Die 2020-Online-Edition von „this human world“- International Human Rights Film Festival

November 30, 2020 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

Queen’s Gambit-Doku, Phil Collins & Sundance-Sieger

Sunless Shadow. © this human world

#Corona-bedingt findet die 13. Ausgabe von „this human world“- International Human Rights Film Festival ab Donnerstag, 3. Dezember, online statt. Bis 13. Dezember wird ein Großteil des ursprünglich fixierten Programmes anstatt in vier Wiener Kinos und diversen Side Locations über den Festivalhub auf www.thishumanworld.com ins Wohnzimmer gestreamt werden können.

Vier bis fünf der 50 ausgewählten Filme werden täglich ab 18 Uhr und für 48 Stunden als Video on Demand abrufbar sein. Und auch in Zeiten der physischen Distanz wird das Publikum nach dem Abspann nicht alleine gelassen: zumindest virtuell werden Q&A’s, Director Statements und Live-Diskussionen angeboten, um trotzdem ein Ort für Austausch, Engagement und solidarische Vernetzung zu sein. Schwerpunkte der Online-Festival-Edition sind „The Queens‘s Gambit“, unter dem Titel „female* working realitis“ weibliche Arbeitsrealitäten, ein ungeschönter Einblick in die US-Gefängnisindustrie und eine iranische Jugendstrafanstalt als sicherer Ort für junge Mädchen in „Sunless Shadows“, Pressefreiheit und die Suche nach neuen Formen von Intimität.

„be_longing“ folgt Kindern und jungen Erwachsenen auf ihrem Weg durch eine brüchige Welt und „habitat“ beleuchtet die globale Schieflage rund um die Grundlagen von Lebensräumen. Auch in diesem besonderen Jahr werden in fünf Kategorien Preise an herausragende Filme und außerordentliche Beiträge für die Stärkung von Menschenrechten vergeben – die Preisverleihung findet am 13. Dezember ebenfalls online statt.

Die Programmhighlights:

„Glory To The Queen“ liefert Schachgenie Beth Harmon aus dem derzeitigen Serien‐Liebling „The Queen’s Gambit“ sozusagen in real und hoch vier: die beiden Filmemacherinnen Tatia Skhirtladze und Anna Khazaradze bringen nach 20 Jahren vier legendäre georgische Schachspielerinnen wieder zusammen, die damals zu weiblichen Ikonen der Sowjetzeit wurden und Schachspiel‐Wettbewerbe revolutionierten – eine Kampfansage, nicht nur am Schachbrett, sondern vor allem für die Frauenemanzipation.

In der Reihe „collective actionist“ ist unter anderem „Bring Down The Walls“ von Phil Collins zu sehen, der einen kritischen, ungeschönten Blick auf die amerikanische Gefängnisindustrie und ihre mittlerweile mehr als zwei Millionen Insassen wirft. „A New Beginning“ von Ala’A Mohsen porträtiert berührend und respektvoll den alleinerziehenden Vater Rabeaa und seinen vierjährigen Sohn Kais, die nach ihrer Flucht aus Syrien auf der Suche nach einem neuen Zuhause in Norwegen angekommen sind.

Gemeinsam mit dem International Press Instititute wird der Film „We Hold The Line“ von Marc Wiese präsentiert, der die Journalistin Maria Ressa im Kampf für Pressefreiheit und Gerechtigkeit und gegen das korrupte und gewalttätige System des philippinischen Präsidenten Duterte begleitet. Was passiert, wenn man aus einem ländlichen, von landwirtschaftlicher Arbeit geprägtem Umfeld in eine Millionenstadt zwangsübersiedelt  wird, legt der Langzeitdokumentarfilm „A New Era“ von Boris Svartzman eindrucksvoll dar, der in der vom neuen Festivalpartner Klima‐ und Energiefonds präsentierten Reihe „habitat“zu sehen sein wird.

