VON MICHAELA MOTTINGER
Von Valeria Bruni Tedeschi bis Kurt Palm

Long Distance
Bild: Lastor Media/Crossing Europe
Das Crossing Europe Filmfestival Linz eröffnet am 25. April im Ursulinensaal im OÖ Kulturquartier und in den angestammten Festivalkinos Moviemento und City-Kino mit gleich vier hochkarätigen Österreichpremieren und zwei Weltpremieren: mit dem visuell atemberaubenden, düsteren SciFi-Realfilm Under The Skin von Jonathan Glazer (in der Hauptrolle Scarlett Johansson), der charmanten Tragikomödie Un Château En Italie / Ein Schloss in Italien der Regisseurin/Schauspielerin Valeria Bruni Tedeschi, dem aufwühlenden Dokumentarfilm L’Escale / Stop-Over des iranischstämmigen Schweizer Regisseurs Kaveh Bakhtiari sowie mit zwei Weltpremieren aus der Local Artists-Sektion – mit dem Dokumentarfilm überdas in China nachgebaute Hallstatt, Double Happiness, der zweifachen Local Artist Award-Preisträgerin Ella Raidel und Dieter Strauchs Texta In & Out, ein Filmporträt der legendären Linzer Hip Hop-Formation Texta. Opener der Nachtsicht Schiene ist die spanische Horrorkomödie Las Brujas De/ Witching And Bitching vom mehrfachen Goya-Preisträger Álex de la Iglesia. Musikalischer Höhepunkt des Abends und gleichzeitig Start des Musik-Schwerpunkts Focus On: Music bei Crossing Europe 2014 ist die Live-Performance von Tirzah & Micachu bei der Nightline – Mica Levi, eine Hälfte des Duos, zeichnet zudem verantwortlich für die ungemein atmosphärische Filmmusik des Eröffnungsfilms Under The Skin.
Programmhighlights aus verschiedenen Sektionen sind unter anderem China Reverse (AT 2014; R: Judith Benedikt), Global Shopping Village (AT, HR 2014; R: Ulli Gladik), Private Revolutions (AT 2014; R: Alexandra Schneider), 100% Dakar – More Than Art (AT 2014; R: Sandra Krampelhuber) und als Abschlussfilm des Festivals Kafka, Kiffer und Chaoten (AT 2014; R: Kurt Palm). An sechs Festivaltagen präsentiert Festivalleiterin Christine Dollhofer von 25. bis 30. April insgesamt 184 handverlesene europäische Spiel-, Dokumentar-, und Kurzfilme aus 37 Ländern – großteils als Österreichpremieren oder Weltpremieren. Das diesjährige Festivalprogramm versammelt die filmischen Hightlights der vergangenen Festivalsaison, die Mehrzahl der Filme in den Programmsektionen Wettbewerb Europäisches Kino, European Panorama Fiction & Documentary und dem Tribute feierten ihre Uraufführungen auf den großen Festivals in Cannes, Locarno, Venedig San Sebastían oder Berlin, viele davon wurden bereits mit Preisen ausgezeichnet. Etwa Arbeitswelten (in Kooperation mit AK OÖ/Kultur). Zum elften Mal beleuchtet diese Sektion europäische Arbeitswelten und -realitäten in Zeiten von Globalisierung und Wirtschaftskrisen. Gewohnt kritisch und aktuell fiel die Filmauswahl aus, Kuratorin Lina Dinkla (Dok Leipzig) entschied sich für fünf Dokumentarfilme – darunter vier lange und eine kurze Arbeit – aus dem Spannungsfeld Migration und Arbeit. Ein brisantes Thema, das populistisch ge- und missbraucht wird, Inhalt unzähliger Parlamentsdebatten ist und viele Menschen dazu zwingt, die eigene Heimat zu verlassen in der Hoffnung an einem neuen Ort Geld zu verdienen.
Schon zum fünften Mal präsentiert die von Lotte Schreiber kuratierte Programmschiene „Architektur und Gesellschaft“, die heuer, unter dem Titel Shaping The World Raumproduktion im Spiegel der Gesellschaft, vier bemerkenswerte Dokumentarfilme und einen Kurzfilm versammelt. Diese Arbeiten thematisieren die unterschiedliche Ansätze gegenwärtiger Raumproduktion und werfen dabei einen fokussierten Blick auf aktuelle Planungsstrategien und –visionen. In der Kategorie Local Artists sind 68 ausgewählte Film- und Videoproduktionen (darunter zahlreiche Uraufführungen) aus Oberösterreich zu sehen. 16 Musikvideos aus Oberösterreich laufen im Bewerb um die beiden begehrten Festivalpreise Creative Region Music Video Award. Fünf Local Artists-Langfilme haben ihre Weltpremiere im Rahmen von Crossing Europe.
Der Abschlussfilm Kafka, Kiffer und ist der neueste Coup des oberösterreichischen „Universalkünstlers“ Kurt Palm. Das kaleidoskopbunte Roadmovie entstand nach Motiven der Erzählung „Franz Kafka verfilmt seinen Landarzt“ des deutschen Autors und Satirikers Eckhard Henscheid. Fünf völlig unterschiedliche Studenten teilen sich die Liebe zu Gras und Alkohol, eine reichlich versiffte Wohnung und die Verehrung für Franz Kafka, was zum einem absurden Filmprojekt auf Sizilien führt. Gastauftritte von Margarethe Tiesel, Franz Schuh, Karl Ferdinand Kratzl, Hermes Phettberg und vielen mehr sowie Musiknummern von bis Chrono Popp bis Texta „adeln“ diese schräge Komödie. Die Weltpremiere findet am 30. April statt.
www.crossingEurope.at
Wien, 22. 4. 2014