Emma Thompson in „Meine Stunden mit Leo“

August 31, 2022 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER-MEHMOOD

Hingabe an den Sexheiligen

Emma Thompson und Daryl McCormack. Bild: © Filmladen Filmverleih

Schließlich steht Nancy nackt vorm Spiegel und betrachtet gemeinsam mit dem Kinopublikum ihren 63 Jahre alten Körper. Voller Würde, Erotik und Akzeptanz. Sich selbst so anzuschauen ohne zu urteilen, sei das Härteste gewesen, das sie jemals vor der Kamera habe tun müssen, sagt Emma Thompson dazu im Interview. Doch keine Verjüngungskur der Welt

könnte am beseelten Gesichtsausdruck von Nancy irgendetwas verbessern. „Meine Stunden mit Leo“ heißt die Tragikomödie von Regisseurin Sophie Hyde und Drehbuchautorin und Brit-Comedian Katy Brand, ein Kammerspiel, das man glatt für die Leinwandadaption eines Theaterstücks halten könnte, aber nein, es ist ein Original – und ab 2. September in den heimischen Kinos zu sehen. Emma Thompson brilliert als Nancy, diese eine verwitwete, gewesene Religionslehrerin, die sich einen jungen Sexarbeiter in ein Hotelzimmer bestellt hat. Verloren wirkt sie in diesem anonym-kühlen Ambiente, streicht immer wieder den altvaterischen Rock glatt, durchsucht die Minibar nach einem Zaubertrank gegen ihre biedere Art – da klopft es an der Tür und er ist da …

Die Thompson stattet ihren Charakter Nancy, die so entschlossen ist, ein neues Bewusstsein für ihren unweigerlich älter werdenden Körper zu erlangen, mit dem herrlich trockenen Witz, den man von ihr kennt und liebt, einer entwaffnenden Wahrhaftigkeit und berührender Verletzlichkeit aus. Leo, der live noch besser aussieht als im Internet, wird gleich einmal mit dem früheren Hausbrauch konfrontiert: Rauf auf die Gattin, „zur Sache kommen“, runter von der Gattin und einschlafen. Orgasmus? 31 Jahre lang: ein verwegener, unerfüllter Wunsch.

Also hat Nancy, die verklemmte Pädagogin, ein Verzeichnis erstellt, von Stellungen, die es zu probieren gilt, um „es hinter uns zu bringen“: Nancy: „Gut, ich habe eine Liste mit Dingen, die ich gern abarbeiten möchte.“ Leo: „Das klingt ja sexy.“ Nancy: „Mach dich nur lustig, ich bin Lehrerin. Alte Gewohnheiten wird man schwer los.“ Leo: „Was steht als erstes drauf?“ Nancy: „Punkt 1: Ich mache Oralsex bei dir. Punkt 2: Du machst Oralsex bei mir. Punkt 3: Wir machen Stellung 69, wenn man das noch so nennt, keine Ahnung.“

Daryl McCormack ist als Leo Grande ein charismatischer Spielpartner für die Thompson, sein Callboy ist ganz Gentleman und pflegt einen eleganten Humor. „Very fine vintage“ nennt er nicht den Champagner, sondern Nancy, und erläutert auf ihr Nachfragen: Er fühle sich weder entwürdigt noch benutzt, er biete schlicht einen Service an – eine Haltung zum Thema (wenn auch legale, gesetzlich abgesicherte Luxus-)Prostitution, die einige Filmkritikerinnen und -kritiker durchaus irritiert hat.

„Alles wäre doch wesentlich zivilisierter, wenn jeder dazu Zugang hätte und es nicht so schambehaftet wäre, sondern frei“, sagt der Mann für gewisse Stunden im Film. „Du möchtest Sex und bist frustriert, weil du keinen kriegst. Egal, aus welchem Grund. Du bist schüchtern oder krank oder behindert oder du hattest einen Trauerfall. Also engagierst du jemanden wie mich. Alles ist geregelt und sicher, für dich, für mich. Es ist besser für alle und ich helfe dir und bereite dir Freude.“

Bild: © Filmladen Filmverleih

Bild: © Filmladen Filmverleih

Bild: © Filmladen Filmverleih

Bild: © Filmladen Filmverleih

Es ist eine Glanzleistung, mit der sich der defacto Newcomer McCormack neben die zweifache Oscar- und BAFTA-Preisträgerin stellt. Leo, laut Nancy „der Sexheilige“, nimmt ihr mit seinem Charme und seiner empathisch-lockeren Art die Unsicherheit, und bald legt die gutbürgerliche Nancy mit größter Freude den erzkonservativen Keuschheitsgürtel ab, der ihr per Erziehung auferlegt wurde. Sanft und feinfühlig lehrt Leo Nancy sich bei sinnlichen Erfahrungen Zeit für Körper und Geist zu nehmen. Katy Brand hat für ihre ungleichen Protagonisten philosophisch-tiefschürfende, geschliffene Dialog-Duelle mit sensiblen Zwischentönen geschrieben.

