Art Carnuntum: Piero Bordin präsentiert das Programm

Juni 11, 2017 in Tipps

VON MICHAELA MOTTINGER

Marko Mandic und Gerard Logan kehren zurück

Thyestes: Marko Mandic. Bild: Minitheater Ljubljana/ Novo Kazaliste Zagreb/ Zadar Snova

Mandic und Robert Waltl. Bild: Minitheater Ljubljana/ Novo Kazaliste Zagreb/ Zadar Snova

Das Welt-Theater-Festival Art Carnuntum zeigt auch im Sommer 2017 antike Dramen vom Feinsten. Und auch Shakespeare-Fans kommen natürlich auf ihre Kosten. Piero Bordin, Kopf und Herz der internationalen und international renommierten Veranstaltungsreihe, stellte Freitagvormittag in Wien seine diesjährigen Vorhaben vor. Jedes Jahr wieder der besondere Charme von Art Carnuntum: Alle Aufführungen finden im römischen Amphitheater Petronell-Carnuntum statt.

Bei jedem Wetter, da auf einem überdachten Podium. Jedes Jahr aufs Neue köstlich: das Buffett mit Carnuntiner Wein und Spezialitäten aus der Region. pauer.opernreisen@ diereiserei.at bieten zu jeder Vorstellung einen Busshuttle ab Wien an.

Das Programm für den Sommer 2017:

 

Samstag, 24. Juni: „Thyestes“ von Seneca. Archaische Mythologie in der Inszenierung von Starregisseur Ivica Buljan. Kaiser Nero liebte es einst selbst in der Rolle des Thyestes aufzutreten – der wohl grausamsten Geschichte der griechischen Mythologie in der Fassung des römischen Philosophen Seneca. Starregisseur Ivica Buljan und Film- und Schauspielstar Marko Mandic kommen nach dem großartigen Erfolg im Vorjahr wieder nach Carnuntum. Da brillierte Marko Mandic mit darstellerischer Urgewalt als Pylades  in der gleichnamigen Sensationsproduktion des La MaMa Theaters New York – ebenfalls inszeniert von Ivica Buljan (Rezension: www.mottingers-meinung.at/?p=21209). Die diesjährige Aufführung ist eine Koproduktion des Minitheater Ljubljana, Novo Kazaliste Zagreb und Zadar Snova. In slowenischer Sprache mit Informationen auf Deutsch.

Samstag, 1. Juli: „The Summit/Der Gipfel“ von Piero Bordin. Welt-Geschichte “Made in Carnuntum”. Nach mehrjährigen Recherchen präsentiert Piero Bordin eine rasante theatralische Reise zum wohl größten historischen Ereignis auf heute österreichischem Boden. Kaum ein anderes Geschehen veränderte die Welt dermaßen wie die einst im heutigen Niederösterreich stattgefundene Kaiserkonferenz von Carnuntum im Jahre 308 und die dabei getroffenen Entscheidungen. In Bordins spektakuIärer Inszenierung ist man live dabei, am einstigen Originalschauplatz, im römischen Amphitheater von Petronell-Carnuntum. Die symbolhafte und spektakuläre Zeitreise führt die Zuschauer zum Gipfeltreffen der römischen Kaiser im Jahre AD 308 und berichtet dabei über eine der wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte der Menschheit.

Und dies alles am Originalschauplatz, im niederösterreichischen Carnuntum. Protagonist ist der langjährige ORF-ZiB-Moderator und Chefredakteur Gerald Gross, der die historischen Fakten von der Kaiserkonferenz über die Toleranz-Edikte von Nikomedia und Mailand bis zur UNO-Menschenrechts-Deklaration souverän und amüsant vermittelt. Mit Live-Musik von Stücken von Joseph Haydn, Yannis Markopoulos und Christopher Hoh und – mit echten Pferden. Art Carnuntum Eigenproduktion in deutscher Sprache.

The Summit. Bild: Art Carnuntum

The Summit. Bild: Art Carnuntum

Samstag, 8. Juli: „The Rape of Lucrece“ von William Shakespeare. „Die Schändung der Lukretia“ gehört zum Gründungsmythos der Römischen Republik. Ein geschichtlicher Nachweis ist nicht überliefert. Die Vergewaltigung Lukretias wird erstmals von Livius zum Ende des ersten Buches von „Ab urbe condita“ berichtet. Von dieser Sage wurden viele Autoren und Künstler inspiriert. Antonio Bellucci, Sandro Botticelli, Lucas Cranach der Ältere wie auch der Jüngere, Albrecht Dürer, Lorenzo Lotto, Tizian, Rembrandt, Rubens, Paolo Veronese und viele andere hielten ihr Schicksal mit ihren Gemälden fest, Shakespeare widmete ihr sein Versepos. Bereits 2010 – und damals überschlugen sich die heimischen Theaterkritiker vor Glück – präsentierte der für den Oliver Award nominierte National-Theatre und Royal-Shakespeare-Company-Darsteller Gerard Logan bei Art Carnuntum seine Interpretation von Shakespeares „The Rape Of Lucrece“ in der Inszenierung von Gareth Armstrong. Ein Jahr später wurde diese Produktion beim Edinburgh Fringe Festival – dem jährlich mit mehr als 32.000 Veranstaltungen weltgrößten Kunstfestival – als beste One-Man-Show ausgezeichnet. 2017 kehrt die Aufführung zu Art Carnuntum zurück. In englischer Sprache.

Shakespeare-Fans lädt Art Carnuntum außerdem am 23. Juli zu einem Filmabend in der Kulturfabrik Hainburg. Großartige, jeweils zehnminütige Schlüsselszenen aus allen Shakespeare-Stücken, die in der griechisch-römischen Welt angesiedelt sind, werden zu sehen sein. Interpretiert von den bekanntesten Schauspielern des Shakespeare‘s Globe Theaters London. Der Eintritt ist frei, Anmeldung erforderlich: shakespeare-stage.com.

The Rape of Lucrece: Gerard Logan interpretiert Shakespeare. Bild: Edinburgh Fringe Festival

Antigone: Eva Gottschaller und Peter Kaghanovitch als Kreon. Bild: Ensemble Persona

Samstag, 15. Juli: „Antigone“ von Sophokles. Das Münchner Ensemble Persona lebt seine Überzeugung, mit herausragender Sprachbehandlung den Reichtum an Lebensklugheit großer Texte in all seinen tiefsinnigen, poetischen und humorvollen Facetten für den Zuschauer näher zu bringen und emotional berührend zu transportieren. Die Darsteller stellen sich der Suche: Wie und wo können sich schauspielerische Risikobereitschaft und rhetorische Vorlage treffen und befruchten? Wo liegen die authentischen Klänge, die uns heute wirklich berühren können? Was tönt nur „theaternd“? Wo beginnt Sprache tatsächlich zu handeln? Nun hat sich das Ensemble Sophokles Antigone vorgenommen. Das Stück der Stunde, denn in Zeiten aufstrebender Autokraten scheint es immer notwendiger zu sein, Fragen nach Zivilcourage und Demokratiebewusstsein umso deutlicher zu stellen. In der Inszenierung von Tobias Maehler sind unter anderem Eva Gottschaller als Antigone und Peter Kaghanovitch als Kreon zu sehen. Peter Kaghanovitch war schon öfters mit erfolgreichen Inszenierungen von Hansgünther Heyme bei Art Carnuntum. In deutscher Sprache.

www.artcarnuntum.at

Wien, 11. 6. 2017