In „No Gold For Kalsaka“ von Michael K. Zongo wird eindringlich verdeutlicht, welche Schäden der Bergbau für die vor Ort lebenden Menschen anrichtet und wie schnell die versprochene goldene Zukunft ihr wahrhaft hässliches Gesicht zeigt. Übrig bleibt kein Reichtum, sondern ein verseuchtes Land und weniger Lebensgrundlage als zuvor, doch eine ausgebeutete Gemeinschaft in Burkina Faso nimmt den Kampf für Gerechtigkeit auf.

In My Blood It Runs. © this human world

Sommerkrieg. © this human world

No Gold For Kalsaka. © this human world

Glory To The Queen. © this human world

Die völlig unterschiedlichen Lebensrealitäten von Kindern auf verschiedenen Kontinenten beleuchten zwei herausragende Dokumentarfilme: Moritz Schulz begleitet in „Sommerkrieg“ die 12-jährigen Kinder Jasmin und Jastrib ins Azovez-Ferienlager, ein paramilitärisches Ausbildungscamp, geführt vom rechtsextremen Bataillon Asow, das die Kinder mit unfassbarem Drill, Manipulation und Kadavergehorsam zu ukrainischen Patrioten erziehen soll. Das große Ziel: lernen, wie man eine Kalaschnikow bedient. Die Kinder müssen trotz anfänglicher Begeisterung feststellen: wer nicht gehorcht, wird bestraft. Am Ende dieses erschütternden Dokumentarfilms stehen verängstigte, desillusionierte junge Menschen, denen die einfachen Freuden eines unbeschwerten Sommers verwehrt bleiben.

Eine dem völlig entgegengesetzte Familienkonstellation hingegen kann bei „In My Blood It Runs“ von Maya Newell beobachtet werden: der aufgeweckte 10-jährige Dujuan wächst im australischen Alice Springs bei seiner liebevollen Familie auf, spricht drei Sprachen, weiß alles über die traditionelle Medizin und Geschichte seiner Vorfahren und kämpft gleichzeitig mit dem staatlichen Schulsystem, in welchem nur die geschichtliche Perspektive der weißen Bevölkerung vermittelt wird, aber sein anderer, vermeintlich von der Norm abweichender Zugang zur Welt keine Wertigkeit erfährt. Ein kraftvoll-poetisches und essentielles Portrait über die australische Jugend mit indigenen Wurzeln.

„Sunless Shadows“ von Mehrdad Oskouei nimmt einen mit in eine iranische Jugendstrafanstalt für Mädchen. Allesamt befanden sie sich in ausweglosen Situationen inmitten ihrer Familien – Situationen, die mit einem Mord am Vater, Ehemann oder einem anderen männlichen Familienmitglied endeten. Teilweise sind auch die Mütter der Mädchen inhaftiert, in einem anderen Gefängnis sitzen sie im Todestrakt – durch die Kamera erhalten sie die Möglichkeit, sich gegenseitig Nachrichten zukommen zu lassen. Oft sind die Mädchen sprachlos, denn obwohl es so viel zu sagen gäbe, überwiegt die von Geburt an antrainierte Scham. Doch langsam öffnen sie sich, beginnen, zu erzählen, denn das Gefängnis mit seiner geschlossenen und rein weiblichen Umgebung ist auch ein sicherer Zufluchtsort vor einer aggressiven und von Männern dominierten Gesellschaft.

The Earth Is Blue As An Orange. © this human world

Die Eröffnung:

Findet am 3. Dezember um 20 Uhr online mit der Österreich-Premiere von „The Earth Is Blue As An Orange“ samt virtueller Begrüßung durch die Festivalleitung Michael Schmied und Lisa Heuschober statt, im Anschluss an den Film gibt es noch ein Q&A mit der Regisseurin. Die ukrainische Filmemacherin Iryna Tsilyk hat für den Sundance‐Gewinner ein Jahr lang eine Familie begleitet, die inmitten der surrealen Umgebung der Kriegszone Donbass lebt.