„Meine Stunden mit Leo“ ist ein in jeder Hinsicht intimes, famos vergnügliches, ungemein sympathisches Komödiendrama über Zwischenmenschliches, wobei die raffinierte Sophie Hyde den im Arthouse-Film gern verwendeten Kniff einsetzt, ihr Liebespaar nie beim Sex zu zeigen. Nur durch die Gespräche nimmt man wahr, wie und was sie empfunden haben – von Blowjob (Zitat Nancy: „Soll ich ihn einfach rausholen?) bis Doggy Style. Die unverblümten Gespräche sind hier wichtiger als „es“ – wie Nancy „es“ nennen würde. Worte stellen die Beziehung her, die es braucht, um sich körperlich näher zu kommen.

„Mein letzter Versuch zu leben“, nennt die Best Agerin die Treffen. Und ja, Brand und Hyde geht’s sehr intensiv ums Bodyshaming: Hängebusen, schwabbelige Oberarme, der Bauch, die Schenkel, die Cellulite. Und was hat man nicht alles verschwendet: die Jugend, die Möglichkeiten. Leo versteht und versucht die Sorgen seiner schwierigen Klientin wegzuküssen. Er will, dass Nancy ihre Hemmungen mit Grandezza überwindet. Er will ihren Bedürfnissen das Stigma nehmen, nachdem ältere Frauen tunlichst keinen Gedanken mehr an körperliche Liebe verschwenden sollen (Männer aber schon), weil weibliche Lust sowieso etwas Sündhaftes ist.

Es geht der Filmemacherin um Grenzen und Tabus, um die Normalität von Sex und Erotik. Und das ausdrucksstarke Gesicht von Daryl McCormack, wenn er den nüchternen Erklärungen seiner Mandantin lauscht, seine vorsichtigen Annäherungsversuche oder die direkte Offenheit, die erschreckten Reaktionen von Emma Thompson und ihr befreiendes Lachen, all das macht diesen Film sehr besonders.

Am Ende lässt die emotionale Last die Zweisamkeit in sich zusammenbrechen. Beide, Leo und Nancy, haben einander unter Fake-Namen kennengelernt, beide laborieren an tiefen seelischen Wunden. Seine Familie denkt, der jobbe auf einer Bohrinsel, sie geht in ihrem Kontrollwahn den Schritt zu weit, seine wahre Identität auszuforschen, was seine professionellen Schranken sprengt. „Good Luck to You, Leo Grande“ ist der englische Filmtitel, und der ist wesentlich passender. Es kommt zu einer letzten Aussprache und … mehr im Kino.

www.leograndefilm.co.uk/home         www.wildbunch-germany.de/movie/meine-stunden-mit-leo

31. 8. 2022

Theater zum Fürchten: Revanche / Sleuth

Juni 16, 2022 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Großes Tennis beim Schauspieler-Serve-and-Volley

Otto Beckmann als Lover Milo Tindle und Johannes Terne als gehörnter Gatte Andrew Wyke im detailverliebten Bühnenbild von Regisseur Sam Madwar. Bild: © Bettina Frenzel

Als letzte Saison-Premiere in der Wiener Scala zeigt das Theater zum Fürchten Anthony Shaffers „Revanche. Mord mit kleinen Fehlern“, mit dem der Zwillingsbruder des berühmteren Dramatikers Peter Shaffer 1970 bei der Uraufführung in London einen Welthit landete – ansonsten blieben Anthonys Ausflüge ins Fach des Theaterautoren eher unbemerkt, er machte sich stattdessen als Drehbuchautor der Agatha-Christie-

Verfilmungen „Das Böse unter der Sonne“, „Tod auf dem Nil“, „Mord im Orientexpress“ und von Alfred Hitchcocks Thriller „Frenzy“ einen Namen. Unter dem Originaltitel „Sleuth“, umgangssprachlich für „Schnüffler“ im Sinne von Detektiv, wurde die Kriminalkomödie zwei Mal verfilmt: 1972 von Joseph Mankiewicz mit Sir Laurence Olivier als Andrew Wyke und Michael Caine als Milo Tindle und 2007 von Kenneth Branagh nach einem Drehbuch von Harold Pinter mit Michael Caine nun in der Olivier-Rolle und Jude Law als Milo Tindle.

Die Handlung dürfte also als bekannt vorausgesetzt werden: In seinem englischen Landhaus, das mit teuren Kuriositäten und witzigen Maschinchen vollgestellt ist, die die Vorliebe ihres Besitzers für Spielchen aller Art widerspiegeln, empfängt der Bestsellerautor von Kriminalromanen Andrew Wyke einen besonderen Gast: Er lädt den Liebhaber seiner Frau, den Friseur Milo Tindle, zu einem „Spiel“ ein: Wenn der mittellose Milo zwecks Versicherungsbetrugs einen fingierten Juwelendiebstahl hier im Haus begeht, überlässt Wyke ihm nicht nur seine Frau, sondern auch den Schmuck zur Finanzierung eines standesgemäßen Lebens.

