Volksoper: Die Dubarry

September 4, 2022 in Klassik

VON MICHAELA MOTTINGER-MEHMOOD

Babylon Berlin meets Wiener Walzerseligkeit

Endlich zur Mätresse des Königs aufgestiegen: Annette Dasch als Gräfin Dubarry und Harald Schmidt als Ludwig XV. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Kommt man nach der Pause zurück in den Saal, sitzen auf der Bühne bereits Oliver Liebl als Hauslehrer und Annette Dasch, die von diesem vom Arbeitermädchen Jeanne Beçu zur Gräfin Dubarry erzogen werden soll – allerdings nicht für den Hof des französischen Königs Ludwig XV., sondern laut Liebls Zungenschlag eindeutig für den kaiserlichen zu Wien. Da gibt’s freilich viel zu lachen bei diesem Zwischenspiel, wenn der Berlinerin vom Wiener Kaffeeunterricht erteilt wird,

wenn die „Piefkenesin“ an der Knödelfrage „Hauptspeis‘, Zuaspeis‘, Nachspeis‘?“ scheitert, das Hand-Ablecken ist gleich den Handkuss pervers findet, und sich schief lacht über die Anrede „Eiergnaden“. Liebls „Lecker is bei uns goar nix!“ wird von jenem Teil des Publikums mit einem Jauchzer begrüßt, der auch am Schluss für Jubel und Applaus sorgte, während der andere ob des Niveaus indigniert das Leading Team mit Buhrufen bedachte.

Das war sie also die Eröffnungspremiere der Direktion Lotte de Beer an der Volksoper, „Die Dubarry“, mit einem ZuschauerInnen-Unentschieden als Endstand, wobei an dieser Stelle von einem verheißungsvollen Start die Rede sein soll. Hausdebütant Regisseur Jan Philipp Gloger turnt bei seiner theatralen Recherche über die Weibsbilder toxischer Männlichkeit eine Rolle rückwärts, vom Heute in die 1930er-Jahre zum Ende des 19. Jahrhunderts zu Louis Quinze, was weniger mit der von dem betriebenen Beilegung des Habsburgisch-Französischen Gegensatzes zu tun hat, als mit der Zeitlinie, die der Operette eingeschrieben ist:

Der Aufführung des selten gespielten, weil doch ziemlich angestaubten Werks im Jahr 2022, der Originalfassung des österreichischen Komponisten Carl Millöcker anno 1879, der Neufassung vom Deutschen Theo Mackeben von 1931 und der Handlung rund ums Jahr 1769. Entstanden ist so eine frisch aufgebrühte Melange mit dem melodie-verliebten Charme der goldenen Operettenära in der Donaumetropole und einer schmissig-schnoddrigen Revue-Operette à la an der Spree, sozusagen ein Babylon Berlin meets Wiener Walzerseligkeit, eine Konfetti-Explosion voll Witz und Ironie fürs Genre, dessen Dekonstruktion zweifellos – aber durchaus mit dem gebotenen Respekt.

Und in der Titelpartie eine entfesselte Annette Dasch, die mit ihrer Stimme sowieso und ihrem Spiel begeistert, eine grandiose Komödiantin, die ihren Charakter aber auch in Tiefen gleiten lassen kann, wenn es gilt die antiquiert-anzüglichen Frauenfantasien der besseren Herren zu hinterfragen – wobei trotz Feminismus und Büstenhalter-Verbrennung die bittere Essenz des Abends ist, dass Emanzipation bis zum Anschlag immer noch nicht stattgefunden hat. In allen vier Teilen bleibt die Frau mehr oder minder (Sex-)Objekt des Mannes, das alles gut getarnt im Dreivierteltakt als „Weiblicher Reize Macht“.

Los geht’s im Jetzt: Die „Putzmacherinnen“ im Atelier Madame Labille dekorieren Schaufensterpuppen, schwatzen über die neueste Emma-Ausgabe und, dass sie lieber bei Cartier als bei Kik shoppen würden, die Dasch rauscht mit Timbre und Temperament heran. Noch ist sie die aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Jeanne Bécu, doch mit bester Freundin Margot, entzückend quirlig wie stets: Juliette Khalil, schmiedet sie größere Pläne. Die so rotzfrechen wie leichtlebigen Gören haben noch was vor: reiche Männer gegens eigene Elend aufreißen. Ergo raus aus dem Modesalon, rein ins Nachtleben, wo Marco Di Sapia als Graf Dubarry, Daniel Ohlenschläger, Oliver Liebl, Martin Enenkel und Wolfgang Gratschmaier ihr zynisches „Cherchez la femme“ anstimmen, Motto: Klug muss sie nicht sein, aber schön. „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.“

Die Putzmacherinnen und die Blaublüter anno 2022, M.: Wolfgang Gratschmaier und Juliette Khalil. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Die Bohème-Romantik kann er sich einrahmen lassen: Annette Dasch und Lucian Krasznec als Maler René Lavallery. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

