KosmosTheater: Große Töchter
April 22, 2014 in Tipps
VON MICHAELA MOTTINGER
Von Frauen, die unbedingt in die Bundeshymne gehören
Am 24. April hat im KosmosTheater „Große Töchter“ von Regisseurin Barbara Herold Premiere. Es spielen Maria Fliri und Peter Bocek. „Heimat großer Töchter und Söhne“ – Eine dokumentarisch-satirische Collage über die umstrittene Adaption der Bundeshymne und eine erlesene Auswahl großer Töchter, die es zu würdigen gilt. Aber wann ist eine Österreicherin eine „große Tochter“? Und warum? Ist das Prädikat „Mutter aller Einbauküchen“ höher zu bewerten als die Beteiligung am kommunistischen Widerstand gegen die Naziherrschaft? Wie ist es zu verkraften, dass die „schönste Frau der Welt“ Erfinderin ist? Wie kommt eine jüdische Sozialpionierin als Studienobjekt für Hysterie zu Weltruhm? Wieso ist eine Weltmeisterin auf einmal ein Mann? Ist der Einsatz für sozial Schwache nicht schrecklich naiv? Zu Wort kommen unter anderem Margarete Schütte-Lihotzky, Hedy Lamarr, Bertha Pappenheim, Ute Bock und Cecily Corti. Sie gewähren Einblick in die Tiefen und Untiefen der österreichischen Seele.
Seit 2012 ist die „geschlechtsneutrale“ Version der Bundeshymne per Gesetz gültig. Heftige Polemik hat den Prozess begleitet und entbehrte nicht einer gewissen Komik. Dazu Barbara Herold: „Ob die Änderung der Hymne sinnvoll, notwendig oder gar ein Muss war, wird im Theaterprojekt ‚Große Töchter‘ nicht entschieden werden. Aber dass es 2014 nicht mehr darum gehen kann, irgendeinen ‚Nachweis’ erbringen zu müssen, dass österreichische Frauen es sich verdient haben, als ‚große Töchter‘ bezeichnet zu werden, ist die eigentliche These des Projektes. Wünschenswert ist letztlich, dass eine Debatte wie die um die Änderung der Bundeshymne gar nicht erst hätte stattfinden müssen.“ Österreich hat eine beeindruckende Vielzahl an Großen Töchtern.Barbara Herold lässt diese Frauenpersönlichkeiten zentral zu Wort kommen:
Bertha von Suttner (1843-1914): Erste Friedensnobelpreisträgerin
Bertha Pappenheim (1859-1936): Jüdische Sozialpionierin und berühmtestes Fallbeispiel der Hysterie
Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000): Erste studierte Architektin Österreichs, Erfinderin der „Frankfurter Küche“, kommunistische Widerstandskämpferin gegen die Naziherrschaft
Maria Augusta Trapp (1905-1987): Sängerin, Autorin,Leiterin der legendären „Trapp Family Singers“
Hedwig Eva Maria Kiesler (Hedy Lamarr) (1914-2000): Hollywood-Diva und Erfinderin
Cecily Corti (*1940): Obfrau des Vereins „Vinzenzgemeinschaft St. Stephan“, Leiterin des VinziRast-CortiHauses, einer Notschlafstelle für Obdachlose, und von „VinziRast mittendrin“, in dem Obdachlose gemeinsam mit Studierenden wohnen
Ute Bock (*1942): Erzieherin und Flüchtlingshelferin
Erik(a) Schinegger (*1948): Skiweltmeisterin im Abfahrtslauf 1966 und Inhaber einer Skischule in Kärnten
Wien, 22. 4. 2014