Klar, dass der Vorschlag eine Reihe von Ereignissen auslöst, die die Grenzen zwischen Wettkampf und Kampf, blutigem Ernst und Mordsspaß auf das Durchtriebenste verwischen. Als Tindle von der Bildfläche verschwindet, erscheint ein mysteriöser „Inspector Doppler“ auf der Jagd nach einem Killer …

Fürs TzF hat Sam Madwar inszeniert und auch den Raum – mehr als dustere Ritterburg denn als Chalet – gestaltet, und so ist auch das Prunkstück zwischen den bezeichnenden Spielbrettern für Schach, „Fuchs und Henne“ oder „Mensch ärgere dich nicht“ eine Ritterrüstung, die per Knopfdruck in hämisches Gelächter ausbricht. In diesem Setting bestreiten Johannes Terne als Wyke und Otto Beckmann als Tindle das fintenreiche, verbal-intellektuelle Duell der beiden Antagonisten – das mit einer kuriosen Pointe ein überraschendes Ende findet.

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

Terne füllt die Szenerie mit seiner Bühnenpräsenz, mit giftsprühender Intensität und im Laufe der Begebenheit mit zunehmend verzweifelter Wut. Er gibt den exzentrischen Schriftsteller, der sich an seinem Werk grandios zu delektieren weiß, süffisant, sarkastisch, spleenig, versnobt, sein Narzissmus maximal von seinem Ennui übertroffen – und logisch, dass dieses von sich so überzeugte „Genie“ das italienische Gastarbeiterkind „Figaro“ Tindle was Upper Class und geistreiche Art betrifft für deutlich unterlegen hält. Welch ein Irrtum. Aus seinem jüngsten literarischen Hit „Die Leiche auf dem Tennisplatz“ liest Wyke der Gattin Lover nicht einfach vor, vielmehr schlüpft er in die Rollen aller seiner Romanfiguren, und so hat’s Sam Madwar – mit feiner Hand für die Charaktere, viel Hinter-/Sinn für die spitzzüngigen Dialoge und um spooky Effekte nicht verlegen – inszeniert:

Seine „Revanche“ ist ganz großes Tennis mit schauspielerischem Serve-and-Volley-Spiel, mit Otto Beckmann als Milo Tindle als Ternes kongenialem Pendant, denn Tindle erweist sich bald als ebenbürtiger Partner in Wykes „Spiel“, auch er enttarnt sich als Master of Gamesmanship *.

*Die Legende besagt, Anthony Shaffer hätte die Idee zu „Sleuth“ nach einer der berüchtigten Spielenächte bei Musicalkomponist und -texter Stephen Sondheim gehabt, der für seine Rätselleidenschaft gefürchtet war, und regelmäßig Gäste in sein bis zur Decke mit alten Brett- und Ratespielen angefülltes New Yorker Appartement zu „The Murder Game“ lud, bei dem die Anwesenden gleich Cluedo-Detektiven einen Mord aufklären mussten.

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

„Karl Steinsch“ als mysteriöser Inspector Doppler. Bild: © Bettina Frenzel

Die Partie beginnt. Zwecks Einbrecher-Verkleidung zwingt Wyke Tindle in allerlei lächerliche Gewänder: in die Mönchskutte von Pater Langfinger, eine Ku-Klux-Klan-Kapuze, ein Marie-Antoinette-Kleid, die Kostüme sind von Anna Pollack, bis er endlich ein Dummer-August-Outfit als passend befindet – in dem sich der scheint’s gutmütige und schwer gedemütigte Tropf Tindle anfangs tatsächlich zum Clown macht. Terne unterstreicht Wykes Verachtung für den „Papagallo“ mit zunächst subtilen Gesten, doch je weiter dessen perfider Plan gedeiht, umso brutaler reißt man sich gegenseitig die Masken vom Gesicht in diesem „nie enden wollenden Reigen verhüllter Identitäten“, wie Wyke sagt.

Die kleinen Bösartigkeiten wachsen sich zu größeren aus. Terne und Beckmann performen ihre Rollen als Cracks aus jenem Holz, aus dem die Gambler geschnitzt sind. Bei der Verwüstung des Hauses, der Raub soll ja echt aussehen, zerreißt Tindle genussvoll die Hoflieferanten-Hemden seines Gastgebers oder zerfleddert dessen neuestes Manuskript, der wiederum hat flugs einen Revolver zur Hand, mit dem er vorerst das Antlitz seiner Angetrauten aus dem Hochzeitsfoto schießt. Milo Tindle macht auf ängstlich und irritiert, der eiskalt sein Mütchen kühlende Wyke zunehmend auf irrsinnig, aber schon bald, heißt: nach der Pause, wird ihm die Arroganz aus dem Gesicht fallen und die Contenance flöten gehen.