In den Berliner 1930ern, gestrandet als Sängerin im Bordell: Annette Dasch und Marco Di Sapia als Graf Dubarry. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Im k.u.k.-Reich Seiner Majestät: Martin Enenkel, Wolfgang Gratschmaier, Marco Di Sapia, Annette Dasch und Oliver Liebl. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Vor allem gefällt hier Wolfgang Gratschmaier als Marquis de Brissac, ein in die Jahre gekommener schlitzohriger Don Juan, dessen Ähnlichkeit mit einem bekannten Wiener Rechtsanwalt rein zufällig ist. Gemeinsam mit Khalil wird er in zahlreichen Bravourszenen ein akklamiertes Buffo-Paar abgeben. Margot wird nämlich die Geliebte des alten Gockels und hat sich in den Kopf gesetzt, sich von ihm die Schauspielerei finanzieren zu lassen.

Zwischen kleinen Gags, kurzem Augenzwinkern und dem Schießen von Selfies darf derweil Lucian Krasznec als Kunstmaler René Lavallery seine Schellackstimme strahlen lassen. Es stand hier schon in der Rezension zum „Bettelstudent“ (www.mottingers-meinung.at/?p=19470), dass da einer ziemlich nah an den großen Adolf Dallapozza heranreicht, ein Eindruck, der sich bei seinem Schmachten um Jeanne wiederholt. In ihren Szenen sind Dasch und Krasznec musikalisch als das dramatische Liebespaar der Operette ausgewiesen, auch wenn ihn Besitzgier und häusliche Gewalt fehlleiten und die wichtigste Frage an die Geliebte ist, was sie denn vorhabe zu kochen. Bühnenbildner Christof Hetzer setzt Renés Bohème-Stube in einen blattgoldenen Bilderrahmen, in den –  einmal rausgestiegenJeanne kein Zurück mehr findet.

Denn die Dasch wirft den Würfel mit den zahlreichen Spielflächen selbst immer wieder händisch an, dreht die eigene Geschichte weiter, die Zeituhr zurück in die 1930er-Jahre, wo sie als Sängerin mit Künstlerinnennamen Manon in einem anrüchigen Etablissement auftritt. Alles atmet hier die Exzellenz der Dekadenz, als erneut Marco Di Sapia als eiskalt-eleganter, sinistrer Graf Dubarry erscheint, um der desillusionierten Jeanne, die er sofort als solche erkennt, ein unmoralisches Angebot zu machen: Um sein politisches Ränkeschmieden in Versailles voranzutreiben, will er sie als Gräfin Dubarry zur Mätresse des Königs machen. Schließlich habe sie nicht nur den Körper, sondern auch den Geist, um in dieser monarchisierten Form der Prostitution zu reüssieren.

Und während Dasch in einer De-facto-Vergewaltigungsszene beim Roulettetisch „Ich schenk mein Herz nur dem allein, dem ich das Höchste könnte sein“ singt, zeigt Margot, wie’s mit dem „Der Mann denkt, aber die Frau lenkt“ richtig geht: Sie trotzt dem Marquis de Brissac Luxuslabel-Sackerl um Luxuslabel-Sackerl ab, singt ihm ein fröhliches „Wenn Verliebte bummeln gehen“, während der alte Bock dasteht wie ein Packesel.

Der König der Late-Night-Shows kündigt seinen Gast an: Harald Schmidt als Ludwig XV. Bild: © B. Pálffy/Volksoper Wien

Die Dubarry rockt Versaille: Gi­tar­re­ra Annette Dasch und Harald Schmidt. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Aus dem Schaf wird keine Schauspielerin: Juliette Khalil als Margot. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Am Ende steht die Guillotine: Daschs Dubarry wird zum Opfer der französischen Revolution. Bild: © B. Pálffy/Volksoper Wien

In der zweiten Hälfte der Aufführung findet man sich in Millöckers k.u.k.-Wien wieder, beim „Alles Walzer!“ mit weißroten Gala- und Husaren-Uniformen à la Ungarland. Nach wie vor bewegt sich die nunmehrige Gräfin Dubarry in einer Männerwelt – und gallig klingt der Dasch mit erhobener linker Faust dargebotenes „Ob man gefällt oder nicht gefällt“, von Kai Tietje mit krassen Dissonanzen und gehetztem Rhythmus dirigiert, derweil sich die Szenerie vom neuen Resident Lichtdesigner Alex Brok ins Teuflische, Albtraumhafte verändert.

Nicht nur die Herren liefern Großteils mehrere Rollen ab, die großartige Ulrike Steinsky wechselt von Couturière Madame Labille über Bordellbesitzerin Marianne Verrières bis zur Marschallin von Luxemburg von Chefinnen-Gekeife über Raucherlungen-Tonfall zu Paula-Wessely’schem Schönbrunner Näseln. Der Steinsky gelingt jedes dieser Kabinettstücke vom Feinsten, immer toller werden die Kapriolen, die sie macht, und auffällt, wie präzise und exquisit die „Nebenfiguren“ geführt sind.