Zwischen patrouillierenden Soldaten, explodierenden Granaten und Schüssen. In diesem Wahnsinn einen normalen Alltag zu finden, wenn gleichzeitig der Krieg tobt, das versuchen Hanna und ihre vier Kinder. Um gemeinsam der Gegenwart zu entfliehen, aber auch, um sie verstehen zu können, beginnen sie einen Film zu drehen- bauen das Wohnzimmer zum Studio um und diskutieren die zudrehenden Szenen am Küchentisch. In all der Hoffnungslosigkeit, der diese Familie ausgesetzt ist, wird das Filmemachen zum einzigen Halt. „The Earth Is Blue As An Orange“ ist eine gefühlvolle und genau Momentaufnahme rund um den berührenden Versuch, sich in einem der gefährlichsten Gebiete der Ukraine ein bisschen Glück zu bewahren und an Träumen festzuhalten.

Einzelticket: 3.90 €, Festivalpass – gültig für alle Filme: 25 €.

www.thishumanworld.com

  1. 11. 2020

Robert Seethaler: Man Booker International Prize

Mai 11, 2016 in Buch

VON RUDOLF MOTTINGER

Mit „Ein ganzes Leben“ auf der Shortlist

HB Seethaler_978-3-446-24645-4_MR.inddDie Sensation war eigentlich bereits im März perfekt, denn gleich zwei in Österreich arbeitende Autoren hatten es auf die Longlist für den diesjährigen Man Booker International Prize geschafft: der Wiener Robert Seethaler und der aus dem Kongo stammende, in Graz lebende Fiston Mwanza Mujila. Doch Seethalers Name findet sich nun auch auf der kürzlich veröffentlichten Shortlist für den renommierten Literaturpreis. Mit dem schmalen, ungeschnörkelt geschriebenen Band „Ein ganzes Leben“, erschienen im Hanser Verlag, hat er es dorthin geschafft.

In seinem Buch erzählt Seethaler von einem Menschen, dem das Schicksal alles andere als wohlgesonnen ist: Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr – so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als Egger seinen letzten Weg antritt, ist sie noch einmal bei ihm. Und er, über den die Zeit längst hinweg gegangen ist, blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen. Eine einfache und eine tief bewegende Geschichte.

Seethalers Vorgängerroman, „Der Trafikant“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=5071), wird übrigens ab 2. Dezember in einer Bühnenfassung des Autors am Volkstheater in den Bezirken zu sehen sein.

Mujila 290316.inddMit Seethaler nominiert sind die jüngsten Romane des türkischen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk: „Diese Fremdheit in mir“, des angolanischen Autors José Eduardo Agualusa: „Eine allgemeine Theorie des Vergessens“, der Südkoreanerin Han Kang: „Der Vegetarier“, des chinesischen Autors Yan Lianke: „The Four Books“, und einer Neapolitanerin, die unter dem Pseudonym Elena Ferrante schreibt. „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ soll 2017 auf Deutsch erscheinen. Der Man Booker International Prize ist mit 50.000 Pfund dotiert. Die Bekanntgabe des Preisträgers findet am 16. Mai statt. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr erstmals für ein fremdsprachiges und in Großbritannien in englischer Übersetzung veröffentlichtes Buch verliehen. Bisher wurde sie alle zwei Jahre an ein Gesamtwerk vergeben.

„Tram 83“, das auf der Longlist vermerkte Buch von Fiston Mwanza Mujila, ein afrikanischer Großstadtroman und Mujilas literarischer Erstling, erscheint bei Zolnay.

themanbookerprize.com/man-booker-international-prize

www.hanser-literaturverlage.de

Wien, 11. 5. 2016

ImPulsTanz: Erste Programmhighlights

März 23, 2016 in Tipps

VON MICHAELA MOTTINGER

Anmeldung zu den Ausbildungsprojekten ab sofort

Sankai Juku: Meguri – Teeming Sea, Tranquil Land Bild: © Sankai Juku

Sankai Juku: Meguri – Teeming Sea, Tranquil Land
Bild: © Sankai Juku

Ab 14. Juli präsentiert das ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival wieder große internationale Produktionen. Viel Prominenz, aber auch Neues und Unerprobtes sorgen im Performanceprogramm und in den mehr als 200 Workshops und Research Projekten dafür, dass der zeitgenössische Tanz auf und hinter den Bühnen die ganze Stadt bewegt.

