Rabenhof: Alles für’n Hugo

Februar 28, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Katharina Straßer kann’s als Cissy Kraner

Katharina Straßer und Boris Fiala. Bild: © Rita Newman / Rabenhof

Dafür, dass ihr die grandiose Diseuse, wie sie selber sagt, eigentlich immer ein wenig unheimlich war, macht sie das unheimlich gut. Katharina Straßer präsentierte im Wiener Rabenhof den von ihr geschriebenen und auch produzierten Abend „Alles für’n Hugo“ – Lieder und Leben von Cissy Kraner und Hugo Wiener, und es gilt festzuhalten, dass die Schauspielerin mit Hang zum Komödiantischen sich die Grande Dame des österreichischen Musikkabaretts einwandfrei anverwandelt hat.

Straßer zeigt sich in ihrer One-Woman-(and a Man am Klavier)-Show als begnadete Entertainerin, eine Seite, die man von ihr so noch nicht kannte, ja, sie versteht es meisterlich und ohne Cissy Kraner in Habitus oder Stimme zu imitieren, deren Spirit auf die Bühne zu bringen. Der Sound der satirischen Chansons stimmt, der herbe Charme der Wiener Seele sowieso, die gebürtige Tirolerin macht mit Timbre und Tremolo auf Type – und das ist ganz wunderbar.

Auftritt Straßer mit Flügerln und Luftballons, denn die Story ist diese: Cissy Kraner will im Himmel ihren 101. Geburtstag feiern, dazu ist eine Party mit erlesener Gästeliste geplant.

Von Maxi Böhm und Pepi Meinrad über Helmut Qualtinger bis Heinz Conrads, auch Karl Farkas ist eingeladen, obwohl man mit dem zuletzt ein bissl über Kreuz war, und selbstverständlich soll Hugo Wiener kommen. Man hat einander schließlich 26 lange Jahre nicht gesehen, entsprechend nervös ist die Kraner, noch dazu, weil die Vorbereitungen fürs Fest aus dem Ruder und Richtung Desaster laufen. Inszeniert von Komödienspezialist Andy Hallwaxx und musikalisch begleitet von Theaterkomponist Boris Fiala als jenseitiger Engelbert, englisch: Angelbört, zeigt die Straßer, dass sie’s als Cissy Kraner kann. Auch das Hantige, das Keiferte, vor dem sich die diversen Kollegen ganz schön fürchteten. Straßer singt die Hits wie „Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“, „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ oder „Wie man eine Torte macht“, hat aber auch in Zusammenarbeit mit Dramaturgin Karin Sedlak längst vergessene Kleinodien aus der Versenkung geholt.

Die „Schönheitspflege“ beispielsweise, oder den „Sozialtourismus“, „Ich möchte so gern ein Teenager sein“ – da dreht Katharina Straßer auf wie die geborene Jazz-Röhre. „G-Dur weida“, sagt sie, wenn sie ihren Pianisten rügt und ihm das Lesen von Kritiken verbietet. All den Spaß und ihre Quecksilbrigkeit bricht Straßer, wenn sie vom Leben der beiden Großen der Kleinkunst erzählt. „Es war einmal ein schönes Land“ memoriert sie über ein Wien voller „Arier“, berichtet über das Exil in Manizales und Medellín, über die Zeit in Caracas, wo Cissy Kraner und Hugo Wiener die Bar „Johnny’s Music Box“ eröffneten – ein Neuanfang in spanischer, englischer und französischer Sprache. Schließlich die Rückkehr – und wieder von vorne beginnen, die legendären Erfolge am berühmten Kabarett Simpl.

Straßer liest Briefe von Hugo Wieners Mutter Berta, von Cissy Kraners Schwester Hela, weiß, wie er über der Auslöschung seiner gesamten Familie in Depressionen versank, sie ihn immer wieder aus diesen retten musste. Da schwenkt das Heitere schnell ins Schwermütige, und gut ist’s, dass es Straßer versteht, mit einer Korrespondenz Kraner-Wiener während getrennt absolvierter Kuraufenthalte die Stimmung wieder hochzureißen. Wagte es doch Wiener die Gattin zu fragen, ob sie denn schon ein paar Kilos abgenommen hätte … Derart bewegt sich „Alles für’n Hugo“ zwischen souveräner Leichtig- und Momenten der Nachdenklichkeit, und so, wie es Cissy Kraner mit Hugo Wieners Genie gelang, den Lack vom Goldenen Wienerherz zu kratzen, so schafft das auch Katharina Straßer. Das Publikum im Rabenhof jedenfalls tobte vor Begeisterung. Nach Wien geht’s weiter nach Salzburg und Innsbruck.