Zu guter Letzt: Auftrittsapplaus für Harald Schmidt als Ludwig XV. im Epoche-gemäßen Justaucorps, Annette Dasch mit Cul de Paris, endlich der Moment, an dem sich Kostümbildnerin Sibylle Wallum austoben durfte. Und Volksopern-Debütant Schmidt macht gar nicht den Versuch majestätisch zu sein. Die Entertainerlegende spielt sich selbst als König der Late-Night-Shows (auch der echte Ludwig XV. verstand es, sich als le Bien-Aimé zu inszenieren), er „dirigiert“ das Orchester wie Helmut Zerlett und die ARD-Showband, stellt ganz Talkmaster seinem Volk als Gast die Dubarry vor – und dieser dann dumme Fragen, die sie mit einem „Glauben Sie nicht, dass das ziemlich erniedrigend ist?“ quittiert.

Worauf der absolutistische Herrscher übers Ancien Régime der Fernsehunterhaltung sich bis über beide Ohren verliebt. Ein Gag über einen Film, den Johnny Depp als ER/Ludwig XV. gerade in Frankreich dreht, darf auch nicht fehlen. Die neue Favoritin des Königs singt als „Gstanzl“ mit Gitarre noch einmal „Ich schenk mein Herz nur dem allein, dem ich das Höchste könnte sein“, bevor beim beliebten Schäferspiel alle in den Gassenhauer „Ja, so ist sie, die Dubarry, wer sie einst sah, vergisst sie nie“ einstimmen. „Das hisst das Regietheater die weiße Fahne, und ich spüre Originaltext in mir aufsteigen“, flachst Schmidt und schließt so den Kreis zum ersten Bild.

Satire as Satire can. Mit tausend und einer Idee lässt Jan Philipp Gloger die Operette einen g’feanzten Blick auf die eigene Beschaffenheit werfen. Charmant und sympathisch wie Lotte de Beer hat sich ihr neues Team schon mal in die Hälfte der Herzen hineingespielt. Also: Alles Friede, Freude, Eierkuchen, Eiergnaden? Mitnichten, denn Gloger, der in der Aufführung immer wieder auch auf die Täterin-Opfer-Brüche der Person Dubarry hinweist, erzählt ihre Geschichte anders als Millöcker und Mackeben zu Ende. In der Volksoper wird sie dazu mitten im Trubel des Hofballs von Schergen der französischen Revolution abgeführt, wird ihr die bombastische Perücke vom Kopf gerissen – und ab unter die Guillotine.

www.volksoper.at           Trailer: www.youtube.com/watch?v=dH0k4fzsV8Y           Harald Schmidt über König Ludwig XV.: www.youtube.com/watch?v=ejo1alus1RU

TV-TIPP: Heute Abend ist die gestrige Volksopern-Premiere von „Die Dubarry“ um 20.15 Uhr auf ORF III zu sehen.

4. 9. 2022

Kosmos Theater: Geister sind auch nur Menschen

Mai 9, 2019 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Fäkalienfarce zur menschlichen Vergänglichkeit

Noch nicht weg, aber auch nicht mehr richtig da: Tobias M. Draeger, Isabella Jeschke, Karola Niederhuber und Barbara Gassner im Pflegeheim. Bild: Bettina Frenzel

Dieser Allgemeinplatz vom Lachen, das den Zuschauern im Hals stecken geblieben ist, darf zur gestrigen Premiere im Kosmos Theater ohne Scham bemüht werden. Regisseurin Barbara Falter brachte dort „Geister sind auch nur Menschen“ der Schweizer Autorin Katja Brunner zur Österreichischen Erstaufführung, die beiden bereits ein eingespieltes Team, wenn es darum geht, Brunners heiß aufkochende Textkaskaden in szenischer Form zu bändigen.

Und so geben sie nun auch einem Wiener Publikum kalt-warm. Brunners Geister-Menschen heißen die, die nicht mehr ganz da, aber auch noch nicht wirklich weg sind, die Alten, die von den Kindern der Leistungsgesellschaft Ausgestoßenen, die unrentabel Gewordenen, die Ausrangierten. Also werden diese in Scheibchen Sterbenden „im Heim“ verstaut, von wo aus Brunner sie die Scherben und verpassten Chancen eines gewesenen Lebens bejammern lässt. Ein Klagelied, eine „Pflegeoper“ hat die Dramatikerin da verfasst, einen grotesken, boshaften, morbiden Text, eine Fäkalienfarce zur menschlichen Vergänglichkeit, denn die Notdurft wird im Wortsinn als immer wiederkehrendes Druckmittel verwandt, die unvermittelt in poetische Sprachbilder kippen kann.