Unter den ersten Highlights findet sich Anne Teresa De Keersmaeker und ihre Compagnie Rosas mit zwei Stücken. Die flämische Tanzkoryphäe und langjährige Wegbegleiterin des Festivals steht in ihrer jüngsten Produktion „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ gemeinsam mit Rosas-Tänzer Michaël Pomero und der Flötistin Chryssi Dimitriou selbst auf der Bühne. In ihrem Trio „Verklärte Nacht“ brilliert indes die Ausnahmetänzerin und beliebte ImPulsTanz-Workshop-Dozentin Samantha Van Wissen zu Arnold Schönbergs Musik, dirigiert von Pierre Boulez, und Richard Dehmels Gedicht.

Ebenso aus Flandern kündigen sich die Needcompany und Choreograf Wim Vandekeybus und seine Compagnie Ultima Vez an. Die bereits 1999 bei ImPulsTanz aufgeführte Performance „In Spite of Wishing and Wanting“, zu der Talking Heads Gründer David Byrne den Sound kreierte, kehrt nach über 15 Jahren mit neuem Cast nach Wien zurück. Mit im Gepäck: Vandekeybus’ jüngster Bühnenerfolg „Speak low if you speak love …“ Acht grandiose Tänzer, die begleitet werden von Mauro Pawlowskis Band und der südafrikanischen Interpretin Tutuo Puoane, rasen auf tänzerisch höchstem Niveau durch einen der Liebe gewidmeten Abend. Parallel dazu zeigt Allroundkünstler Vandekeybus seinen Spielfilm „Galloping Mind“ im Metro Kinokulturhaus.

Zu den weiteren Stars zählen die franko-kanadische Choreografin Marie Chouinard, die anlässlich des 500. Todestages von Hieronymus Bosch ihre neue Compagniearbeit „Hieronymus Bosch: The Garden of Earthly Delights“ zur Aufführung bringt. Der Flamenco-Star Israel Galván zeigt „Fla.Co.Men“ und Butoh-Koryphäe Ushio Amagatsu aus Japan gastiert mit seiner berühmten Compagnie Sankai Juku.

Tanz und Performance treffen bei ImPulsTanz auch dieses Jahr auf bildende Kunst. Das Festival setzt seinen Weg der Zusammenarbeit mit bedeutenden österreichischen Museen fort und bringt überdies mit Tino Sehgal einen der bedeutendsten Vertreter an der Schnittstelle beider Genres an den Start. Der deutsch-britische Künstler präsentiert ein speziell für ImPulsTanz 2016 konzipiertes Projekt, „Encounters—under—Construction“, das sich weltweit erstmalig in Wien erprobt. Im Fokus einer fünfwöchigen Reihe stehen höchst unterschiedliche Austauschformate, die es Künstlern aus Tanz, Performance und bildender Kunst ermöglichen, relevante gesellschaftliche und künstlerische Fragen unserer Zeit zu reflektieren: unter anderem mit Jérôme Bel, Boris Charmatz, Maria Hassabi, Philippe Parreno, Rachel Rose und Meg Stuart.

Workshops und Ausbildungsprojekte

Neben dem Performanceprogramm lädt das Festival sein Publikum selbst zum Tanz und zelebriert von früh bis spät zeitgenössische Lebenskultur: ob bei Live-Konzerten und DJ-Nights in der ImPulsTanz festival lounge im Burgtheater Vestibül oder bei einem der mehr als 200 Workshops in den Studios im Wiener Arsenal, wo 150 Dozenten und Choreografen aus der ganzen Welt ihr Wissen mit Anfängern und Profis teilen. Dazu gibt es die beliebten Ausbildungsprojekte. Diese Jahr bieten Alito Alessi, Gründer und Direktor von DanceAbility, im Rahmen des Festivals einen einmonatigen Lehrgang zum DanceAbility Trainer an, keine Vorkenntnisse erforderlich! Ismael Ivos höchst erfolgreiches Ausbildungsprogramm „Biblioteca do Corpo“ geht in seine vierte Runde und das neu ausgerichtete Trainingsprogramm „Atlas – Creating Dance Trails“ bietet jungen Tanzschaffenden Studioräumlichkeiten für Researcharbeiten und zur Stückentwicklung, parallel dazu individuelle Trainingsprogramme, den Besuch internationaler Produktionen und den Austausch mit Künstlern aus 100 Ländern. Die Anmeldung zu den Ausbildungsprojekten ab sofort online möglich.

