Doaa El-Adl: Die Welt der Frau

März 8, 2020 in Buch

VON MICHAELA MOTTINGER

Mit spitzer Feder für die Gleichberechtigung

Im Jahr 2012 sorgte in Ägypten eine Zeichnung für Aufregung, in der eine Karikaturistin Staatsmänner für die Instrumentalisierung von Religion kritisierte. Die Künstlerin wurde wegen Blasphemie angeklagt, das Verfahren jedoch wieder fallen gelassen. Doch schon 2013 war ein weiterer ihrer Cartoons Anlass für heftigste Diskussionen im Land, eine Zeichnung über das Tabuthema der weiblichen Beschneidung.

Sie zeigt einen Mann mit einer Schere in der Hand, der eine Leiter hinaufsteigt, um eine Blume zwischen den Beinen einer Frau abzuschneiden. Das Bild „Female Genital Mutilation (FGM)“ ist im Buch „Die Welt der Frau“ abgedruckt. „Ein Album von 50 Frauen“, nennt Doaa El-Adl ihr hochaktuell zum Internationalen Frauentag 2020 in der Scherz & Schund Fabrik erschienenes Werk.

Die zweisprachige Ausgabe enthält neben ihren bekannten Auseinandersetzungen im Kampf um die Rechte der Frauen auch etliche neue Arbeiten, die sich, so El-Adl, „mit heiklen Themen befassen, die noch nie in Form von Karikaturen anschaulich gemacht wurden“ – von Ehrenmord über Kinderehe bis zur häuslichen Gewalt, von Menschenhandel über Ehebruch bis zu Vergewaltigung, dazu Gesetze, die Frauen gezielt diskriminieren.

Doaa El-Adl: Verschleiert / Veiled. © Die Welt der Frau. Scherz & Schund Fabrik

Doaa El-Adl: … oder eben nicht! / … or not! © Die Welt der Frau. Scherz & Schund Fabrik

„Es ist ein verbreitetes Phänomen in von Armut gezeichneten Dörfern, minderjährige Mädchen mit wohlhabenden arabischen oder anderen Männern aus dem Ausland temporär und gegen Entgelt zu verheiraten“, schreibt El-Adl zum Bild links unten, und „dass einer Ägypterin eine Zahlung von 2800 € gebührt, wenn sie eine Ehe mit einem Nicht-Ägypter eingeht, der zur Zeit der Eheschließung 25 Jahre älter ist als sie.“ Dass sie die Situation der Frauen in der sogenannten westlichen Welt ebenso messerscharf zu beurteilen weiß, zeigt das Bild rechts.

Doaa El-Adl: Verheiratung Minderjähriger / Marriage of Minors. © Die Welt der Frau. Scherz & Schund Fabrik

Doaa El-Adl: Alleinversorgerinnen / Female Breadwinner. © Die Welt der Frau. Scherz & Schund Fabrik

„Mein Interesse an den Problemen der Frau kommt oft gepaart mit widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken“, so Doaa El-Adl, die für ihre Recherchen eng mit feministischen Organisationen zusammenarbeitet. „Es überwiegt dabei der Stolz, als Frau geboren zu sein, der jedoch geschmälert wird, wenn ich die Lage der Frauen in unserer Gesellschaft, in der arabischen Welt und sogar in westlichen Ländern und im Rest der Welt betrachte.“

Doaa El-Adl. © Die Welt der Frau. Scherz & Schund Fabrik

Über die Autorin: Doaa El-Adl, geboren 1979 in Damietta, Ägyptens berühmteste Karikaturistin, ist bekannt für ihre kritischen Cartoons zu politischen, gesellschaftlichen und religiösen Themen. Seit 2007 veröffentlicht sie ihre Zeichnungen in Zeitungen und Magazinen, aktuell zeichnet sie für die einflussreiche liberale Tageszeitung Al Masry Al Youm. Die Künstlerin nahm bereits an zahlreichen Ausstellungen teil, etwa in Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz, Tunesien und 2019 an der „Schule des Ungehorsams“ im oberösterreichischen Linz. Doaa El-Adl lebt und arbeitet in Kairo. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, und 2016 von der BBC als eine der hundert inspirierendsten und einflussreichsten Frauen der Welt geehrt.

Scherz & Schund Fabrik, Doaa El-Adl: „Die Welt der Frau“, 50 Cartoons And More On Women, 72 Seiten.

www.scherzundschund.at          www.facebook.com/doaa.eladl

Doaa El-Adl im Gespräch: www.facebook.com/watch/?v=252896428953128

  1. 3. 2020

Museum der Moderne Salzburg: Fly Me to the Moon

Juli 15, 2019 in Ausstellung

VON MICHAELA MOTTINGER

Die Schau zu 50 Jahre Mondlandung

Vladimir Dubossarsky & Alexander Vinogradov: Cosmonaut No. 1, 2006. Courtesy Vladimir Dobrovolski

Mit einer großen Ausstellung begeht das Museum der Moderne Salzburg das Fünfzig-Jahr-Jubiläum der ersten Mondlandung, die wie kaum ein Ereignis davor und danach das Verhältnis zwischen den Menschen und dem Weltall veränderte. Ein fantastischer Streifzug durch die Geschichte der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Mond erwartet Besucherinnen und Besucher in der Schau „Fly Me to the Moon. 50 Jahre Mondlandung“, die ab 20. Juli zu sehen ist.