Auftritt nämlich ein gewisser „Inspector Doppler“, dargeboten vom – wie seine zwei Kollegen TzF-Debütanten – „Karl Steinsch“, über den im Programmheft zu erfahren ist: Geboren in der Theaterhauptstadt St. Pölten, Schauspielausbildung an der Autodidaktica in Castrop-Rauxel, und nein: hier wird nicht gespoilert. „Steinsch“ spielt den adipösen Schnüffler bärbeißig und unnachgiebig; Doppler ist schließlich auf der Suche nach dem wie vom Erdboden verschluckten Coiffeur Tindle beziehungsweise dessen Leiche und damit dessen Mörder. Und während Ternes Wyke ein Alibi haarscharf entlang der Wahrheit hervorstottert, baut das ermittelnde Schwergewicht Indiz um Indiz seine Falle auf …

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

Bild: © Bettina Frenzel

Dass Johannes Terne und Otto Beckmann in der Schlussrunde das komödiantische Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten, wurde vom höchst amüsierten Premierenpublikum mit viel Gelächter und Applaus goutiert; der leichtfüßig tänzelnde, sich very british gebende, vor Verve sprühende Johannes Terne; Otto Beckmann als Gamechanger Tindle ein Fall für Frauen, die auf den Typ Teddybär fliegen, und großartig ist, wie Beckmann seinen Hairstylisten zur Hochform auflaufen lässt.

„Revanche“ ist der quintessentielle Krimi über einen Schuss, der im Wortsinn nach hinten losgeht; das Suspense-Stück veralbert das Genre und bedient es gleichzeitig virtuos. Sam Madwar hat daraus ein Fest für Schauspieler gemacht, die einander im rhetorischen Schlagabtausch und bei ständig wechselnden Machtverhältnissen nichts, und den Zuschauerinnen und Zuschauern alles schenken. „Darauf einen Gin!“ – „Zum Wohle von Queen Mum!“

Zu sehen bis 25. Juni.

TIPP: Am 14. August hat das Theater zum Fürchten als Theater im Bunker mit „Aventura. Von den Abenteuern im Kopf und anderswo“ Premiere. Ein extravagantes Stationentheater im kilometerlangen System des ehemaligen Mödlinger Luftschutzstollens. Alle fünfzehn Minuten startet eine Gruppe ZuschauerInnen und begegnet auf der Wanderung durch den Bunker SchauspielerInnen, Bildern, Installationen und Szenen, aus denen sich im Kopf der Betrachtenden ein Stück zusammenpuzzelt. Konzept und Buch: Bruno Max, Raum: Marcus Ganser.

BONUSTRACK: Johann Nestroys „Umsonst“, inszeniert von Bruno Max, als kostenloser Stream: www.youtube.com/watch?v=jsoPuvu-3uY&t=3s

www.theaterzumfuerchten.at

16. 6. 2022

Kosmos Theater: Mit freundlichen Grüßen, Eure Pandora

Januar 14, 2022 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Ganz ohne Männer geht die Chose nicht

Rokoko-Hausfrauen-Streik auf großer Leinwand: Maria Hofstätter, Lara Sienczak, Sonja Romei und Christina Scherrer, vorne: Elena Wolff. Bild: © Bettina Frenzel

… und davon saßen diesmal sehr viele auf der Publikumstribüne des Wiener Kosmos Theater. Regisseur Paul Spittler hat Autorin Laura Naumanns Text „Mit freundlichen Grüßen, Eure Pandora“ (Naumann ist Mitglied des Performance-Kollektivs Henrike Iglesias) zur österreichischen Erstaufführung gebracht, und er sowie fünf großartige Schauspielerinnen unterfüttern den sprachspielerischen, satirischen, radikal- theoretischen Text mit Gesang

und Tanz und multimedialen Popfeminismus-Zitaten. Entstanden ist so eine in diversen Farben schillernde Show mit fraglos ernst gemeintem Fokus, die mit weiblichen Zuschreibungen und binärer Geschlechterordnung Schluss macht, und nach „Zwischenräumen“ im Miteinander sucht. Zu Beginn gleich erklären die mit Rokoko-Perücken bewehrten Ladys via Videowand, wie Ehe, Familie, Gesellschaft, Weltwirtschaft dumm aus der ungewaschenen Wäsche schauen würden, kämen sie ihren Pflichten nicht mehr nach: „Wir sind einfach nur da. Herrlich!“ Und ob das Folgende als Utopie oder Dystopie zu lesen ist, gilt es am Ende zu entscheiden.

Die hier die Büchse der Pandora öffnet ist Sonja Romei als Wissenschaftlerin Eva Robinson. Sie hat in ihrem Institut mit pluripotenten Stammzellen (gibt‘ wirklich, keine Erfindung!) ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Frauen ohne männliches Sperma fortpflanzen können. Das „starke Geschlecht“ wird damit obsolet. Die Frau, an der sie die Technik erprobt, ist Christina Scherrer als Geliebte und Popstar Joanne. Eine geheime Innigkeit, weniger wegen des Lesbianismus‘ als um Eva vor Joannes zwei Millionen Social-Media-Followern zu schützen.

