Kunsthalle Krems: The New African Portraiture
November 17, 2022 in Ausstellung
VON MICHAELA MOTTINGER-MEHMOOD
Afrikas Identität und der westlich-weiße Denkfehler

Jean-David Nko: www.Les reines@des mines.org, 2021. © Courtesy Afikaris Gallery and the Artist, Bild: Jorit Aust
Die Kunsthalle Krems zeigt ab 19. November die Schau „The New African Portraiture. Shariat Collections“. Die Gruppenausstellung bringt führende Persönlichkeiten aus einer Generation faszinierender figurativer Künstlerinnen und Künstler afrikanischer Herkunft zusammen. Die mehr als zwanzig ausstellende Kunstschaffenden sind auf dem afrikanischen Kontinent und in der Diaspora beheimatet. Sie setzen sich mit komplexen Fragen afrikanischer Identität, Ästhetik und Kunstgeschichte auseinander.
Ihre eindringlichen Porträts lassen einen hinterfragen, wie schwarze Körper in der westlichen Maltradition fehlrepräsentiert oder übersehen wurden. Die eleganten Figuren von Amoako Boafo und Otis Kwame Kye Quaicoe beschreiben vielschichtige hybride Identitäten. Souleimane Barry, Bouvy Enkobo und Christopher Myers beschwören traumartige Szenen, in denen das Reale mit dem Imaginären verschwimmt. Dabei nutzen sie die unendlichen erzählerischen Möglichkeiten afrikanischer Kultur und Mythen. In den kraftvollen Werken von Gastineau Massamba und Everlyn Nicodemus begegnen die Betrachtenden Gemälden, die persönliche Traumata mit dem kollektiven Schmerz der belasteten politischen Geschichte Afrikas in Relation setzen.

Cornelius Annor: Barima Katakyie, 2022. © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust

Josie Love Roebuck: No, I Don’t Speak Swahili, 2020. © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust

James Mishio: Second Lense II, 2022: © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust
Die von der Ausstellung thematisierte neue afrikanische Porträtmalerei bezieht sich auf aktuelle Entwicklungen in Afrika. Künstlerisch geleitete Ausstellungsräume und gemeinnützige Organisationen schaffen ein Umfeld, in dem Künstlerinnen und Künstler besser gedeihen können. Diese neue afrikanische Welle ist Ausdruck einer Hochphase der kreativen Kultur des Kontinents. Im Zuge derer erzielt eine wachsende Anzahl von Persönlich- keiten aus Literatur, Kino, Architektur, Fotografie und Pop-Musik große Erfolge auf der internationalen Bühne.
Kuratiert wird die Ausstellung von einer Koryphäe der afrikanischen Gegenwartskunst, dem international renommierten Schriftsteller, Journalisten und Kunstexperten Ekow Eshun. Er schreibt für zahlreiche Kunstmagazine, ist ehemaliger Direktor des Instituts für zeitgenössische Kunst London und Vorsitzender der Fourth Plinth Commissioning Group. Seine Publikationen „Africa State of Mind“ und „Black Gold of the Sun“ wurden für den Lucie Photo Book Preis beziehungsweise den Orwell-Preis nominiert. Die ausgestellten Werke stammen aus der Sammlung der in Wien lebenden Brüder Amir und Shahrokh Shariat.

Amoako Boafo: Kennedy, 2021. © Bildrecht Wien 2022, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust

Basil Kincaid: Kenturah Davis, 2021-202. © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust

Alexandre Diop: Autoportrait qui baise la loi Showing the Authority the Middler Finger, 2021. © The Artist, Courtesy The Shariat Collections, Bild: Jorit Aust
Die Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung: Millicent Akweley (geb. 2000 in Ghana), Cornelius Annor (geb. 1990 in Ghana), Crystal Yayra Anthony (geb. 1997 in Ghana), Atsoupé (geb. 1986 in Togo), Souleimane Barry (geb. 1980 in Burkina Faso), Amoako Boafo (geb. 1984 in Ghana), Aplerh-Doku Borlabi (geb. 1987 in Ghana), Alexandre Diop (geb. 1995 in Paris), Kimathi Donkor (geb. 1965 in Großbritannien), Matthew Eguavoen (geb. 1988 in Nigeria), Bouvy Enkobo (geb. 1981 in Republik Kongo), Basil Kincaid (geb. 1986 in den USA), Turiya Magadlela (geb. 1978 in Südafrika), Gastineau Massamba (geb. 1973 in Republik Kongo), James Mishio (geb. 1997 in Ghana), Christopher Myers (geb. 1974 in New York), Everlyn Nicodemus (geb. 1954 in Tansania), Jean David Nkot (geb. 1989 in Kamerun), Boluwatife Oyediran (geb. 1997 in Nigeria), Afia Prempeh (geb. 1986 in Ghana), Otis Kwame Kye Quaicoe (geb. 1988 in Ghana), Josie Love Roebuck (geb. 1995 in den USA), Eric Adjei Tawiah (geb. 1987 in Ghana) und Tesfaye Urgessa (geb. 1983 in Athiopien).
Zu sehen bis 10. April 2023.
17. 11. 2022