www.impulstanz.com

Wien, 23. 3. 2016

Vienna International Saxfest 2014

Februar 25, 2014 in Klassik

VON MICHAELA MOTTINGER

Das Saxophon erobert Wien

4374822213_db1f3f8d27_bVon 1. bis 8. März bringt eine lebendige und dynamische Saxophon-Community mit hochbegabten Interpretinnen und Interpreten frischen Wind in die Musikszene der Stadt. In Wien ansässige Ensembles wie das Vienna Saxophonic Orchestra oder Five Sax zeugen vom hohen künstlerischen Niveau und inspirieren dadurch immer mehr Komponistinnen und Komponisten, Werke für das Saxophon zu schreiben. 2013 hatte Lars Mlekusch, international viel beachteter Interpret und Professor für Saxophon an der Konservatorium Wien Privatuniversität, erstmals ein Saxophon-Festival in Wien initiiert und kuratiert. Der Erfolg war enorm und weckte den Appetit auf eine Fortsetzung. Beim zweiten Vienna International Saxfest steht das Saxophon in acht Konzerten mit Programmen unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen abermals im Zentrum – und das punktgenau zum 200. Geburtstag seines Erfinders, des Belgiers Antoine Joseph »Adolphe« Sax: Klassische, vom Jazz inspirierte Werke von Jacques Ibert oder Erwin Schulhoff treffen auf Minimal Music, zeitgenössische Musik und spannende Bearbeitungen von Werken der Alten Musik. Neben international führenden Konzertsaxophonisten wie Arno Bornkamp oder Enzo Fillippetti sind weitere hochkarätige Musiker zu Gast, die für klingende Entdeckungen sorgen: Roland Batik spielt zusammen mit dem Vienna Saxophonic Orchestra Gershwins Rhapsody in Blue, der Countertenor Kai Wessel und die Sängerin Krisztina Jónás interpretieren gemeinsam mit dem Budapest Saxophone Quartet polyphone Werke Alter Musik. Bei der abschließenden Sax-Party werden alle Register – von Avantgarde bis Filmmusik – gezogen.

Konzerte:

1.3. Sax Pax | MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben

mit Rodrigo Vila, Lars Mlekusch, Roland Batik, Vianna Saxophonic Orchestra u. a.

2.3. Loops | Ruprechtskirche

mit Pieter Pellens, Simon Sirec, ensemble.konsax.wien, Duo Aliada u. a.

3.3. SAX-O-ROUND | Mariahilferkirche

mit Duo Irdolon, Milano Saxophone Quartet, Ensemble Enfants Terribles u. a.
4.3. Saxophonic | Alte Schmiede

mit Duo Cecilia Elletrica, Duo Saxophonic, Jorge Sánchez-Chiong u. a.

powered by Jeunesse:

5.3. SAX in SPACE | Wien Museum Karlsplatz

mit Arno Bornkamp, Module Quartet, Yueming Xu-Ertl u. a.
6.3. The Art of the Fugue | Peterskirche

mit Tobias Willi, ensemble.konsax.wien u. a.
7.3. Polyphonic | Minoritenkirche

mit Kai Wessel, Grzegorz Stopa, Budapest Saxophone Quartet u. a.
8.3. Sax Party | MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben

mit Alvaro Callao, Lars Mlekusch, Five Sax, Vienna Saxophonic Orchestra u. a.

www.viennasaxfest.com

www.jeunesse.at

www.muth.at

Wien, 25. 2. 2014

ImPulsTanz 2013

Juli 3, 2013 in Tipps

Auf die Spitze treiben!