Umso mehr aus dem Häuschen sind Evas auf traditionellem Weg gezeugte Teenager-Tochter Valeria, Lara Scienczak, und deren BBF – Best Friend Forever Salome. Die/der genderqueere SchauspielerIn, Comedian und AutorIn Elena Wolff, bekannt unter anderem von den ORF-Pratersternen, spielt die Supermarktkassiererin und Club-Dance-Queen. Last, but not least erfand Laura Naumann einen surrealen Charakter, hier: Maria Hofstätter als skurril-grantelndes, derb-zotiges Urweib, eigentlich die anatolische Göttin Baubo*.

Lara Sienczak und Sonja Romei. Bild: © Bettina Frenzel

Maria Hofstätter und Christina Scherrer. Bild: © Bettina Frenzel

Elena Wolff und Lara Sienczak. Bild: © Bettina Frenzel

*Baubo gehört zum griechischen Mythos der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, die sich nach Verschleppung ihrer Tochter Persephone in den Hades aufgab, weshalb die Menschen ohne Ernten Hunger litten. Baubo, die personifizierte Sexualität, munterte die verzweifelte Mutter mit allerlei obszönen Scherzen auf, unter anderem entblößte sie ihre Vulva. Ein Akt, der bei den rituellen Festen, den dreitägigen Thesmophorien, bald fixer Bestandteil wurde.

Die Fünf jedenfalls haben die Nase voll von toxischer Männlichkeit und „penisbasierter Ungerechtigkeit“, Stichwort: Einkommensschere: „Alles nur wegen Titten!“ Mit dem Megaphon üben sie „Nein!“-Sagen. Laut und deutlich und eindeutig. Gegen sexuelle Übergriffe, Schwanz-Pics, Ess-Störungen, Body-Shaming, Vergewaltigung, Femizid, zum Vorgesetzten, der im Meeting auf den Busen starrt, zu Herrenwitzen wie MIF – Mother I like to fuck. Die Aufzählung ist minutenlang. „Na, nervst schon?“, fragen die Listenführerinnen listenreich ins Publikum.

Baubo, Maria Hofstätter kauzig, wie man sie kennt und liebt, stachelt ihre Mitstreiterinnen dazu an, ein feministisches Manifest zu verfassen. X-e Bände ihrer „Notizen zum Ende des Patriarchats“ gibt es schon, geschrieben als Amazonenkönigin, Domina oder Suffragette, nun soll das Projekt zu einem matriarchalischen Schlusspunkt gebracht werden. Schwankend zwischen Frauensolidarität und Zickenkrieg, ja, hier zwickt und zwackt man sich auch selber, wird an Formulierungen gefeilt.

Maria Hofstätter und Lara Sienczak. Bild: © Bettina Frenzel

Sagenhafte Sängerin: Christina Scherrer. Bild:© Bettina Frenzel

Tanzt sich die Männer vom Leib: Elena Wolff. Bild: © B. Frenzel

Scherrer, Romei und Sienczak. Bild: © Bettina Frenzel

Paul Spittler hat Naumanns dialogischen Schlagabtausch wie die chorischen Aufzählungen frech, flott und frisch auf die Spielfläche übertragen. Wie der Wind rauschen die Wortspiele an einem vorbei. Mitunter schnappt man launige Referenzen auf, etwa die Abwandlung eines legendären Marthaler-Titels: „murx den Patriarchen / murx ihn murx ihn / murx ihn ab“. Dazwischen singt Christina Scherrer als Popstar Joanne ganz traumhaft „Bad Romance“ von Lady Gaga und mit allen „I’m every Woman“ von Whitney Houston. Elena Wolffs Salome legt einen Tanz hin, mit dem sie sich die gierigen Disco-Gaffer vom Leib hält.

Evas „heißer Scheiß“ (© Baubo) funktioniert, die Revolution kann beginnen: die Abschaffung, das Aussterben-Lassen der Männer, weil’s via Reagenzglas nur noch weibliche Embryonen geben soll. Eva: „Die Männer haben’s über Jahrtausende versucht, sie sind nicht qualifiziert.“ – Baubo: „Das ist Genozid mit Ansage.“ – Salome: „Eine Vulva ist keine Friedenstaube und eine Gebärmutter kein Heiligenschein.“ Die Meinungen spalten sich. Um Emmerich Kálmán umzudrehen: Ganz ohne Männer geht die Chose nicht.