Die gestrenge Heimleitung: Karola Niederhuber mit Barbara Gassner, Isabella Jeschke und den Beinen von Tobias M. Draeger. Bild: Bettina Frenzel

Das langsame Ende in langen Unterhosen: Barbara Gassner, Isabella Jeschke, Karola Niederhuber und Tobias M. Draeger. Bild: Bettina Frenzel

Die Schauspielerinnen Barbara Gassner, Isabella Jeschke und Karola Niederhuber gestalten, in der Körperarbeit unterstützt von Choreograf Tobias M. Draeger, sowohl Pflegepersonal als auch Patienten. Im Ping-Pong wechseln sie die Seiten, brechen als Betreuer in nichtssagenden, weil desinteressierten Bla-Gesang aus. Dann wiederum, gekleidet in Steppstoff, die Gesichter clownesk auf moribund geschminkt, winden sie sich durch ihren Danse macabre, die Bühne von Carl und Carla dazu eine Art dusterer Aufbahrungsort, in der Mitte ein in den Boden eingelassener Sarg, so lässt zumindest die gerüschte Bestattungswäsche vermuten, in den Darstellerinnen und Darsteller regelmäßig abgleiten.

Damit das Alter nicht zur spöttischen Parodie unserer früheren Existenz werde, brauche es Sinn im Sprechen und Handeln, formulierte Simone de Beauvoir einmal, doch, so Brunner, was nützt das, wenn man nicht gehört wird. „Wir denken oft, wir verstehen meistens“, lässt sie ihre Protagonistinnen sagen, nur: wen interessiert’s noch? Derart eignet sich Barbara Gassner die Figur der von einem Schlaganfall niedergestreckten Frau Heisinger an, führt in deren Innenleben, führt in einer wunderbaren Wutrede deren Verbitterung darüber vor, sich für „Töchtersöhne“ aufgeopfert zu haben, die jetzt bereits zu ihren Nochlebzeiten ihr Hab und Gut verscherbeln, oder wünscht Karola Niederhuber als Pflegekraft, mit der Betonung des Begriffs Kraft als Macht und Autorität, der jaulenden Frau Simplon, „dass der Herrgott sie bald mitnehmen soll“.

Was nützt die Stimme, wenn einen niemand mehr hören mag? Barbara Gassner, Karola Niederhuber und Isabella Jeschke. Bild: Bettina Frenzel

Dass dieser Bettlägrigenreigen nicht zur Tristesse pur wird, ist Katja Brunners speziellem Witz und ihrer Beobachtung, den von ihr beschriebenen Nichtort zwischen Vergessen und Verwirrung auch als Hort von Sticheleien, Sekkierereien und postsexuellen Anwandlungen zu begreifen, zu danken. Aufbegehrt wird gegen’s Rauch- und Alkoholverbot, „als ob es jetzt noch darauf ankäme“, ein lieb gemeinter Popograpscher ruft allerdings die gestrenge Heimleitung auf den Plan.

All das ist so verzweifelt komisch, so fröhlich überzogen, verschwimmend zwischen real und surreal, dass nicht auszumachen ist, was Wach- und was -koma ist. Über Magensonde und Dauerkatheter kalauert Isabella Jeschke „Der Schlauch tut’s auch“, dann wieder meint sie zu ihrem „Ich möchte bitte gegangen sein dürfen“ – „Genug geschuftet, jetzt wird verduftet“. Der Schrecken wird sprachverspielt, die entmündigende Tatsache, dass der persönliche Name gegen eine Patientennummer ausgewechselt wurde, oder, dass zu den blauen Flecken auf der Seele jene am Körper kommen, weil die Behandlung eben nicht immer sanft ist.

Was Barbara Falter und ihr sich bis an die Grenzen verausgabendes Ensemble mit ihrer Pflegestufen-Party erschaffen haben, ist Überwältigungstheater. Da nie voyeuristisch, nie mitleidskitischig, zieht es einen umso mehr in Bann. Dass einen dieses Endspiel auf Fragen nach der eigenen Existenz zurückwirft, muss man, wie auf der Bühne zu sehen, mit Galgenhumor nehmen. „Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu“, Cicero, 106 – 43 v. Chr.

Video: www.youtube.com/watch?v=fTNgWKeBLSY

kosmostheater.at

  1. 5. 2019

Bronski & Grünberg: Pension Schöller

Dezember 13, 2018 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Fest an den lockeren Schrauben gedreht

Philipp Klapproth am Ende seiner Kräfte: Claudius von Stolzmann, Gioia Osthoff, Benjamin Vanyek und Martina Dähne. Bild: © Andrea Peller

Es ist, ob legendärer Inszenierungen an den Kammerspielen, immer ein gewisses Wagnis in Wien „Pension Schöller“ zu zeigen. Der dort regieerfahrene Fabian Alder hat’s nun im Bronski & Grünberg getan, hat radikal viel gewagt – und alles gewonnen. In seiner Neufassung dockt das beinah 130 Jahre alte Lustspiel von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs geradezu demonstrativ an der Jetztzeit an.