Katharina Straßer im Gespräch: www.mottingers-meinung.at/?p=32152

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  1. 2. 2019

Alles für’n Hugo: Katharina Straßer im Gespräch

Februar 25, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

„Ich suche die Cissy Kraner in mir“

Katharina Straßer und Boris Fiala. Bild: © Rita Newman

Katharina Straßer singt Cissy Kraner. Die moderne Volksschauspielerin widmet der außergewöhnlichen Diseuse, die mit Ehemann Hugo Wiener österreichische Kabarett- geschichte schrieb, zum 101. Geburtstag einen groß- angelegten Würdigungs- abend. Premiere ist am 27. Februar im Rabenhof. Katharina Straßer im Gespräch:

MM: Was verbinden Sie und was verbindet Sie mit Cissy Kraner?

Katharina Straßer: Bis jetzt nicht so viel, aber jetzt sehr viel. Ich habe in der Schauspielschule schon Lieder von ihr gesungen, das gehörte einfach zum Repertoire, habe aber gar nicht so viel damit anfangen können. Ich singe nun aber auch zwei Cissy-Kraner-Lieder in meinem Programm „Wien für Anfänger“, das ich gemeinsam mit Bela Koreny und Wolf Bachofner mache, und habe gemerkt, dass mir das doch liegt. Mich hat dann Karin Sedlak angesprochen, die Cissy Kraner noch kannte und eine Dissertation über sie geschrieben hat und eine große Liebhaberin ihrer Kunst ist – und sie hat mir vorgeschlagen, ob ich da nicht einen Abend machen will. So kam die Sache ins Rollen. Und, wie gesagt, jetzt verbindet mich mit Cissy Kraner sehr viel.

MM: Nämlich?

Straßer: Die Schrulligkeit. Vielleicht komme ich auch allmählich in das Alter dafür. Hugo Wiener und Cissy Kraner haben ein so unglaubliches Kulturgut hinterlassen, ich bin ganz selig, dass ich das Programm machen darf. Cissy Kraner ist ein Gesamtpaket, so etwas gibt es heute gar nicht mehr, diese Art zu erzählen. Ich finde Sie auch irrsinnig unheimlich. Als Kind, kann ich mich erinnern, wenn ich sie im Fernsehen gesehen habe, habe ich mich total vor ihr gefürchtet. Das haben mir Leute, die sie noch kannten, auch erzählt, Felix Dvorak zum Beispiel, hat mir einmal gesagt, er war froh, dass er nie mit ihr auf der Bühne gestanden ist, weil sie „eine Wilde, eine Furie“ war. Das kann ich mir schon vorstellen, diese Seite an ihr möchte ich auch zeigen.

MM: Weil Sie sagten, Sie hätten sich an der Schauspielschule damit schwer getan: Mussten Sie sich als Tirolerin erst auf die Art und Weise der Wiener einstellen?

Straßer: Auch. Als ich nach Wien kam, hatte ich das gar nicht drauf, das musste ich erst lernen. Mittlerweile ist es so, dass die meisten Leute glauben, ich bin die Ur-Wienerin, es liegt mir irgendwie, die Mentalität, das Raunzerte, die Suderei, aber auch der Charme passt zu mir fast besser. Nur wenn ich müde oder einmal besonders sentimental bin, rede ich sofort wieder Tirolerisch – und mit Tirolern natürlich. Der Tiroler ist noch härter als der Wiener, auch grantig, aber ohne Charme, ohne Schmäh. Was mich fasziniert ist, dass Hugo Wiener diesen Schmäh im Wienerischen erfasst hat, aber auch in ganz vielen anderen Sprachen, vor allem auf Spanisch. Die beiden haben in Caracas ja unzählige Revuen gespielt, einfach übersetzt. Dass man das kann, finde ich bewundernswert.