Im Mittelpunkt der als Parcours konzipierten Ausstellung steht die titelgebende erste Mondlandung von Neil Armstrong und Buzz Aldrin vor 50 Jahren. Umrahmt wird sie von Einblicken in die Wissenschafts- und Kunstgeschichte sowie von einer Betrachtung der Folgen und Auswirkungen dieses weltbewegenden Ereignisses.

Die etwa 280 präsentierten Exponate – von Kupferstichen über Gemälde bis hin zu Fotografie, Videokunst und multimedialen Installationen – zeugen von den unterschiedlichen Bedeutungsebenen, die der Mond in wissenschaftlicher, künstlerischer, philosophischer und utopischer Hinsicht besitzt. Der Schwerpunkt liegt auf Kunstwerken des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Eine Vielzahl der gezeigten Werke stammt aus der hochkarätigen Sammlung des Kooperationspartners Kunsthaus Zürich, ergänzt durch weitere Leihgaben sowie Arbeiten aus der Sammlung des Museum der Moderne Salzburg.

„Seit Jahrtausenden übt der Mond eine enorme Faszination auf die Menschen aus, und mit dieser Ausstellung nehmen wir das Jubiläum der Mondlandung zum Anlass, um den Mond und die Reise dorthin als Thema und Herausforderung für die Kunst näher zu betrachten. Der erstmalige Blick von außen auf den Erdball hat ein neues Bewusstsein für die Fragilität unserer Existenz geweckt und der Blaue Planet selbst wurde zum Sinnbild des Lebens und seiner Verletzlichkeit, was sich auch nachhaltig in künstlerischen Auseinandersetzungen niederschlug“, so Thorsten Sadowsky, Direktor des MdM Salzburg.

Der erste Teil der Ausstellung und somit der Beginn des Rundgangs thematisiert die historische Bedeutung des Mondes, von Galileo Galilei bis hin zur klassischen Moderne. Zu sehen sind in diesem Abschnitt Arbeiten aus jener Zeit, in der das tatsächliche Betreten der Mondoberfläche für die Menschen noch ein fantastischer Traum war. Nichtsdestotrotz gelang es durch technische Errungenschaften, wie etwa durch das Teleskop, detaillierte Beobachtungen des Erdtrabanten anzustellen, wovon zahlreiche künstlerische Werke zeugen. Dem epochalen Ereignis am 20. Juli 1969 und den vorausgegangenen politischen und technischen Entwicklungen ist der zweite Teil der Ausstellung gewidmet. Als am 4. Oktober 1957 die Sowjetunion das erste künstliche Objekt – den Satelliten Sputnik – erfolgreich in die Erdumlaufbahn brachte, löste das im Westen den sogenannten „Sputnikschock“ aus und läutete zugleich das space race zwischen den USA und der Sowjetunion ein.

Hans Baluschek: Illustrationen Gerdt Bernhard von Bassewitz, Verlagsanstalt Hermann Klemm, Berlin-Grunewald: Peterchens Mondfahrt, 1928. Dt. Märchenbücherei Inv.-Nr.:A 82-031 Bröhan-Museum, Berlin. Bild: Bildarchiv Bröhan-Museum, Berlin

Robert Rauschenberg: Ape, 1969. Aus der Stoned Moon Series 3. Galerie Ziegler, Zürich © Robert Rauschenberg Foundation / VG BildKunst, Bonn / Bildrecht, Wien, 2019, Bild: © 1969 Robert Rauschenberg and Gemini G.E.L.

Yinka Shonibare CBE: Spacewalk, 2002. Stephen Friedman Gallery, London © Bildrecht, Wien, 2019

Nuotama Frances Bodomo: Afronauts, 2014. Filmstill. Courtesy die Künstlerin

Begleitet wurde dies durch eine Vielzahl von Propagandaaktionen beider Systeme, die auch künstlerisch ihren Widerhall fanden und in „Fly Me to the Moon“ betrachtet werden. Mit den Folgen der Mondlandung beschäftigt sich der dritte und letzte Teil der Ausstellung. Dieser nimmt die männlich besetzte Rolle des Weltraumfahrers näher unter die Lupe und stellt unter dem Stichwort der „Afronauten“ die geografische Vielfalt von Mond- und Weltraumprogrammen in den Mittelpunkt. Zu sehen sind unter anderem Werke von Coop Himmelb(l)au, Max Ernst, Ernst Ludwig Kirchner, Kiki Kogelnik, Fritz Lang, René Magritte, Edvard Munch, Pipilotti Rist, Niki de Saint Phalle, Andrei Sokolov und Andy Warhol.

www.museumdermoderne.at

15. 7. 2019

Happy Birthday, du Runde!

August 22, 2017 in Tipps

Ab Heute heißt’s 50!

Bild: pixabay.com

50 Jahre, ach du Schreck! Die Jugend und der Lack sind weg! Muskeln schmerzen, Knochen knacken, manchmal hast du es im Nacken. Du hattest Höhen und auch Tiefen, doch warst stets da, wenn wir dich riefen. Nun das eine sollst du wissen: Bleib uns treu – sonst sind wir aufgeschmissen! Wir wünschen dir von Herzen Glück, du bist und bleibst das beste Stück!

Herzliche Glückwünsche zum 50. Geburtstag!

Friends and Family, 22. 8. 2017