Albertina: Alfred Seiland. Retrospektive
Juni 12, 2018 in Ausstellung
VON MICHAELA MOTTINGER
Eine Fotoreise von den USA bis in den Iran

Alfred Seiland: Truro, Massachusetts, USA, 1979. Privatbesitz © Alfred Seiland
Die Albertina widmet dem österreichischen Fotografen Alfred Seiland ab 13. Juni eine umfassende Ausstellung. Alfred Seiland ist einer der ersten österreichischen Fotografen, der sich zur Gänze der Farbfotografie verschrieben hat. Im Mittelpunkt seines Werkes steht die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturräumen: von der Ost- und Westküste der USA über das Gebiet des antiken Römischen Reiches bis Österreich und dem heutigen Iran.
Seine dokumentarischen Fotografien bestechen durch ihre ausgewogenen Farbabstufungen bei größtmöglicher Schärfe, die sich über alle Bildebenen erstreckt. Die Albertina präsentiert in dieser Ausstellung fünf seiner umfangreichen Serien. In seinen Aufnahmen gibt Seiland den Bildeindruck wieder, den er selbst bei der Aufnahme vor Ort hatte – aufgrund der durchgehenden Bildschärfe sind alle Bildelemente gleichwertig, vom nächsten Vordergrund – zum weitesten Hintergrundmotiv.

Alfred Seiland: Jupitertempel, Damaskus, Syrien, 2011. Besitz des Künstlers © Alfred Seiland

Alfred Seiland: Proleb, Österreich, 1981. Albertina, Wien © Alfred Seiland

Alfred Seiland: Wildwood, New Jersey, USA, 1983. Albertina, Wien © Alfred Seiland
Ab 1975 reist Alfred Seiland wiederholt in die USA, wo er den Aufstieg der Farbfotografie als Kunstfotografie miterlebt und sich bereits 1979 entschließt, nur mehr in Farbe zu arbeiten. Bis in die 1970er-Jahre hatte die klassische Kunstfotografie schwarz-weiß zu sein: Die Farbe war bis dahin aufgrund ihrer Verwendung in der Werbe- und Modefotografie für die künstlerische Fotografie verpönt. Für seine früheste Serie „East Coast – West Coast“ (1979 – 1986) entstehen in den USA exakt komponierte, atmosphärisch dichte Aufnahmen, die spezifische Licht- und Raumsituationen wiedergeben.
Es ist dasselbe Amerika der Neonschilder, der weiten Landschaften und Straßen, die die amerikanischen Wegbereiter der Farbfotografie wenige Jahre zuvor aufgenommen hatten. Seiland fotografiert bewusst an den gleichen Orten wie seine großen Vorbilder der jüngsten amerikanischen Farbfotografie Joel Meyerowitz, Stephen Shore und William Eggleston. Im Unterschied zu den Amerikanern begegnet der Europäer Alfred Seiland einer ihm kulturell fr emden Landschaft. Er entwickelt eine zutiefst eigenständige Blickweise auf ihm geradezu exotisch anmutende Motive wie riesige Werbetafeln, Neonschilder oder Motels.