MM: Ihr Programm heißt „Alles für’n Hugo“, damit ist natürlich Hugo Wiener gemeint, die Redewendung hat in Wien aber noch eine zweite Bedeutung. Möchten Sie diese Doppeldeutigkeit erklären?

Straßer: Die wird sich, denke ich, von selber erklären. Cissy Kraner hatte heuer im Jänner ja ihren 101. Geburtstag und „Alles für’n Hugo“ handelt davon, dass sie Hugo Wiener im Himmel wieder trifft, nachdem die beiden einander 26 Jahre nicht gesehen haben. Sie ist aufgeregt und macht „Alles für’n Hugo“, damit sie ihn wieder sieht.

MM: Nach welchen Kriterien haben Sie die Chansons ausgewählt?

Straßer: Ich habe mich durchgehört und es gibt einiges, mit dem ich nichts mehr anfangen konnte, weil es zu altmodisch ist, weil heute nicht mehr die Zeit dafür ist, und dann gibt es Chansons, die wirken richtig zeitgenössisch. Es gibt von vielen Liedern keine Noten, doch auch da habe ich ein paar Zuckerl ausgewählt, auf die mich Karin Sedlak gebracht hat, wie die „Schönheitspflege“, die haben wir uns wirklich von der Simpl-DVD runtergehört. Eine großartige Nummer, die fast niemand mehr kennt, und um die’s schade wäre, wenn man sie nicht singen würde.

MM: Und was geht zum Beispiel nicht mehr?

Straßer: Die Leute sagen zu mir: Warum singst denn „Die Pokornys“ nicht? Und dann höre ich mir das an und eigentlich ist nur die erste Strophe wirklich lustig, die anderen zwei kann man gar nicht mehr singen, weil man das heutzutage fast für rassistisch halten würde. Aber ich singe einen „Nowak“, da singe ich auch das Wort Neger, das heißt im Original so, das kann man nicht austauschen, und den „Vorderzahn“ natürlich und „Wie man eine Torte macht“. Die Evergreens müssen dabei sein, ich glaube, sonst wäre das Publikum enttäuscht. Aber es kommt vielleicht anders als erwartet …

MM: Dazu gleich die Frage: Cissy Kraner hatte eine sehr spezielle Art, vorzutragen. Wie macht man sich nicht zur Kopie und wird ihr trotzdem gerecht?

Straßer: Ich hör’s mir zuerst von ihr an, damit ich die Melodie im Kopf habe, denn ich kann keine Noten lesen, dann vergesse ich das wieder und mach’s zu meinem eigenen. Ich mache sie auf keinen Fall nach, das kann man auch überhaupt nicht. Ich suche die Cissy Kraner in mir.

MM: Und, was gefunden?

Straßer: Naja, Interpretationsmöglichkeiten, an die ich noch nie gedacht habe. So habe ich auch noch nie gesungen. Als Eliza Dolittle bei „Ich hätt‘ getanzt heut‘ Nacht“ ist relativ klar, wie man es zu singen hat, da gibt es nicht so viel Spielraum, aber bei diesen Liedern eben schon. Wann singst du, wann sprichst du, wann erzählst du, was machst du mit der Mimik? Das musste ich mir alles überlegen. Was ich so toll finde, ist, dass jedes Lied eine andere Rolle ist. Ich spiele also nicht nur die Cissy Kraner in verschiedensten Szenen, sondern auch noch elf Charaktere in den Liedern. Ich denke, der Abend wird sehr voll, sehr bunt – es ist viel Material, das da auf die Zuschauer zukommt.

MM: Gibt es einen biografischen roten Faden, die beiden führten ja ein durchaus auch tragisches Exilantenleben in Kolumbien und Venezuela … heißt: erzählen Sie von Cissy Kraners und Hugo Wieners Leben?