Alder hat, ohne Irr- oder Sprachwitz des Originals zu beschädigen, die Charaktere weitergedacht und fortgeschrieben, hat fest an deren lockeren Schrauben gedreht, und schafft es, mitten im größten Spaß, ein hinterlistiges Statement zum Heute abzugeben. Die Welt anno 2018 – ein Narrenhaus.

Die Handlung ist bekannt. Privatier Philipp Klapproth will, weil er eine seiner Villen in ein Sanatorium für nervlich Angegriffene verwandeln möchte, in Wien eine Klapsmühle besuchen. Sein Neffe Alfred, der vorhat, ein chices Geschäft für sinnlos überteuerte Wohnaccessoires zu eröffnen, und dafür dessen finanzielle Unterstützung braucht, führt den Onkel zu einem Gesellschaftsabend in der Pension Schöller.

Was in Wahrheit nicht mehr als ein Zusammentreffen eines freilich exaltierten, aber keineswegs geisteskranken Künstlerkreises ist, ist für Klapproth pure Psychiatrie. Doch weil sich Klapproth immer mehr in seinen Begegnungen mit den vermeintlichen Insassen verstrickt, nehmen die Verwirrungen naturgemäß ihren Lauf. Um deren grelle Komik zu illustrieren, hat Kaja Dymnicki ein mit pinker Luftpolsterfolie überzogenes Bühnenbild erdacht, die Kostüme von Julia Edtmeier kontrastierend dazu in ihrer spießigen Kleinkariertheit. Darin gelingt dem Ensemble mit viel Spielfreude und hohem Tempo, zwischen Handgreiflichkeiten und Slapstick-Stürzen, großartiger Boulevard.

Martina Dähne gibt mit Verve die beherzte Pensionswirtin, die mit ihren „internationalen“ Soiréen das Ende der Demokratie in Europa abwenden will – vorausgesetzt die Subventionen dafür fließen. Benjamin Vanyek bezaubert in der Paraderolle als Schöllers schwuler Sohn und „logopädisch herausgeforderter“ Jungschauspieler mit Abscheu vor der strukturellen Ausbeutung am Theater. Hinreißend, wie er als Showhighlight „Oh mein Papa“ nispelt, und nogisch, dass er in Dominic Marcus Singers aufgeräumtem Alfred sein Liebesglück findet.

Ein verdächtiges Geschenk vom Globetrotter: Claudius von Stolzmann und David Oberkogler. Bild: © Andrea Peller

Die Postdramatikerin im Infight mit dem Major: Gioia Osthoff und Thomas Weissengruber, hinten: Martina Dähne, Benjamin Vanyek und Dominic Marcus Singer. Bild: © Andrea Peller

Hier findet zusammen, was zusammen gehört: Benjamin Vanyek und Dominic Marcus Singer. Bild: © Andrea Peller

Die Schauspieler schmieren und klamauken sich derart Vollgas durch ihre Rollen in dieser gegenüber dem 1890er-Stück noch  zugespitzten Farce, dass es eine Freude ist. Das „Kasperltheater“ mit dem die Kaffeehausszene beginnt, ist auch in Folge wörtlich zu nehmen. David Oberkogler spielt den Löwenbändiger Bernhardy, der hier hauptberuflich ein mittelschwer narzisstischer Auslandskorrespondent ist, immer bereit über seine zahlreichen Journalistenpreise zu schwadronieren oder eine „kritisch-unabhängige“ Frage zu platzieren.

Gioia Osthoff ist als Schriftstellerin, nun mit dem Namen „Weißgarnix“, zur feministischen Postdramatikerin avanciert, die ihr Umfeld mit ihren unverrückbaren Gender-Positionen nervt. Thomas Weissengruber ist – mit einem Riesenrepertoire an wutbürgerlicher Mimik – als cholerischer Major a. D. zu sehen, dessen Karriereende mit dem (tatsächlich Pilz’schen) Sager vom „Höschen aus Paris“ zu tun hat, und der daher in funktionierende Opposition gehen will. Solcherlei Bezüge stellt Fabian Alder mit Vorliebe her. Und nicht immer nur geht es dabei um politische Fettnäpfe, sondern im extremsten Fall um einen wieder gesellschaftsfähigen Faschismus.

Philipp Klapproth nämlich, von Claudius von Stolzmann lange Zeit ganz prima als Provinztropf angelegt, ist nämlich aus Chemnitz. Was nicht nur diverse Seitenhiebe zur aktuellen Lage hierzu- und im Nachbarlande zulässt, sondern auch eine Schlusspointe, in der sich das vorgeblich so harm- wie arglose Onkelchen als Drahtzieher einer Operation, genannt „Schöne braue Donau“, enttarnt. Was es damit auf sich hat, sollte man sich selber anschauen. Nur so viel: Zum Schluss heißt es nicht nur Komödienfeuer frei.