Salome stellt zur Diskussion, wie man mit bigender Personen umzugehen gedenke. Ist Geschlecht Biologie oder Identität? Werden die Zwischentöne ausradiert? Vom Jammertal des Frauseins ziehen die Fab Five nun den elysischen Feldern der „Zwischenräume“ (s. o.) entgegen, diese abschließende Szene „Wie ich Autorin meiner eigenen Geschichte wurde“ erweitert um einen Text von Elena Wolff. Eine letzte Wunschliste wird deklamiert über eine Welt, in der Geschlecht kein Maßstab mehr sein darf: „Wir sehen den Unterschied, aber wir machen ihn nicht.“ Fantastischer Zukunfts-Satz: „Niemand verfolgt mich, nur ich meine Ziele.“

Zu sehen bis 29. Jänner. 19. Jänner, 19 Uhr: Einführungsgespräch; 20.Jänner im Anschluss an die Vorstellung: Publikumsgespräch. kosmostheater.at           Trailer: www.youtube.com/watch?v=Sgop926I17A

  1. 1. 2022

Belvedere: Dame mit Fächer. Gustav Klimts letzte Werke

März 25, 2021 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Nach mehr als 100 Jahren wieder in Wien zu sehen

Gustav Klimt: Dame mit Fächer, 1917-18. Leihgabe aus Privatbesitz © Belvedere, Wien, Bild: Markus Guschelbauer

Schnell ins Belvedere, bevor am 1. April die Museen wieder schließen müssen: Ab heute, und am heutigen Eröffnungstag mit Gratis- ticket, ist im Oberen Belvedere die Ausstellung „Dame mit Fächer. Gustav Klimts letzte Werke“ zu sehen. „Dame mit Fächer“ ist Klimts letztes nahezu fertiggestelltes Gemälde und ein faszinierend selbstbewusstes Frauenbildnis. Das Belvedere holt mit diesem Porträt ein wichtiges Spätwerk des Künstlers nach Wien.

Kurz nach Klimts Tod 1918 entstand im Atelier des Künstlers eine Fotografie abgebildet sind zwei Gemälde: „Dame mit Fächer“ und das unvollendete Werk „Die Braut“. Während „Die Braut“ schon länger als Leihgabe im Belvedere zu sehen ist, kommt nun mit dem Damenporträt ein wichtiges Bild für die Gesamtpräsentation von Klimts Lebenswerk nach Wien. Das Belvedere zeigt es in einer Schau zu dessen letzter großen Schaffensphase.

Dame mit Fächer“ war das letzte Bild, an dem Klimt im Laufe des Jahres 1917 arbeitete – bis auf wenige Details konnte er es noch fertigstellen. Während auf den meisten seiner Porträts Damen der Gesellschaft abgebildet sind, hat Klimt hier wahrscheinlich ein unbekanntes Modell gemalt. Das Motiv ist die Variation eines seiner Lieblingsthemen: der „schönen Wienerin“. Das verführerische Spiel der unbekannten Frau – vermutlich eine Tänzerin – wirkt selbstbewusst und souverän. Mit erhobenem Kopf, entblößter Schulter und nackter, vom Fächer verdeckter Brust blickt sie den Betrachterinnen und Betrachtern entgegen.

Bild: Erwin Böhler / Courtesy of the Michael Huey and Christian Witt-Dörring Photo Archive

Ausstellungsansicht „Dame mit Fächer. Gustav Klimts letzte Werke“. Bild: © Johannes Stoll / Belvedere, Wien

Gustav Klimts Arbeitsraum im Atelier Feldmühlgasse 11 mit den unvollendeten Gemälden „Die Braut“ und „Dame mit Fächer“, 1918. © ONB/Wien Bildarchiv 94884-E, Bild: Moriz Nähr

Bislang war „Dame mit Fächer“ in Wien nur ein einziges Mal ausgestellt: vor mehr als hundert Jahren in der Kunstschau 1920 als Leihgabe des Industriellen Erwin Böhler. Noch im selben Jahr wurde es zu seinem Bruder Heinrich Böhler in die Schweiz gebracht, wo es bis in die 1960er-Jahre im Besitz der Familie verblieb. Zeitweilig befand sich das Bild in der Sammlung Rudolf Leopolds. Es wurde 1981 in Tokio und 1992 in Krakau öffentlich gezeigt. Nun kehrt das Gemälde nach Wien zurück. Der erste Teil der Schau zeigt „Dame mit Fächer“ im Kontext der späten, unvollendeten Werke von Gustav Klimt. Zu sehen sind unter anderem die Gemälde „Die Braut“, „Amalie Zuckerkandl“, „Adam und Eva“ oder „Dame in Weiß“

Ab Oktober wird die Ausstellung adaptiert und um eine weitere Komponente ergänzt: Das neue Kapitel beleuchtet Klimts Affinität zu ostasiatischen Kunststilen und zeigt auf, wie sich diese im Werk widerspiegeln. „Dame mit Fächer. Gustav Klimts letzte Werke“ macht den Aufbruch des Malers in eine neue Schaffensphase kurz vor seinem Tod nachvollziehbar.

www.belvedere.at           Videos: www.youtube.com/watch?v=nYrLu8EbrZg            www.youtube.com/watch?v=Em85nCOgplk

