Marianne Faithfull in Wien

Juni 10, 2013 in Klassik

„An Intimate Evening“ im stadtTheater Walfischgasse

Neill MacCall, Marianne Faithfull

Neill MacCall, Marianne Faithfull

Viva la Diva! Da steht sie ganz in Schwarz mit roten Schuhen und einem Mikrophon und einem Kaffeehaustischchen. Sie braucht Platz für eine Flasche Wasser und ihre Zigaretten. Drei raucht sie im Laufe des Abends. Mehr braucht Marianne Faithfull nicht. Ihre Persönlichkeit allein füllt jede Bühne. Doch. Einer war für den wunderbaren Auftritt unerlässlich: Neill MacColl, ein Gitarrist der Spitzenklasse, der vom begeisterten Publikum mit Extra-Bravos belohnt wurde. Eine ganze Woche lang trat la Faithfull im Wiener stadtTheater Walfischgasse auf. Eine Sensation, diesen Weltstar ans Haus zu holen. Prinzipalin Anita Ammersfeld gelingt dergleichen immer wieder. Von Herman van Veen bis zu den Tiger Lillies. „An Intimate Evening“ sollte es werden – und Faithfull kündigte gleich zu Beginn an, nur Lieblingslieder singen zu wollen. Mit ihrer rauchig-verruchten, brüchigen, dann wieder gewaltigen Stimme. So folgte Hit auf weniger Bekanntes, zwischendurch kurz erzählte Einblicke in ein von Drogen- und anderen Abstürzen gebeuteltes Leben. Liegt alles hinter ihr. Doch Faithfulls Songauswahl hat nach wie vor eine klare Botschaft, sozialkritisch, politisch. Erstaunlich wie aktuell Texte, wie der von „Broken Englisch“ (1979) wieder sind. Es folgen Highlights der Alben „A Secret Life“, „Vagabond Ways“ oder „Horses And High Heels“. „Ich habe nichts zu promoten“, scherzt sie ins Publikum. Mit einer neuen CD beginnt sie erst im November.

Also: Coverversionen. Bei ihrer Stimme natürlich von Männern. Leonard Cohen, Bob Dylan, Tom Waits. Sie singt „As Tears Go By“, mit dem 1964 ihre Karriere begann, geschrieben von Mick Jagger und Keith Richards. „Working Class Hero“ von John Lennon. „Crazy Love“, das Nick Cave für sie komponiert hat. Und Randy Newmans „In Germany Before The War“. Selbstverständlich dürfen auch „Rich Kids Blues“ und „Boulevard Of Broken Dreams“ – mit leicht französischem Akzent interpretiert – nicht fehlen. Fürs Mitsummen-, brummen gab’s kein Schämen – es kam aus etlichen Ecken des Zuschauerraums. Besonders bei der unvermeidlichen „Ballad of Lucy Jordan“. Am Ende dann die Warnung an das Publikum: Sie eile jetzt ins Sacher zum Abendessen. Und wehe! jemand wage es, sie anzusprechen oder gar ein Autogramm zu verlangen. Viva la Diva! Und ein Hoch auf die guten Ammersfeld’schen Nerven. Die Fans applaudierten glückselig, da war ihr Idol schon abgetreten. Hunger ist eben kein angenehmes Gefühl. Auch der des Publikums war noch lange nicht gestillt …

www.stadttheater.org

Von Michaela Mottinger

Wien, 8. 6. 2013

Marianne Faithfull im stadtTheater Walfischgasse

April 17, 2013 in Tipps

Auf einen „Initimate Evening“ in Wien

Foto: cmm

Foto: cmm

Anita Ammersfeld, Prinzipalin des Wiener stadtTheater Walfischgasse, ist eine mittelschwere Sensation gelungen: Sie holt Superstar Marianne Faithfull an ihr Haus. Eine ganze Juni-Woche lang (3. bis 8. 6.) wird die britische Sängerin und Schauspielerin bei „An Initimate Evening“ auf  Tuchfühlung mit ihren Fans gehen. Wie es zuvor schon Herman van Veen oder die Tiger Lillies taten. Begleitet von Neill MacColl an der Gitarre wird la Faithfull eine Auswahl ihrer Songs darbieten und vielleicht sogar ihren österreichischen Wurzeln –  ihre Mutter war die Großnichte von Leopold Sacher-Masoch – nachgehen…

Der Vorverkauf hat schon begonnen !

Faithfull startete ihre Karriere 1964 mit „As Tears Go By“, einer Komposition der Rolling Stones Mick Jagger und Keith Richards. Mit Jagger verband sie außer der Musik auch eine Liebesbeziehung, die die Boulevardpresse ebenso ausschlachtete, wie ihre Drogensucht. Sogar bei Jim Morrisons Verschwinden soll sie als „Sister Morphine“ die Hände im Spiel gehabt haben. Im Laufe der Jahre arbeitete sie mit unzähligen und so unterschiedlichen Künstlern wie Pulp, Metallica, P. J. Harvey, Van Morrison, Nick Cave oder Patrick Wolf zusammen. Sie spielte  in Robert Wilsons „The Black Rider“ oder neben Anthony Hopkins die Ophelia in Tony Richardsons Hamlet-Verfilmung, stand auch mit jungen Kollegen wie Jude Law vor der Kamera und gilt heute als eine der großen kontemporären Brecht/Weill-Interpretinnen. 2007 feierte Faithfull als Hauptdarstellerin in dem Film „Irina Palm“ (als hilfreiche Hand für Herren im Bordell) bei der Berlinale einen großen Erfolg und ging wieder auf Welttournee. Im selben Jahr sang sie mit Patrick Wolf für sein Album „The Magic Position“ das Duett „Magpie“.

www.stadttheater.org

Trailer: www.youtube.com/watch?v=KPk8jYiyhtU

Von Michaela Mottinger

Wien, 17. 4. 2013