Auch in seiner dritten Saison erweist sich das Bronski & Grünberg mit dieser High-Speed-Aufführung als erste Adresse für absurden, bissigen Witz und scharfsinnigen Schabernack. Mit diesen Mitteln ist dem Wahnsinn dieser Tag wohl am besten beizukommen, sozusagen Lachen als Theater- und Lebenskonzept. Erst kürzlich ergab eine Studie der Medizinischen Universität Wien, dass, wer schwarzen Humor mag, einen höheren Intelligenzquotienten und ein niedrigeres Aggressionslevel als andere hat …

www.bronski-gruenberg.at

13. 12. 2018

Akademietheater: Der Kandidat

November 1, 2018 in Bühne

VON MICHAELA MOTTINGER

Zum Schreien komischer Highspeed-Slapstick

Mit Hilfe der Presse zum Politiker: Florian Teichtmeister als Medienunternehmer Grübel und Gregor Bloéb als Herr Russek. Bild: Georg Soulek/Burgtheater

Am Ende ist die Wahl gewonnen. Anders als bei Gustave Flaubert und Carl Sternheim, dort im Furor (Gott zu Füßen) verreckend, hält „Der Kandidat“ hier aber seine Abschlussrede. Professionell gecoacht und vom Redakteur Bach mit Argumenten ausgestattet, verkündet er seine Zehn Gebote. Die da im Wesentlichen lauten: Abgrenzen, aufrüsten – und vor allem angstfrei sein. Ach ja, ein Aussetzen kommt auch dazu, und zwar der parlamentarischen Demokratie.

Wegen Belanglosigkeit zunächst für 100 Tage, danach Evaluierung. Gregor Bloéb ist in diesem Moment, als sein Leopold Russek dies politische Pamphlet vorträgt, schauspielerisch ganz in seinem Element, ein geschmeidiger Gewinner, ein mephistophelischer Verführer der Massen, so „echt“, dass es erschreckt und erschüttert. Jede Ähnlichkeit mit Personen, Parteien und deren Programmen ist natürlich … gar nicht so frei erfunden. Durch den Kopf geistert es einem, dass man derartiges Wortgewürfle bereits gehört, die Floskelsätze schon gelesen hat. Bemerkenswert. Flaubert schrieb seine Politposse 1873, Sternheim sie 1913/14 auf die wilhelminischen Gegebenheiten um; für die aktuelle Fassung zeichnet Dramaturg Florian Hirsch verantwortlich, eine ausgezeichnete Arbeit, die den Zeit-Ungeist vorführt, aber auch zeigt, die Verhältnisse, sie sind schon immer so.

Es ist kein Wunder, dass sich Regisseur Georg Schmiedleitner zur Inszenierung dieses Stoffs verlocken ließ. Er macht aus der bitterbösen Satire, die sowohl den Moloch Politik als auch die Entpolitisierung der Gesellschaft aufs Korn nimmt, Highspeed-Slapstick; er schont seine Schauspieler bei dieser sehr körperlichen Aufführung nicht, es wird gestolpert, gestrampelt, gestürzt, und wenn Sebastian Wendelin als Bach steif wie ein Brett fällt, fürchtet man durchaus ein wenig um dessen Gesundheit.

Die „Wahrheit“ macht eine Homestory bei Russeks: Sebastian Wendelin als Redakteur Bach, Florian Teichtmeister, Petra Morzé als Frau Russek, Christina Cervenka als Luise, Dietmar König als Fotograf Seidenschnur und Musiker Sam Vahdat. Bild: Georg Soulek/Burgtheater

Komödiantisches Kernstück – das TV-Duell der Spitzenkandidaten: Dietmar König, Valentin Postlmayr als Moderator und Gregor Bloéb. Bild: Georg Soulek/Burgtheater

Dass diese Übungen aufs Feinste gelingen, ist Verdienst der fabelhaften Spielfläche von Volker Hintermeier, diese ein von innen beleuchteter Kreis, ein Roulettetrichter, ein Glücksrad, eine ins Wanken geratene Weltscheibe, die sich unablässig dreht, dazu in Schräglage hebt und senkt, darüber, wahlweise auch dahinter, ein Spiegel, dank dessen Perspektiven gewisse Verrenkungen und Verschlingungen der Darsteller überhaupt erst wahrzunehmen sind – als würde man mittels eines allmächtigen Auges auf die sich abmühenden Figuren blicken.

So chic wie das Bühnenbild sind auch die Kostüme von Su Bühler, ein stilisiertes 19. Jahrhundert mit einigen Hinguckern, etwa Frau Russeks Schaumstoffnoppen-Tournüre, auch sie streng in stummfilmhaftem Schwarzweiß gehalten.

