt, die sich in ihre Rechtsprechung hineinsteigert – ohne Rücksicht auf Verluste, siehe die maliziösen Mägde von Regina Schebrak, Maja Sikanic und Ivana Stojkovic.

Nur die Außenseiterin trauert um Agamemnon: Bormann, Sikanic, Stojkovic, Srajer und Schebrak. Bild: Bettina Frenzel

Die Schwester entdeckt dem Bruder ihren Racheplan: Kim Bormann und Felix Krasser. Bild: Bettina Frenzel

Chrysothemis verabscheut Orests grauenhafte Tat: Felix Krasser und Angela Ahlheim. Bild: Bettina Frenzel

Siegestanz vor vielen Toten: Kim Bormann, hinten die ebenfalls erschlagenen Mägde. Bild: Bettina Frenzel

Mit Hinweis auf sein gottgegebenes Heldentum treibt die Schwester dem Bruder das Zaudern aus, ihr hohlwangiger Hass begleitet von einem heulenden Wind, rote Lichtblitze beleuchten die Selbstjustiz, ein Apfel wird als sozusagen Reichsinsignie zertreten, Heil!-Rufe ertönen, Elektra tanzt vor Leichenhaufen, Orest wirft sich den Purpurmantel über. Bleibt bei diesem Drama, auf die bisher beinah unerwähnte der Dreierkonstellation zu kommen: Angela Ahlheim als Chrysothemis, angewidert von den Geschwistern, von Elektras inzestuösen Annäherungsversuchen, von Orests blutverschmierten Armen.

Für sie, für deren Ausgestaltung allerdings noch Raum wäre, obzwar die gezeigte Kurzfassung wenig Platz dafür bietet, hatte Melchinger eine schöne Idee. Bei ihm darf die jüngste des Hauses zum Schluss einen mit EU-Sternen beklebten Trolley nehmen und das antike Griechenland mutmaßlich für immer verlassen.

www.theaterzumfuerchten.at           www.kimbormann.com

  1. 12. 2019