Straßer: Alles erzähle ich. Ich erwähne alle wichtigen Ereignisse, es gibt natürlich aus Caracas noch unzählige Geschichten, die den Rahmen sprengen würden, wie ihnen die Pässe weggenommen wurden und so weiter. In „Alles für’n Hugo“ kommt alles vor, nur manche Details werden ausgelassen, der Abend geht bis zu ihrem Tod – Hugo Wiener ist 1993 gestorben, Cissy Kraner 2012 – und am Schluss wird eine Klammer geschlossen. Das Ganze sollte also ein rundes Stück sein. Sie ist ja mit ihm mitgegangen, obwohl sie keine Jüdin war, und sie haben sich aus dem Nichts in Caracas eine erfolgreiche Pianobar aufgebaut. Nach dem Krieg sind sie 1948 zurück nach Wien – und haben wieder von vorne angefangen. Alle waren tot, Familien und Freunde, nur Fritz Imhoff war noch am Leben. Das muss man sich einmal vorstellen! Und sie haben’s zum zweiten Mal geschafft, Stars zu werden.

MM: Wozu man sagen muss, dass Cissy Kraner Hugo Wiener auch oft aufgefangen hat.

Straßer: Davon erzählt sie oft, dass er sehr depressiv war. Sie sagt wortwörtlich: Ich habe immer geachtet, dass er keine bösen Filme schaut, keine schlimmen Nachrichten liest. Er hatte einige Suizidversuche hinter sich, er war permanent gefährdet, und er hat sie in ihrer Härte, ihrer „Wildheit“, über die wir vorhin gesprochen haben, wahrscheinlich auch gebraucht. So, wie sie ihn auch gebraucht hat, sie wollte Karriere machen und hatte an ihrer Seite diesen genialen Liederschreiber, die wird ihn durch die Exiljahre schon durchgeschliffen haben. Das kann ich mir alles vorstellen, das einzige, dass ich mir nicht vorstellen kann, ist, dass man für die Karriere auf Kinder verzichtet. Aber da war natürlich diese Unsicherheit eines Lebens in Südamerika, und es außerdem für Frauen früher noch schwerer als heute, Kinder und Karriere zu vereinbaren.

MM: Sie haben mit Regisseur Andy Hallwaxx einen Komödienspezialisten und mit Pianist Boris Fiala auch einen Theaterkomponisten an Ihrer Seite. Zwei Experten auf Ihrem Gebiet.

Straßer: Ja, das ist super. Ich bin sehr froh, dass Boris mit von der Partie ist. Ich dachte erst, weil er spielt sonst so lässige und coole Sachen, er wird sich denken: Was mache ich mit dem Zeug? Aber er war sofort Feuer und Flamme. Er ist mit diesen Liedern aufgewachsen und hat sich richtig reing’haut, denn es ist nicht immer einfach, was Hugo Wiener am Klavier spielt. Er ist jetzt mehr eingebaut, als ursprünglich vorgesehen, das heißt: er sitzt nicht nur am Klavier. Hugo Wiener und Cissy Kraner beherrschten die große Kunst, etwas schwer Erarbeitetes leicht aussehen zu lassen. Hoffentlich gelingt mir das auch an diesem Abend, der soll auch locker-flockig rüberkommen. Wenn das funktioniert, ist es das schönste Gefühl, dass es überhaupt gibt.

MM: Wie Cissy Kraner und Hugo Wiener leben auch Sie in einer Künstlerehe, Ihr Mann ist der Schauspieler und Kabarettist Thomas Stipsits. Wie schwer oder wie leicht ist das?

Straßer: Auf der einen Seite ist es super, weil er genau weiß, wovon ich rede. Ich könnte mir vorstellen, mit jemandem, der gar nichts mit dem Showbiz zu tun hat, wäre es schwer, dass der meinen Beruf versteht. Ein Vorteil ist, dass die Kreativität daheim weitergeht, dass man künstlerische Dinge bespricht, auch wenn man gerade kocht oder den Geschirrspüler ausräumt. Ein Nachteil ist vielleicht, dass man mitunter Engagements gegeneinander aufwiegt. Nicht, dass wir in Konkurrenz stünden, aber, wenn er einen Film dreht und ich grad nicht, oder ich eine Serie und er hat keine Rolle darin … Man ist halt sehr gut vergleichbar.

MM: Auch in der Öffentlichkeit? Thomas Stipsits und Sie sind doch sehr medienpräsent. Wo ziehen Sie eine Grenze?