„Der Kandidat“ handelt vom sich selbst in den Ruhestand versetzt habenden und nun sich langweilenden Millionär Leopold Russek. Als er beschließt, ob Ende seines Ennuis in die Politik zu gehen, stehen sofort die Vertreter diverser Interessensgemeinschaften Schlange, um den Ahnungslosen auf ihre Seite zu ziehen: Funktionäre, Lobbyisten, Journalisten, Spin-Doctors und andere Opportunisten geben sich die Russek’sche Klinke in die Hand.

Doch der ganze politisch-mediale Komplex erweist sich alsbald als ein Kartenhaus aus Lügen und Manipulation. Gegenspieler stellen sich auf – bis Russek, um zu siegen, schließlich bereit ist, sich mit seinem Geld Verbündete zu züchten, und sogar die sexuelle Verfügbarkeit von Ehefrau und Tochter für seine Zwecke nutzt.

Hirschs Bearbeitung setzt auf Sprachwitz und Versprecher, Sätze fallen, wie der von der Sozialdemokratie, die den eigenen Kandidaten einmal mehr selbst massakriert habe, Begriffe wie Gutmenschenterrorismus oder Gendermanie. Ständig wird rechts mit links verwechselt, immer wieder sagt jemand „völkisch“ statt „volksnah“, Russek wird empfohlen „termingerecht zu emotionalisieren“, und der umbuhlte Neo-Politiker erweist sich in seiner Qual der Parteiwahl als erstaunlich elastisch. „Warum denn so einseitig?“, fragt er einmal. „Jede Partei hat doch ihr Gutes.“ Freilich ist derlei für Lacher gut, die Darsteller schießen diese Pointen im Schnellsprechtempo ab.

Mit großen Gesten konterkarieren sie gleich darauf das Gesagte, Outrieren ist ausdrücklich erwünscht, und mal wirkt einer wie Chaplins Tramp, mal liegt einer wie Kafkas Käfer auf dem Rücken. Sabine Haupt, als Anwältin Evelyn hier zum strippenziehenden, Parolen einflüsternden Politcoach avanciert, umtanzt den Kandidaten mit scharf gekickten Tangoschritten. Bernd Birkhahn darf als alter Graf, als Standessymbol ein Krickerl im Arm, vor Freude im Hüpfen in der Luft die Hacken zusammenschlagen.

Großartig sind das Bühnenbild von Volker Hintermeier und die Kostüme von Su Bühler: Ensemble. Bild: Georg Soulek/Burgtheater

In diesem Setting brilliert Gregor Bloéb als selbstzufrieden-naiver Simpel Russek, der, durch die persönlichen Interessen der anderen angeheizt, zum korrupten Schlitzohr mutiert. Petra Morzé gibt – ebenso wie Christina Cervenka als ihre Tochter Luise – mit viel Spielfreude seine dauerlüsterne Ehefrau, die ob dieses Erregungszustands wunderbar auf den in die richtige Schreibrichtung umzupolenden Bach anzusetzen ist.

Den gibt grandios Sebastian Wendelin, den Oberkörper starr nach hinten gebogen, aber unten herum immer biegsam und verfügbar. Als „Blut-und-Boden-Headliner“ beim U-Bahn-Blatt hat er beruflich genug zu leiden, da darf privater Spaß sein. Die Postille gehört Florian Teichtmeister als ränkeschmiedendem Medienunternehmer Grübel, heißt „Die Wahrheit“, was natürlich für Zeitungsmacherwitze à la „Die Wahrheit gehört ja quasi Ihnen“ gut ist. Komödiantisches Kernstück des Abends ist ein TV-Duell der Spitzenkandidaten, Russek gegen den Society-Fotografen Seidenschnur, Dietmar König als rechtschaffener, grauer „Sozi“, in den Reflexen schneller als in der Reflexion, der unter den Zuschauern Wahlzuckerl und auf der Bühne Statistiktaferl verteilt. Valentin Postlmayr, er auch ein tadellos degenerierter junger Graf, versucht vergebens die Diskutanten im Zaum zu halten.

Zum Premieren-Schluss gab es erwartungsgemäß viel Jubel und Applaus für Schauspieler und Leading Team. Sternheims humorvoll-hinterlistiges Vorführen von Volksverdrehern, sein Hinweis auf „alternative Fakten“ und die Gefahren beim Verwässern komplexer Fragestellungen durch populistisches Geschwätz, diese Botschaft ist – inmitten des ganzen Klamauks – beim Publikum perfekt angekommen. „Der Kandidat“ am Akademietheater ist zum Schreien komisch, zum Laut-Aufschreien komisch.

