Albertina: Rubens bis Makart. Rudolf von Alt

Februar 13, 2019 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Zum 300-Jahr-Jubiläum: Die Sammlungen Liechtenstein

Peter Paul Rubens: Venus vor dem Spiegel, um 1614/15. © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Anlässlich des dreihundertjährigen Gründungsjubiläums des Fürstentums Liechtenstein präsentiert die Albertina ab 15. Februar unter dem Titel „Von Rubens bis Makart“ eine umfassende Auswahl der herausragendsten Werke der Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein. Gleichzeitig widmet das Haus unter dem Titel „Rudolf von Alt und seine Zeit“ dem Wiener Aquarell als einem wesentlichen Kernbestand der Fürstlichen Sammlungen eine Jubiläumsausstellung.

Weit mehr als einhundert der bedeutendsten Gemälde und Skulpturen aus der erlesenen Kollektion eines der traditionsreichsten Häuser Europas spannen einen beeindruckenden Bogen von der italienischen Frührenaissance über das Zeitalter des Barocks bis zum Wiener Biedermeier und dem Historismus der Makart-Ära. Ikonische Werke wie Anticos erst jüngst für die Fürstlichen Sammlungen erworbene Büste des Marc Aurel, die lebensgroßen Bronzeplastiken des Adrian de Fries oder Peter Paul Rubens’ berühmte „Venus vor dem Spiegel“ stehen dabei im Mittelpunkt der Schau.

Die eine veritable Promenade durch fünf Jahrhunderte Kunstgeschichte ermöglicht. Seit mehr als 400 Jahren ist die kontinuierliche und leidenschaftliche Sammeltätigkeit der Fürsten dokumentiert: Geprägt von oft schillernden Persönlichkeiten und ihren individuellen künstlerischen Vorlieben formte sich so eine private Kollektion, die bis heute ihresgleichen sucht. Als Ort, an dem die Fürstliche Familie bis 1938 einen ständigen Wohnsitz unterhielt, hat Wien eine exzeptionelle Bedeutung: Unter Fürst Johann Adam Andreas I., auf den auch die Erwerbung zahlreicher Hauptwerke des flämischen Barocks zurückgeht, wurde die Sammlung ab 1705 in der zweiten Beletage des neuen liechtensteinischen Stadtpalais in der Bankgasse präsentiert. Im Jahr 1810 machte Fürst Johann I. von Liechtenstein seine Meisterwerke im Gartenpalais in der Rossau erstmals der Wiener Öffentlichkeit zugänglich. Während des Zweiten Weltkriegs verlegte die Familie ihren Wohnsitz und damit auch die Sammlungen nach Liechtenstein.

Quentin Massys, der Ältere: Die Steuereintreiber, späte 1520er-Jahre. © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Friedrich von Amerling: Porträt der Prinzessin Marie Franziska von Liechtenstein im Alter von zwei Jahren, 1836. © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Die Ausstellung zeigt die größten Schätze der liechtensteinischen Sammlungen und führt so exemplarisch ihren überragenden Reichtum vor Augen. Im Unterschied zur permanenten Präsentation in den beiden Wiener Palais, in denen die Werke mehr oder weniger in ihrem angestammten Kontext erlebbar sind, liegt eine der zentralen Absichten dieser Ausstellung in der neuen Kontextualisierung: Der reduzierte Rahmen der Albertina und ihrer modernen Räumlichkeiten ermöglicht einen frischen Blick auf die gezeigten Hauptwerke. Vorrangiges Ziel war dabei weniger eine kunsthistorisch stringente als vielmehr eine von ästhetischen Gesichtspunkten bestimmte Form der Präsentation. Durch alternative Gruppierungen oder gezielte Isolation erzählen die Gemälde und Skulpturen nun gänzlich andere Geschichten.

Rudolf von Alt und seine Zeit

Rudolf von Alt: Das Treppenhaus des k.k. Hof-Operntheaters, 1873. © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

Der zweite Teil der Jubiläumsausstellung widmet sich dem Wiener Aquarell vom Biedermeier bis zum Realismus. Nahezu 100 der schönsten Aquarelle repräsentieren nicht nur die kenntnisreiche fürstliche Sammelleidenschaft, sondern geben zugleich einen gültigen Überblick über die Aquarellkunst dieser Ära.

Der spontane Umgang mit Licht und Kolorit spielt in dieser Wasserfarbenmalerei eine zentrale Rolle und vermittelt eine Intensität und Präsenz, die in anderen Medien kaum erreicht werden kann. So spiegelt sich etwa die schillernde Pracht adeliger Wohnkultur in den repräsentationsbewussten Interieurs der liechtensteinischen Palais in Wien, die Rudolf von Alt über Jahrzehnte hinweg im Auftrag der Familie anfertigte. Auch außerhalb der Stadt unterhielt die Fürstliche Familie zahlreiche Besitztümer: Alts unvergleichlich lebendige Impressionen der Schlösser Eisgrub und Feldsberg mit ihrem jeweiligen Umland sind heute wertvolle Erinnerungen an eine vergangene Welt voller Schönheit und Opulenz.

Einen maßgeblichen Bereich dieser außerordentlich facettenreichen Epoche österreichischen Kunstschaffens stellt das Wiener Porträt dar: Moritz Michael Daffingers repräsentative Bildnisse der Liechtenstein und anderer Mitglieder der Wiener Gesellschaft beeindrucken ebenso wie Peter Fendis schnelle Momentaufnahmen der Fürstlichen Familie. Als exemplarischer Überblick nur der qualitätsvollsten Blätter illustriert die Ausstellung der Albertina somit die außerordentliche Vielfalt der grafischen Sammlung einer Fürstlichen Familie, die sich als Patronin der Künste auch im täglichen Leben stets mit Aquarellen und ihren Schöpfern umgab.

www.albertina.at

13. 2. 2019