Straßer: Ich rede übers Private nicht so gern. Jeder weiß, dass ich mit Thomas verheiratet bin und dass wir zwei Kinder haben, es wäre also idiotisch nicht zumindest einen Satz dazu zu sagen. Aber ich mache keine Homestorys, es gibt keine Fotos von unserem Zuhause, von unseren Kindern. Aber natürlich, wenn Thomas und ich gemeinsam irgendwo sind, dann sind wir als öffentliches Paar auch eine Marke. Oder zum Beispiel „Love Machine“: Wenn wir zusammen in einem Film über die Liebe spielen, dann muss man Journalistenfragen dazu so gut es geht beantworten.

MM: Apropos: „Love Machine“ (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=31598) ist im Kino extrem erfolgreich. Regisseur ist Andreas Schmied, mit dem Sie im November die ORF-Komödie „Curling for Eisenstadt“ gedreht haben. Worum geht’s da?

Straßer: Das war eine tolle Erfahrung, sehr aufregend, drei Monate nach der Geburt meiner Tochter auf dem Eis zu stehen. Auch nicht ganz normal, hätte ich unter anderen Umständen auch nicht gemacht, aber es ist so ein schöner Frauenfilm. Es ist eine so coole Rolle, und das Curling ist auch so absurd und lustig. Ich spiele Vicki Kapfensteiner, eine nicht sehr erfolgreiche und nicht sehr ambitionierte PR-Frau, die etwas für das Burgenland tun soll. Also versucht sie, die Curling-WM nach Eisenstadt zu bringen und stellt eine Damenmannschaft zusammen. Vorher ist sie eine toughe Pressefunsen, die durch den Sport zum besseren Menschen wird. Wie das halt so ist. Ich hoffe, es wird ein schöner Film, die Dreharbeiten waren es jedenfalls.

MM: Und anstrengend?

Straßer: Megaanstrengend. Wir waren die letzten drei Wochen nur auf dem Eis, da hatte es sieben Grad, und wir hatten nur dünne Pullis an. Da sind wir alle durchs Frieren sehr an unsere Grenzen gegangen. Wir haben Curling wirklich gelernt und trainiert. Wir waren offenbar so gut, dass der Österreichische Curling Verband uns im März zur Curling-Weltmeisterschaft für Frauen nach Dänemark mitnehmen wollte. So viele Frauenmannschaften gibt es ja nicht.

MM: Wie geht’s mit der Maja Landauer weiter?

Straßer: Ich weiß nicht, ob ich was sagen darf. So, wie die letzte Staffel geendet hat, wo sie sich sehr schuldig gemacht hat, ist die Frage, ob und wie es weitergeht. Ich glaube aber, es schaut ganz gut aus.

MM: Nun haben Sie sich die Figur Cissy Kraner erarbeitet. Premiere von „Alles für’n Hugo“ ist am 27. Februar im Rabenhof, es folgen Bundesländertermine, wie am 16. März im Treibhaus Innsbruck oder am 12. April im Danubium Tulln. Wer würde Sie sonst noch reizen?

Straßer: Lady Gaga möchte ich gern einmal in einem Kinofilm spielen. (Sie lacht.) Ich würde überhaupt mein Leben als Schauspielerin jederzeit gegen eines als Popstar tauschen. Das fänd‘ ich geil.

Die Kritik zu „Alles für’n Hugo“: www.mottingers-meinung.at/?p=32204

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25. 2. 2019

„Ich seh ich seh“ ist Kandidat für den Auslandsoscar

September 2, 2015 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

Debütfilm von Veronika Franz und Severin Fiala

Bild: Stadtkino Filmverleih

Bild: Stadtkino Filmverleih

Die österreichische Jury für den Auslandsoscar hat den Kandidaten für die Nominierung der Oscars in der Kategorie Best Foreign Language Film bei den 88. Academy Awards am 28. Februar 2016 ausgewählt: „Ich seh ich seh (Goodnight Mommy)“ von Veronika Franz und Severin Fiala, der Debütfilm der beiden. Die Begründung der Jury: „Die große Verunsicherung: Wer ist Täter, wer Opfer? Was ist Realität, was Alptraum? Veronika Franz und Severin Fiala haben einen visuell packenden und nervenaufreibenden Film gedreht, der lustvoll mit Genreelementen spielt – diese biegt, verdreht und mitunter auch pervertiert. Zu gleichen Teilen Horrorfilm und Autorenfilm, ebenso klug konstruiert wie elegant inszeniert. Ein Ereignis!“

