Art Carnuntum: Intendant Piero Bordin ist gestorben
März 14, 2021 in Bühne

Piero Bordin. Bild: © Art Carnuntum
Der Theatermacher Piero Bordin, Gründer und Leiter des Welttheaterfestivals „Art Carnuntum“ ist am Freitag im Alter von 73 Jahren gestorben. Das teilte seine Ehefrau Elfriede am Sonntag www.mottingers-meinung.at und der APA mit. Bordin war beim Begräbnis seiner Schwiegermutter am Wiener Zentralfriedhof mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen und ist in der Folge in einem Wiener Spital gestorben.
Piero Bordin wurde am 24. Juli 1947 als Sohn einer aus Athen stammenden Mutter und eines venezianischen Vaters in Wien geboren, studierte an der Universität für Angewandte Kunst und arbeitete zunächst als Schüler und Mitarbeiter von Peter Weibel als bildender Künstler. 1989 gründete er das Festival „Art Carnuntum“, das mit Theateraufführungen und Symposien im Amphitheater Petronell-Carnuntum und in Schloss Hof einerseits die Erinnerung an die kulturhistorisch bedeutsame Stätte hochhielt, wo am 11. November 308 unter Diokletian die sogenannte Kaiserkonferenz stattfand, bei der die Machtverhältnisse im Römischen Reich neu aufgeteilt wurden – diesbezüglich war Bordin der Initiator des internationalen Kulturprojekts „Die Kaiser von Carnuntum veränderten die Welt“, und andererseits mit Aufführungen aus allen Weltteilen die Theatertradition der Antike fortführte.
Seiner selbstlosen Begeisterung und Theaterleidenschaft war es zu verdanken, dass prominente Theatermacher und -gruppen vom La MaMa Theater New York bis zum Londoner Shakespeare’s Globe Theatre immer wieder gerne nach Carnuntum kamen. Tony Harrison, Sir Peter Hall, Michael Cacoyannis, Peter Brook, Gerárd Depardieu, Hansgünther Heyme, Peter Stein, Ellen Stewart, Tadashi Suzuki, Salvador Tavora, Theodoros Terzopoulos oder Robert Wilson waren im Amphitheater zu Gast.
Sternstunden waren unter anderem der „Pylade“ aus New York, (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21209), „The Taming of the Shrew“ aus London (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=29244) oder „Thyestes“ aus Ljubljana (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=25396), unvergesslich auch das von Bordin geschriebene und ausgeklügelte Spektakel „The Summit/Der Gipfel“. (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=25528). In Zeiten von Corona streamte Bordin zuletzt direkt aus Shakespeare’s Globe.
2007 wurde Bordin mit dem Niederösterreichischen Kulturpreis in der Sparte „Darstellende Kunst“ ausgezeichnet, 2017 wurde ihm für sein mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichneten Festival der Berufstitel Professor verliehen. 2018 erhielt er das Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens, Cavaliere di San Silvestro Papa, die Überreichung nahm Kardinal Christoph Schönborn vor.
Unsere Gedanken gelten in diesen Stunden seiner Familie, vor allem Elfriede Bordin. Lieber Piero, du wirst fehlen!
14. 3. 2021
Ich bin sehr traurig über diese Nachricht. Jahrzehntelang waren das unvergessliche Eindrücke in den verschiedenen Spielstätten in Carnuntum. Es war die einzige ständige Verbindung in Österreich mit dem antiken Drama, und deren zeitgenössischen Darstellungsweisen durch so unterschiedliche Gruppen und Darstellern aus anderen Ländern.
Wir fragten uns oft: wie schafft Herr Bordin das alles. Wie kann er ohne den üblichen Apparat und ohne den Mitarbeiterstab anderer Theater derartig sensationelle künstlerische Vorstellungen organisieren.
Eine schmerzhafte Nachricht, auch für die Familie, der unsere Anteilnahme und unser Dank gilt für das, was sie zum Erfolg des Carnuntum-Festivals so lange beigetragen hat.
Was Piero Bordin in Niederösterreich – und darüber hinaus – geschaffen hat, sucht seinesgleichen und kann nicht genug geschätzt und gewürdigt werden: Das Festival art carnuntum bildete stets einen großartigen Höhepunkt in der sommerlichen Theaterlandschaft, getragen von profunder humanistischer Gesinnung, internationalem Blickwinkel und höchstem Qualitätsanspruch, den weiten Bogen spannend über Zeiten und Gattungen, dabei abseits von Schicki-Micki-Getue in angenehm familiärer Atmosphäre. Bordin war – ebenso wie sein Festival – eine Ausnahmeerscheinung (hier trifft dieser Begriff einmal wirklich zu), eine begeisterte und begeisternde Persönlichkeit, fürwahr ein Elementarereignis. Seine Arbeit hat uns allen wunderbare und unvergessliche Erlebnisse geschenkt. Wer seine Aufführungen erleben durfte, ist dafür zutiefst dankbar. Mein Mitgefühl der Familie.
[…] dem Tod von Piero Bordin, Gründer und Intendant von Art Carnuntum (www.mottingers-meinung.at/?p=44986), wird seine Tochter Constantina Bordin Leiterin des Welttheaterfestivals. „Die Übernahme […]
[…] dem unerwarteten Tod des Art Carnuntum-Intendanten Piero Bordin (siehe: http://www.mottingers-meinung.at/?p=44986) und der langen Corona-Krise wagt die neue Intendantin Constantina Bordin (zur Person: […]