Ko Murobushi "Ritournelle / Danse  vol.1" © Laurent Ziegler

Ko Murobushi
„Ritournelle / Danse vol.1“
© Laurent Ziegler

Am 11. Juli ist es soweit. Das ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival feiert mit der Eröffnung im MuseumsQuartier seine 30. Ausgabe. Bis 11. August präsentiert die bislang größte Festivaledition dem Publikum internationale Highlights, vergibt in der [8:tension] Reihe erstmalig auch einen Publikumspreis und erschließt mit dem Weltmuseum Wien einen neuen Spielort. Mit der „License to Party“ geht es am Dienstag, den 9. Juli los, wenn der Shootingstar der New Yorker Performanceszene Trajal Harrell im Haupthof des MuseumsQuartiers mit einer mitreißenden Voguing-Show das diesjährige ImPulsTanz-Festival eröffnet. Zum Warm-Up verwandelt sich das MQ am frühen Abend in eine Grünoase mit Überraschungsgästen, zu denen Pia Hierzegger und Michael Ostrowski als gewitztes Moderatoren-Paar Stellung beziehen, bis um 21.15 Uhr eine schillernde Crew aus zeitgenössischen TänzerInnen und Voguing Divas und Divos zu ekstatischen House-Beats den Catwalk erobert. Danach zieht die Party in das Burgtheater Vestibül zur Eröffnung der ImPulsTanz festival lounge weiter, die sich diesen Sommer unter dem Motto „Because of you.“ für die 10. lounge Edition beim Publikum bedankt.

Die ersten beiden Performanceabende sind der [8:tension] Young Choreographers’ Series und dem französischen Performance-Exzentriker Olivier Dubois mit „Prêt à baiser“ („Ready to Kiss“) gewidmet – dem neuen Leiter des Centre chorégraphique national de Roubaix et du Nord-Pas de Calais. Dubois war vor wenigen Jahren selbst noch als Newcomer in der [8:tension] Reihe zu sehen und gewann den ersten „Prix Jardin d’Europe“ – jenen europäischen Tanzpreis, den ImPulsTanz ab 2013 für die nächsten fünf Jahre in Wien im Rahmen des Festivals vergeben wird. Mit der Einführung eines Publikumspreises haben FestivalbesucherInnen erstmalig die Möglichkeit, unter den 11 nominierten Performances ihre Favoriten per Online-Voting zu küren! Ob die humorvolle Show von Marta Navaridas & Alexander Deutinger, die exzentrische Konsumkritik von Mariana Tengner Barros, das starke Solo von Michael Turinsky oder die hypno tische Performance von Rodrigo Sobarzo De Larrechea gefällt, das entscheidet das Publikum.

Höhepunkte zeitgenössischer Tanzkunst erwarten die ZuseherInnen bereits an den ersten Festivaltagen. In d-Moll kündigt sich am Samstag, den 13. Juli, eine Begegnung mit Seltenheitswert an, wenn Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz im tänzerischen Ritual zu Johann Sebastian Bachs „Partita 2“ das Burgtheaterparkett als Bühne des zeitgenössischen Tanzes für diesen Sommer etablieren. Kurz darauf, am 16. und 18. Juli, bringt der vielfach ausgezeichnete Choreograf Akram Khan sein mit Oscarpreisträger Tim Yip entwickeltes bildgewaltiges Solo „DESH“ eben dort zur Aufführung. Auf einer entleerten Burgbühne ergreift der Choreograf Philipp Gehmacher, seines Zeichen Bewegungsperfektionist und Sprachskeptiker, am 17. Juli in „SAY SOMETHING: six speech acts“ das Wort. Gemeinsam mit Forced Entertainment Legende Tim Etchells und weiteren Gästen wird die im Tanz am meisten vernachlässigte Form der Kommunikation, das Sprechen, zum Thema. Bewegung pur gibt es hingegen bei „What the Body Does Not Remember“ am 15. Juli im Volkstheater, wenn der belgische Filmemacher und Choreograf Wim Vandekeybus mit Ultima Vez in einer Neuinszenierung seines bahnbrechenden Debutwerks Ziegelsteine regnen und PerformerInnen wirbeln lässt. Weiter geht es auf dem [WildWalk] – der ImPulsTanz Late Night Series ab 23.00 Uhr, der gegen Ende der ersten Performance-Woche vom kongenialen Performanceduo Jonathan Burrows & Matteo Fargion unter dem Motto „Expect the unexpected!“ begangen wird.

