10 Jahre theaterfink: Jubiläum der Vienna Street Puppets

Juli 9, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Mit Theresia K., dem Einedrahra und dem Lechner Edi

Theresia entsorgt ihren erschlagenen Ehemann (Walter Kukla) in der Buttn. Das Publikum marschiert mit. Bild: Hans-Georg Sedlak

Der theaterfink, Wiens einziges kontinuierlich spielendes Stationentheater im öffentlichen Raum, begeht sein Zehn-Jahres-Jubiläum. Und fliegt erstmals auch auf Landpartie. Gemeinsam mit dem Publikum wandern die Darsteller zu historischen Schauplätzen der Wiener Kriminalgeschichte und erzählen meist vergessene Ereignisse vor Ort. Durch Schauspiel, Puppenspiel und musikalischem Treibstoff werden so historische Begebenheiten lebendig und in Bezug zur Gegenwart gesetzt.

Zum Geburtstag ihrer „Straßengang“ lassen die Leiterinnen Susita Fink und Karin Sedlak die Highlights der vergangenen Jahre noch einmal aufleben. In der Inneren Stadt wird ab 12. Juli das „Abschiedslied der zum Tode verurteilten Theresia K** oder Als Resi ‘s Hackl zur Hülf’ holte!“ neu begangen (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=25243). Theresia Kandl, geboren am 10. Juni 1785, wuchs in Atzgersdorf bei Wien in einem angesehenen Elternhaus auf. Sie entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen und aufmüpfigen Schönheit. Eine verbotene Liebschaft, ein uneheliches Kind und eine erzwungene Ehe später fand ihr turbulentes Leben ein jähes Ende. Als erste und einzige Frau wurde sie an der Hinrichtungsstätte „Spinnerin am Kreuz“ im Alter von nur 23 Jahren wegen Mordes an ihrem Gatten öffentlich gehängt …

Im Rahmen des Viertelfestivals Niederösterreich ist ab 2. August auf Schloss Kottingbrunn „Da Einedrahra kauft a Schloss!“ zu sehen. Peter Ritter von Bohr, angesehener Maler, Unternehmer, Aktionär, Bankengründer, Adeliger und Geldfälscher, eventuell auch Mörder, wird danach ab 16. August bei „Hin und Weg“ in Litschau sein Unwesen treiben, ab 24. August heißt es dann in Gallizien und Klagenfurt „Da Einedrahra hält Hochzeit!“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21440).

Das „Einedrahra“-Ensemble. Bild: Joseph Vonblon

theaterfink-Leiterin Susita Fink. Bild: Susita Fink

Eva Billisich und die schöne Resi. Bild: Susita Fink

Viel Publikum fürs Straßentheater. Bild: Susita Fink

Als Neuinszenierung zeigen Susita Fink und Ensemble ab 9. September in Wien-Erdberg Jura Soyfers „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“. Inhalt: Der Lechner Edi ist arbeitslos. Schuld daran ist der Motor, der ihn in seiner Fabrik ersetzt hat. Als er Rache an dem Motor üben will, offenbart ihm dieser, dass auch er ausrangiert wurde.  Schuld daran sind wiederum der Lechner Edi und seinesgleichen, da aufgrund der Wirtschaftskrise keiner mehr kauft. Gemeinsam mit Edis Freundin Fritzi begeben sich die beiden Arbeitslosen auf eine Zeitreise, um den wahren Schuldigen ausfindig zu machen. Aber wo nimmt das Übel seinen Anfang? Irgendwer muss doch immer Schuld haben.

theaterfink bringt nun Jura Soyfers im Jahre 1936 entstandenes Stück aufs Pflaster und zeigt, dass es nichts an Aktualität und politischer Brisanz eingebüßt hat.  Bespielt werden dabei historische Plätze aus der Jugend Jura Soyfers in Erdberg sowie Produktionsstätten und Betriebe, wo immer noch von Hand geschaffen wird. Es spielen Walter Kukla, Claudia Hisberger und Susita Fink, musikalisch begleitet von Walther Soyka.

Susita Fink und Karin Sedlak im Gespräch: www.mottingers-meinung.at/?p=25205

Videos:

www.youtube.com/watch?v=zADRAM-TN74

 

www.theaterfink.at

9. 7. 2019