Alle meschugge?
März 18, 2013 in Ausstellung
Ausstellung über jüdischen Witz und Humor
Ab dem 20. März zeigt das Jüdische Museum Wien die Ausstellung „Alle meschugge?? Jüdischer Humor erobert die Welt“. Humor ist ein wesentlicher Bestandteil jüdischen Lebens. Er reflektiert das innerjüdische Verhalten und spiegelt den Umgang mit einer oft feindseligen Umwelt. Jüdischer Humor ist zumeist warmherzig und menschenfreundlich, nach dem Holocaust aber auch zynisch und kohlrabenschwarz.
Er umfasst ein breites Spektrum von seinen Wurzeln in Osteuropa bis hin zu Ephraim Kishon in Israel sowie den Marx Brothers, Billy Wilder, Mel Brooks oder Woody Allen in Hollywood.Dazwischen liegt die Hochblüte der Unterhaltungskultur in Wien und Berlin: Kabarett, Revue und Film – oder Karl Farkas, Fritz Grünbaum, Hermann Leopoldi, Friedrich Hollaender, Kurt Tucholsky und Ernst Lubitsch; das „Simpl“ und das „Kabarett der Komiker“. Gemeinsam werden jüdische und nichtjüdische Stars vom NS-Regime verfolgt – Ermordung im KZ oder Flucht ins Exil beenden diese ruhmreiche Ära. Doch sogar in Theresienstadt und anderen Lagern wird Kabarett gespielt. Lachen und Weinen: Wie anders könnte man sich des eigenen Untergangs erwehren, als mit Witzen, Songs, Conférencen, Liedern, frivolen Plaudereien, die am Grabesrand, an der Schwelle zur Todeszelle, von Profis der Kabarett-Kunst den Mit-Todes-Kandidaten dargeboten wurden. „Totentanz“ ist ein zu freundlicher Titel für ein solches Dokument. Fritz Löhner – Beda und Hermann Leopoldi schrieben das Buchenwaldlied.
Anders als Berlin kann das Wien der Nachkriegszeit an die jüdische Tradition des Humors anknüpfen, dafür stehen Namen wie Georg Kreisler, Gerhard Bronner, Hugo Wiener und Karl Farkas. Und natürlich der große George Tabori mit Theatersatiren von „Mein Kampf“ bis „Die Goldberg-Variationen“.
Von Rudolf Mottinger
Wien, 18. 3. 2013