Ein Ausblick über den Festivalbeginn hinaus führt in die imperiale Säulenhalle des Weltmuseum Wiens, wo die große indische Tanzschaffende Padmini Chettur und der renommierte Choreograf und Tanzdozent David Hernandez als erstes von drei East-West Meetings einen gemeinsamen Abend gestalten.

Die ImPulsTanz Workshops eröffnen am Sonntag, den 14. Juli mit den „impressions ‘13“ im Wiener Arsenal. Workshop DozentInnen geben live Einblicke in ihre Workshops, beantworten Fragen und laden Kurzentschlossene zum Mitmachen ein. Bei mehr als 80 AnfängerInnen-Workshops von „Voice & Movement“ über „Modern Flow“ bis zu „Urban Styles“ ist Bewegungsfreude garantiert. Speziell die Ateliers und Tanzworkshops für Kinder- und Jugendliche in Kooperation mit dem Dschungel Wien erfreuen sich ab 15. Juli größter Beliebtheit.

Das Programm im Detail:

Der Zeit kann man sich nicht verweigern. Und doch kann man gegen sie aufbegehren!

Unter diesem Motto inszeniert der Universalkünstler William Kentridge aus Südafrika sein fulminantes Gesamtkunstwerk „Refuse the Hour“ im Rahmen von ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival, das vom 11. Juli bis 11. August 2013 mit einer hochkarätigen Spezialausgabe zum 30. Jubiläum Akzente setzt. Von Bach bis Schönberg, von der Oper bis zur Clubkultur, von den großen Spielstätten bis in verzweigte Labyrinthe, bringt ImPulsTanz die neuesten Werke der Top-ChoreografInnen des zeitgenössischen Tanzes nach Wien und überrascht das Publikum mit internationalen Trends der jungen Choreografie.
Überraschung im ImPulsTanz Performanceprogramm 2013 sorgt mit „Occupy The Museum“ ein Projekt in Kooperation mit dem Weltmuseum Wien. Noch nicht erschlossene Museumsräume dienen den mehr als 15 österreichischen und internationalen ChoreografInnen unter der Leitung von Ong Keng Sen & Michael Stolhofer als interaktiver Ort der Auseinandersetzung, des Austauschs und der Performance zum thematischen Schwerpunkt „Tanz in Asien“. Dabei bringen Kultstars wie Jérôme Bel & Pichet Klunchun, Padmini Chettur & David Hernandez sowie die jungen LöwInnen Clara Furey & Michikazu Matsune in performativen Ost-West-Begegnungen das Museumsparkett zum Schwingen. Eine weitere Neuerung vermeldet die [8:tension] Young Choreographers’ Series: Der mit € 10.000,- dotierte europäische Tanzpreis „Prix Jardin d’Europe“ wird ab heuer für die kommenden fünf Jahre in Wien bei ImPulsTanz vergeben!

Über diese beiden Highlights hinaus begibt sich das ImPulsTanz-Programm auf einen Streifzug durch die Musikgeschichte: Die große Marie Chouinard entwirft mit ihrem neuesten Stück „Gymnopédies“ ein Ballett für 11 TänzerInnen zur gleichnamigen Komposition von Erik Satie und zeigt am selben Abend ihr grandioses Companiestück „HENRI MICHAUX: MOUVEMENTS“. Überwältigende Klänge bringt auch Meg Stuart auf die Bühne. In „Built to Last”, das in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen entstanden ist, treten fünf PerformerInnen eine assoziative Reise durch Jahrhundertwerke zeitgenössischer und klassischer Musik an. Diese ertönen bei Anne Teresa De Keersmaeker und Boris Charmatz in Gestalt des famosen Schlusssatzes „Partita 2“ von Johann Sebastian Bach, live interpretiert von der Starviolinistin Amandine Beyer. Der Klassik trotzt Louise Lecavalier in ihrem hochenergetischen Duett „So Blue“ und lässt da zu mitreißende Elektro-Beats erklingen; das exzentrische Künstlerduo Cecilia Bengolea und François Chaignaud greift eben solche Sounds in ihrem Gruppenstück „altered natives’ Say Yes to Another Excess—TWERK“ zu Ehren der Tanzformen der Clubkultur auf.