Inhalt: In der Hitze des Sommers. Ein einsames Haus auf dem Land zwischen Wäldern und Kukuruzfeldern. Zehnjährige Zwillingsbuben warten auf ihre Mutter. Als diese nach einer Schönheitsoperation einbandagiert nach Hause kommt, ist nichts mehr wie vorher. Die Kinder beginnen zu bezweifeln, dass diese Frau tatsächlich ihre Mutter ist und versuchen die Wahrheit herauszufinden. Um jeden Preis. Ein existentieller Kampf um Identität und Urvertrauen entspinnt sich …

Seit seiner Uraufführung im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig wurde der ebenso stilsichere wie zutiefst verstörende psychologische Horrorfilm mit 14 Preisen ausgezeichnet und bei mehr als 70 internationalen Festivals gezeigt. Am 11. September folgt der US-Start des Films durch den Radius-TWC (das Arthouse-Label von The Weinstein Company). Der von Radius platzierte offizielle Trailer von „Goodnight Mommy“ wurde bis dato mehr als 5,7 Millionen mal geklickt. „Ich seh ich seh“ ist eine Produktion der Wiener Ulrich Seidl Film Produktion.

Die Oscar-Nominierungen werden am 14. Jänner 2016 bekannt gegeben.

ichsehichseh.at

Wien, 2. 9. 2015

Ulrich Seidl und Veronika Franz bei den …

August 25, 2014 in Film

VON MICHAELA MOTTINGER

71. Filmfestspielen in Venedig

Im Keller Bild: © Ulrich Seidl

Im Keller
Bild: © Ulrich Seidl

Wenn ab Mittwoch große Stars von Al Pacino bis Catherine Deneuve der Lagunenstadt Glanz verleihen und sich einige der Wettbewerbsfilme brisanten Themen widmen, sind es die österreichischen Beiträge, die Düsteres beisteuern: So führt Ulrich Seidl in Österreichs Keller, seine Lebensgefährtin Veronika Franz gemeinsam mit Severin Fiala in die Identitätskrise und Constantin Wulff in Seidls Welt. „Im Keller“, Seidls Rückkehr zum Dokumentarfilm nach seiner festivalreisenden „Paradies“-Trilogie, skizziert die eigentümliche Beziehung der Österreicher zu ihren Kellern und wird in der offiziellen Auswahl der Filmfestspiele, jedoch außerhalb des Wettbewerbs, präsentiert. Es ist ein Wiedersehen nach 13 Jahren, hat Seidl mit „Hundstage“ hier doch 2001 den Großen Preis der Jury erhalten. Hinter die Kulissen der „Im Keller“-Dreharbeiten sowie der Proben zu Seidls Festwochen-Stück „Böse Buben“ www.mottingers-meinung.at/wiener-festwochen-3/lässt Constantin Wulffs Porträt blicken, das unter dem Titel „Ulrich Seidl – A Director At Work“ am Rande des Festivals auf dem Filmmarkt präsentiert wird.

Von Seidls Produktionsfirma produziert ist der Horrorfilm „Ich seh Ich seh“, das auch schon zum Filmfestival Toronto www.tiff.net eingeladene Spielfilmdebüt von Veronika Franz und Severin Fiala über Zwillingsbuben, die ihre Mutter nach deren Rückkehr von einer Operation unter deren Bandagen nicht wieder zu erkennen meinen. „Ich habe in meiner Arbeit mit Ulrich Seidl immer das Gefühl gehabt, dass seine Filme auch Horrorfilme wären, wenn man sie in erzählerischer Hinsicht oder in der Konstruktion noch ein bisschen übersteigern würde“, so Franz gegenüber der Austrian Film Commission. „Die Frage, ob es möglich ist, naturalistische Inszenierung mit Genre zu kombinieren, hat uns sehr interessiert.“ Das Resultat hat als einer von 17 Wettbewerbsfilmen in der Orizzonti-Schiene seine Weltpremiere.