25. 3. 2021

Forum Frohner: Nouveau Réalisme / Daniel Spoerri

März 17, 2021 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Eine Begegnung, die zur „Blutorgel“ führte

Daniel Spoerri, „Faux tableau piège – Porträt J. A.“ © Landessamml. NÖ. Kunstmeile Krems

Die Ausstellung „Antworten auf die Wirklichkeit. Adolf Frohners Begegnung mit dem Nouveau Réalisme“ im Forum Frohner in Krems-Stein geht in die Verlängerung: Bis 9. Mai sind die Materialbilder, Objekte und Assemblagen namhafter Künstler wie César, Christo, Adolf Frohner, Raymond Hains oder Daniel Spoerri noch zu sehen. Die Schau spürt mit ausgewählten Objekten den Zusammenhang zwischen Adolf Frohner und den Nouveaux Réalistes nach.

Aus Anlass des 90. Geburtstages Daniel Spoerris im vergangenen Jahr bildet seine Position einen Schwerpunkt der Schau. Rechtzeitig zur Verlängerung wurde nun ein neues Werk des beliebten Künstlers aus den Landessammlungen Niederösterreich angeliefert: das Fallenbild „Faux tableau piège –Porträt J. A.“. Bei der künstlerischen Darstellung von Spoerris Fallenbildern werden Gegenstände als Momentaufnahme einer gemeinsamen Mahlzeit oder Ähnliches auf einer zufälligen Unterlage – oft einem Esstisch – angeordnet. Eine Drehung um 90 Grad evoziert dabei die Verwandlung des Ensembles vom Alltagsszenario in ein Kunstobjekt. Im Fallenbild sieht Spoerri, der vor einigen Jahren sein eigenes Ausstellungshaus im nahegelegenen Hadersdorf am Kamp gründete (www.spoerri.at) eine Möglichkeit, eine Handlung und deren Objekte einzufrieren.

In den 1960er-Jahren reiste Adolf Frohner mehrmals nach Paris. Diese Aufenthalte wirkten sich impulsgebend auf sein gesamtes Schaffen aus, denn in Paris begegnete er den Avantgardeströmungen der Zeit. Künstlerisch befand Frohner sich damals in einer Umbruchphase. Er hatte sich in Zeichnung und Malerei zunächst mit der klassischen Moderne beschäftigt. Das Jahr 1960 markierte jedoch einen Wendepunkt. Frohner experimentierte mit der Beziehung zwischen Abbild und Realem. Er abstrahierte das Gesehene, kam rasch zu einer Auflösung der Form und fand zu einem verstärkten Interesse an der Materialität.

Das „Materialbild“ aus dem Jahr 1960 zeigt die Auseinandersetzung mit verschiedenen haptischen Qualitäten – Stoffe, Jute, Karton –, die zu einer Collage zusammengeführt werden. Die Unscheinbarkeit und der geringe Wert des Materials stehen im Gegensatz zum Anspruch einer tradierten Kunstvorstellung. Gerade das Bemühen, eine adäquate Annäherung an das Reale zu finden, beschäftigte Frohner in dieser Phase intensiv. Er sprach von einer „Suche nach Antworten auf die Wirklichkeit“. Der Nouveau Réalisme hatte eine solche gefunden. Obwohl Frohner keinen direkten Kontakt mit der losen Gruppe hatte, zeigt die Veränderung seiner künstlerischen Auffassung im Jahr 1960 den Einfluss der Nouveaux Réalistes.

Adolf Frohner: Jakobsleiter, 1966. Bild: © Landessammlungen NÖ

César: Compression Mobil, 1960.Bild: © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, ehemals Sammlung Hahn, Köln

Raymond Hains: Palissade de trois planches, 1959. Bild: © mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, ehemals Sammlung Hahn, Köln

Frohner wurde in der Folge künstlerisch radikaler und mit der Aktion „Blutorgel“ zum Mitbegründer des Aktionismus. In dieser Werkphase wandte er sich gegen die Nachkriegsgesellschaft und forderte für die Kunst ein Bekenntnis zum Widerstand gegen übliche Normen und Vorstellungen. Er arbeitete mit Gerümpel, das von einem Schrotthändler in sein gemeinsam mit Otto Muehl genutztes Atelier in der Wiener Perinetgasse gekippt wurde. Aus dem sperrigen Material entwickelte er durch Umformung Objekte von irritierendem Charakter. Wie bei César oder Arman spielte die Kritik an der kapitalistischen Nachkriegsgesellschaft durch die Umdeutung von industriellen Waren und Wegwerfprodukten eine Rolle. Darüber hinaus sollte die Kunst die Herrschaft des Realen und seine Erscheinung nicht mehr imitieren, sondern das Reale per se wurde durch die Umdeutung zum Kunstobjekt erklärt.