In sehr persönlichen Werken erzählen unterdes die großen MeisterInnen bei ImPulsTanz ihre bewegenden Geschichten. Mit “Drugs kept me alive” hat Jan Fabre für den langjährigen Forsythe-Solisten Antony Rizzi ein Solo geschrieben, das von den Abgründen der Existenz erzählt – mit autobiografischen Verweisen zu Antony Rizzi selbst. Auch Akram Khan kommt mit einem Erfolgssolo zu ImPulsTanz. In „Desh“ begibt er sich auf die Suche nach seinen Wurzeln in Bangladesch. Darüber hinaus zeigt er sein neuestes Companiestück „iTMOi“ anlässlich des 100. Geburtstags von Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“. Im Zentrum von Jérôme Bels jüngstem Erfolgsstück „Disabled Theater“ stehen SchauspielerInnen mit geistiger Behinderung des Zürcher Theater HORA, die wort- und bewegungskräftig gegen Dynamiken der Ausgrenzung antreten: unter anderem tun sie das beim renommierten Berliner Theatertreffen 2013! Und Mathilde Monn ier, Leiterin des Centre chorégraphique national de Montpellier Languedoc-Roussillon, zeigt ihr neuestes Companiestück „Twin Paradox“ und ergründet in „Qu’est-ce qui nous arrive?!?“ (Was ist los mit uns?) das Comic-Genre für den zeitgenössischen Tanz, wofür sie noch 15 bis 20 Amateure sucht. Mehr dazu in Kürze auf unserer neuen Website!

Die starke zeitgenössische Choreografie aus Österreich sorgt mit Uraufführungen von Doris Uhlich, Silke Grabinger, Philipp Gehmacher und vielen anderen für Bewegung auf den ImPulsTanz Bühnen 2013!

Zeitgenössischen Tanz in seiner ganzen Vielfalt kann man 2013 in über 200 hochkarätigen Workshops & Researchprojekten erleben. Mit den weltweit Besten ihres Faches geben sich AnfängerInnen und Profis beim größten Workshopfestival für zeitgenössischen Tanz ein Stelldichein. So etwa führt „Voguing“-Ikone Archie Burnett, der schon Madonna und Diana Ross als Schülerinnen hatte, in die kantigen Moves der New Yorker Clubkultur ein, während HipHop und Street Jazz-Legende Jermaine Brown seinen StudentInnen mit einer Mischung aus Kraft und Sinnlichkeit begegnet. Als Choreograf zeichnet er sich u. a. für die Modeschauen von Victoria’s Secret verantwortlich! Wer die Ballettberaterin zum Film Black Swan kennen lernen möchte, ist in Francesca Harpers Kurs des zeitgenössisches Balletts für AnfängerInnen genau richtig. Unter der künstlerischen Leitung des ImPulsTanz-Mitbegründers Ismael Ivo, unterrichtet sie heuer zum erst en Mal auch die jungen Tanzprofis des internationalen Ausbildungsprojekts „Biblioteca Do Corpo“, das im Rahmen des Jubiläumsfestivals bei ImPulsTanz in Wien lanciert und zu einer Uraufführung gebracht wird. Für Yogafans gibt es über die Workshops hinaus Wiens erstes „Yoga Teacher Training for Dancers“ mit der legendären Sri Louise. danceWEB 2013 geht heuer mit 67 StudentInnen aus 40 Ländern unter der Leitung des vom einstigen Dance Webber zur Fixgröße des europäischen Tanzes aufgestiegenen Mentors Ivo Dimchev an den Start.

www.impulstanz.com

Von Rudolf Mottinger

Wien, 3. 7. 2013