Am 27. August startet das älteste Filmfestival der Welt aber erst einmal mit einem deutlich leichteren Werk: Der Mexikaner Alejandro González Iñárritu fokussiert in „Birdman (Or the Unexpected Virtue of Ignorance)“, seiner ersten Komödie, auf Befindlichkeiten und Intrigen im Schauspieler-Milieu – äußerst prominent besetzt mit Michael Keaton, Zach Galifianakis, Edward Norton, Emma Stone und Naomi Watts. Auch in den folgenden Festivaltagen dürfte es voll werden auf dem roten Teppich: Für die Gala-Premieren an den Abenden werden zahlreiche weitere Stars erwartet, darunter Jennifer Aniston, Bill Murray, James Franco, Ben Kingsley, Ethan Hawke und die französische Grande Dame Catherine Deneuve mit ihrer Tochter Chiara Mastroianni. Ähnlich facettenreich wirkt das Programm des Wettbewerbs mit insgesamt 20 Filmen in der Konkurrenz. „A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence“ des Schweden Roy Andersson nimmt  die Erzählperspektive eines Vogels ein, der russische Beitrag „The Postman‘s White Nights“ beleuchtet mit Laiendarstellern das einsame Leben auf dem Land und Willem Dafoe verkörpert in Abel Ferraras Biopic „Pasolini“ den italienischen Ausnahmeregisseur Pier Paolo Pasolini kurz vor dessen mysteriösem Tod. Auffällig sind bei dem neben Cannes und Berlin wichtigsten Filmfest aber auch die vielen Beiträge mit politischen und gesellschaftskritischen Themen. So spielt das Drama „Loin des hommes“ mit Viggo Mortensen zur Zeit des Algerienkrieges, Ethan Hawke gibt in „Good Kill“ einen an seinem Job zweifelnden Dronen-Experten, „The Cut“ des in Hamburg lebenden Regisseurs Fatih Akin widmet sich der Verfolgung und Vertreibung von Hunderttausenden Armeniern und der US-Regisseur Ramin Bahrani beobachtet in „99 Homes“ eine Familie, die ihr Haus wegen Immobilien-Spekulationen verliert.

Festivals seien heutzutage einige der wenigen Orte, in denen nicht der Profit der Filme im Vordergrund stehe, erklärte Festivalleiter Alberto Barbera im Vorfeld. Filmfeste seien nicht nur eine Momentaufnahme der Gegenwart, sondern hätten die Kapazität, Dinge in einem anderen Licht zu sehen, das wahrzunehmen, was manchmal unsichtbar oder unklar bleibt. Wer unter den vielen Filmschaffenden  preiswürdig ist, entscheidet sich am 6. September. Dann steht auch ohne österreichischen Wettbewerbsfilm eine heimische Regisseurin auf der Bühne: Jessica Hausner („Amour Fou“) ist in der internationalen Jury, die die Goldenen Löwen vergibt.

www.labiennale.org

Wien, 25. 8. 2014

Manuel Rubey im Gespräch

Dezember 12, 2013 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Neujahrskonzert im Stadtsaal

Bild: © Mirjam Unger

Bild: © Mirjam Unger

Familie Lässig alias Boris Fiala, Kyrre Kvam, Manuel Rubey, Günther „Gunkl“ Paal, Cathie Priemer und Gerald Votava laden zum ersten Jänner-Highlight in den Stadtsaal. Die Herrschaften proben bereits für ihr Neujahrskonzert (1. Jänner- als Benefiz für Purple Sheep – und 4. Jänner), bei dem sie gemeinsam mit einigen Gästen alle guten Vorsätze begraben werden. Die Musik dazu stammt von AC/DC, Blumfeld und Georg Danzer bis Element of Crime, Eels und Funny van Dannen über André Heller, Mondscheiner, Rio Reiser und Max Raabe bis Simon und Garfunkel, Sportfreunde Stiller zu The Who.

Manuel Rubey im Gespräch:

MM: Ist euer Neujahrskonzert besser als das der Wiener Philharmoniker? Und wenn ja: warum?

Manuel Rubey: Absolut. Weil Rockenroll halt doch die beste aller Kunstformen ist und weil man im Stadtsaal die Getränke mit in den Saal nehmen kann.