www.burgtheater.at

  1. 11. 2018

Volksoper: Gasparone

Juni 3, 2018 in Klassik

VON MICHAELA MOTTINGER

Inszeniert mit ironischem Augenzwinkern

Sebastian Geyer als „Der Fremde“. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Sehr schwungvoll und sehr Wienerisch geriet der „Gasparone“ an der Volksoper. Da darf die Garde des Bürgermeisters angetan als heimische Polizisten Strafzettel ans Publikum verteilen, ebendieser Nasoni den Spritzwein ordern und ordentlich Dialekt gesprochen werden. Regisseur Olivier Tambosi hat sich für die 1931-Fassung des Millöcker-Werks entschieden, mit allen Hits von „Denk ich an dich, schwarze Ninetta“ über „Er soll dein Herr sein! Wie stolz das klingt!“  bis „Nur Gold will ich haben und Edelgestein“, inklusive des größten Schlagers „Dunkelrote Rosen, bring’ ich, schöne Frau“, der ja ursprünglich aus der „Diana“ stammt.

Tambosi setzt damit auf eine Zeit in der das Singspiel in der Bearbeitung von Ernst Steffan und Paul Knepler schon zur Revueoperette mutiert war. Dem Rechnung tragend zeigt sich das Ensemble tanzfreudig, weder Solisten noch Chor stehen kaum eine Minute still, und das Volksopernorchester unter der musikalischen Leitung von Andreas Schüller, der für ein Lied des Bürgermeisters sogar die Bühne erklimmt, um dort Klavier zu spielen, zeigt dazu, was es kann – von Walzer über Tarantella bis Tango.

Die Inszenierung mit ironischem Augenzwinkern ist ein über weite Strecken würdiger Abschluss einer gelungenen Saison. Der Inhalt: Im beschaulichen Städtchen Trapani hat sich’s jeder gerichtet. Der korrupte Nasoni versucht eine profitable Ehe zwischen der reichen Witwe Carlotta und seinem Nichtsnutzsohn Sindulfo zu stiften. Wirt Benozzo ist gleichzeitig Chef einer Schmugglerbande und nur in Bedrängnis, wenn seine Frau Sora Liebesdienste von ihm erwartet. Benozzo war es auch, der die Legende vom Räuberhauptmann Gasparone in Umlauf gebracht hat, so ein Superschurke kommt ihm gerade recht, um die eigenen Vergehen zu vertuschen. Da steht eines Tages ein Fremder auf dem Hauptplatz. Ist er der böse Geist, den man einmal zu oft beschworen hat? Unruhe macht sich breit. Vor allem, als sich herausstellt, dass der Unbekannte nicht nur die Umtriebe durchschaut, sondern sich auch in Carlotta verliebt hat …

Christian Graf als Luigi, Marco Di Sapia als Benozzo, Gerhard Ernst als Baboleno Nasoni. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Gerhard Ernst mit Mara Mastalir als Carlotta und Johanna Arrouas als Sora. Bild: © Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Bühnenbildner Andreas Wilkens hat dafür eine Hügellandschaft erdacht, die mal mit Teppichen, mal mit Zeitungsschlagzeilen ausgelegt ist. Das erste Bild ist eine Bettenburg, in der die Bewohner Trapanis unsanft aus dem Schlaf gerissen werden, später gibt’s Strand, Mond und ein Motorboot, das in den Himmel entschwebt. In dieser Kulisse begeistert vor allen anderen Gerhard Ernst als Nasoni. Ernst stellt einen Politikerschlingel erster Güte auf die Bühne, weiß im richtigen Moment zu rühren, dann wieder das Publikum zum Lachen zu bringen. Herrlich die Verhörszene mit Carlotta und Sora, in der er – ganz Klischee des hiesigen Beamten – erst einmal die Brotzeit auspackt, bevor’s ans Eingemachte geht.

Ihm in nichts nach stehen Marco Di Sapia als Benozzo und Johanna Arrouas als Sora. Die beiden geben ein temperamentvolles Buffopaar, das nicht nur darstellerisch, sondern auch stimmlich überzeugt. Christian Graf als Luigi ist auf dem besten Wege, ein neuer Publikumsliebling am Haus zu werden. Dass gegen dieses Quartett, das auch den meisten Applaus bekam, schwer anzukommen ist, musste das erste Paar, Mara Mastalir als Carlotta und Volksopern-Debütant Sebastian Geyer als Fremder, erfahren.

Doch während Mastalir ihre Partie noch ordentlich erledigte, blieb Geyer, obwohl in mephistophelisches Rot gewandet, in jeder Hinsicht blass. Und ziemlich schwer verständlich. Auch David Sitka als Sindulfo schaffte es nicht wirklich, aus seiner prinzipiell dankbaren Rolle etwas zu machen. Alles in allem aber ist dieser „Gasparone“ ein Gute-Laune-Abend, bei dem man sich zum letzten Mal in dieser Spielzeit gepflegt unterhalten kann. Jetzt heißt es abwarten, was die nächste bringt.

www.volksoper.at

  1. 6. 2018