Ab 1962 wurde die Matratze für Frohner zu einem wichtigen Werkstoff. Er riss sie auf, bearbeitete und bemalte sie. Die Oberfläche des Objektes wurde damit zu einem zentralen Ausdrucksträger, die Aktion des Bearbeitens am Objekt ablesbar und konstitutiver Teil des Werkes. Sowohl Frohners Materialbilder als auch seine aktionistischen Matratzenobjekte zeigen Bezüge zu den Arbeiten der Nouveaux Réalistes, besonders zu Christos Untersuchungen der Oberfläche aus den 1960er-Jahren. Für beide war in diesem Zusammenhang Jean Dubuffet ein wichtiger Bezugspunkt.

In vielen Objektassemblagen der 1960er-Jahre bezieht sich Frohner auf Methoden der Nouveaux Réalistes. So erinnert sein Objekt „Die bunte Schachtel“  von 1963 an Gérard Deschamps’ Stoffassemblagen. Deschamps beschäftigte sich mit den Konventionen der Bekleidung, etwa indem er Damenunterwäsche zu einem Objekt transformierte oder Militärutensilien benützte. Auch Frohner versuchte mit seiner Arbeit eine Umdeutung. In Frohners Werk „Der Brustkasten“ aus dem Jahr 1972 steht das Wortspiel im Zentrum, indem das Wort buchstäblich genommen und in ein Objekt übersetzt wird. Diese Verfahrensweise geht auf Daniel Spoerri zurück, der in Zusammenarbeit mit Robert Filliou die „Wortfallen“ entwickelte, eine oft humorvolle Darstellung eines Sprichwortes.

In seinem figürlichen Werk ab Mitte der 1960er-Jahre übernahm Frohner Verfahren aus der Ideenwelt der Nouveaux Réalistes, jedoch kehrte er zum Tafelbild zurück. Auch thematisch finden sich klassische Sujets der Kunstgeschichte wieder. Der Mensch und existenzielle Themen werden zu zentralen Motiven, etwa in der „Kreuzigung“  von 1964. Bei dieser Arbeit kombiniert Frohner die Kreuzform mit einer Objektassemblage. In einem Erste-Hilfe-Kasten unterhalb der Kreuzigungsszene finden sich Operationsbesteck und Munition. Frohner nimmt hier eine radikale Interpretation des christlichen Leidensmotives vor. Frohners persönliche Beziehung zu den Nouveaux Réalistes beschränkte sich auf eine lose Bekanntschaft, obwohl ihn eine 1970  –im Jahr der Auflösung der Gruppe – aufgenommene Fotografie mit Pierre Restany bei der Biennale von Venedig zeigt.

Adolf Frohner, Gesicht, 1983. © Adolf Frohner gemeinnützige Privatstiftung, Bild: Christian Redtenbacher

Adolf Frohner und die Art Brut

Ab 22. Mai zeigt das Forum Frohner in Zusammenarbeit mit dem Department für externe Ausstellungen des Vereins der Freunde des Hauses der Künstler in Gugging „Adi und Art brut“. Im Zentrum der Schau stehen Arbeiten von Gugginger Künstlern wie Johann Fischer, Johann Garber, Johann Hauser oder August Walla im Dialog mit Adolf Frohner.

Frohners erste Begegnung mit der Art brut ist auf seinen Paris-Aufenthalt in den 1960er-Jahren zurückzuführen. Die Avantgarde in Paris – vor allem die informelle Malerei und die von Jean Dubuffet initiierte Art brut – war ein wichtiger Impuls für Frohner.

.

Adolf Frohner mit Park Seo Bo am Grab von Vincent van Gogh, Auvers-sur-Oise, 1961. © Frohner Stiftung

Adolf Frohner, „Expressiver Nachmittag“, um 1988, @ Frohner Stiftung. Bild: Kunstmeile Krems

Park Seo-Bo, Ecriture (描法) No.090530, 2009. Bild: Claire Dorn. Courtesy of the artist and Perrotin

Park Seo-Bo und Adolf Frohner. Paris 1961

Auch in der Herbstausstellung „Park Seo-Bo und Adolf Frohner. Paris 1961“ ab 16. Oktober dreht sich alles um Frohners Affinität zu Paris: 1961 lernten der koreanische Künstler Park Seo-Bo und Adolf Frohner einander in der Kunstmetropole kennen. Park Seo-Bo gilt heute als einer der führenden monochromen Maler in Korea und Mitbegründer der monochromen Malerei in Asien. Der mittlerweile 89-Jährige lebt und arbeitet in Seoul. An der Schnittstelle zwischen buddhistischem Denken und dem Wissen der westlichen Kunstgeschichte fokussieren Park Seo-Bos Werke auf Textur und Struktur, der Radikalität der Reduktion und dem kontemplativen Erleben von Malerei. Die Ausstellung zeigt Berührungspunkte zwischen den Arbeiten der beiden Künstler, die bis in ihre Zeit in Paris zurückverfolgt werden können.

www.forum-frohner.at

17. 3. 2021