MM: Wer hatte die Idee zu diesem Projekt? Welche Bedingungen werden an die Mitwirkenden gestellt? Wer ist der/die „Lässigste“ in der Runde?

Rubey: Die Idee kam von den Stadtsaal Direktoren Aumayr und Fuderer. Die Lässigste ist definitiv unsere Schlagzeugerin Cathi Priemer. Sie ist so unglaublich gut und auch noch nett und Wirtin im Nebenberuf. Das ist schon sehr lässig. Wir hätten uns ihr zu Ehren beinahe „Gruppenbild mit Dame“ getauft.

MM: Es ist sicher leichter, ein Sackl Flöhe zu hüten, als diesen Haufen Individualisten. Wie funktioniert das?

Rubey: Es ist schlichtweg chancenlos und daher versuche ich es erst gar nicht…Wobei wir sehr liebevoll miteinander umgehen 😉

MM: Die Musikauswahl reicht von bis. Wie kam sie zustande? Deine Lieblingssongs?

Rubey: Wir covern alles, was man nicht mehr covern darf. Wir wollen die Songs aber sehr ernst nehmen, nur uns selbst nicht ganz so. Meine Lieblingssongs sind „The Boxer“ von Paul Simon und „Seit der Himmel“ von Element of Crime.

MM: Es wird auch Musik von Mondscheiner interpretiert. Einmal oder kommt da noch was? Eine Reunion?

Rubey: Ich denke, dieses Kapitel ist und bleibt geschlossen. Es sei denn wir brauchen mit 50 alle dringend Geld … wobei das wird wohl auch nicht für mehr als das Benzin reichen würde …

MM: Dafür warst du wieder als Schauspieler tätig: Peter Keglevic’  „Die Fremde und das Dorf“ befindet sich in post production. Bitte erzähl’ ein bisschen über den Film.

Rubey: Es ist ein Film, der in einer Heimatfilmästethik daherkommt, gleichzeitig aber viel zu dunkel ist, um dieses Genre zu bedienen. Es geht um Verdrängung und Sprachlosigkeit. Ich hab‘ den Film aber natürlich noch nicht gesehen …

MM: Weitere Pläne?

Rubey: Pläne gibt es so viele, dass ich aufgehört habe, welche zu machen. Irgendwie ergibt sich gerade eines aus dem anderen, worüber ich sehr dankbar bin.

MM: Was tut sich bei dir als Kabarettist? Arbeitest du wieder mit Thomas Stipsits – man kann doch die Doch-nicht-ORF-Sitcom „Salambo“ sicher in einen Kabarettabend ummodeln …

Rubey: Wir wollen noch ein Programm schreiben, das im Herbst 2015 rauskommen wird. „Salambo“ lässt sich nur mit größerem Ensemble auf die Bühne umlegen.

MM: Apropos, ich hoffe, passend zum feierlichen Anlass singt ihr auch: „Für Alkohol gibt es immer einen Grund“ aus dem Programm „Triest“. www.youtube.com/watch?v=KnduQAyiCm8

Rubey: Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht, ist aber eine gute Idee. Danke! Wobei, ob die Leute am ersten trinken wollen … naja, vielleicht den Rausch aufwärmen …

MM: Deine/eure Neujahrsvorsätze? Oder: An welchem Jännertag werden sie um ein Jahr verschoben?

Rubey: Ich habe die Neujahrsvorsätze vorverlegt und bin seit Anfang Dezember Ex-Raucher.

Manuel Rubey: Gesang, Gitarre. Gunkl: Bass, Saxophon, Gesang. Cathie Priemer: Schlagzeug, Gesang. Kyrre Kvam: Klavier, Zieharmonika, Singende Säge, Gesang. Gerald Votava: Gitarre, Bass, Gesang. Boris Fiala: Cello, Gitarre, Zieharmonika, Melodika, Bass, Klavier, Gesang. Gäste: Enzo Gaier, Florian Horwath, Ruth Brauer-Kvam, Clara Luzia, Irene Paal, Thomas Stipsits und Katharina Strasser.

www.stadtsaal.com

www.manuelrubey.com

www.mottingers-meinung.at/?s=rubey

Wien, 12. 12. 2013