Ursula Strauss lädt zum Festival „Wachau in Echtzeit“

Oktober 14, 2015 in Tipps

VON MICHAELA MOTTINGER

Programmtipps von Nosferatu bis Marlene Dietrich

Ursula Strauss und Alexander Hauer bei der Programmpräsentation auf der Ruine Aggstein Bild: www.photo-graphic-art.at

Ursula Strauss und Alexander Hauer bei der Programmpräsentation auf der Ruine Aggstein
Bild: www.photo-graphic-art.at

Am 30. Oktober beginnt das Festival „Wachau in Echtzeit“. Intendantin Ursula Strauss hat bereits zum vierten Mal ein anspruchsvolles Programm für die stille Zeit in der sonst von Touristen gefluteten Region zusammengestellt. An wunderbaren und wundersamen Aufführungsorten wie der Ruine Aggstein, dem Schloss Spitz und dem Stift Dürnstein, der Römerhalle in Mautern und der Kremser Minoritenkirche werden Musik, Film und Schauspiel geboten.

Drei Tipps:

Am 7. November begreifen Anton Fian und das Kollegium Kalksburg auf der MS Austria „Man kann nicht alles wissen“. Jetzt ist es ja auch schon wieder bald einige Jährchen her, dass der Herr Fian begonnen hat, mit dem WienerliedDinglDanglTrio zusammenzuarbeiten; auch wenn diese die längste Zeit mit dem Begriff „zusammen“ und vor allem „Arbeit“ immer ihre profane Not hatten, so kann das Publikum an diesem Abend die Früchte des nicht immer gerechten, aber fast immer gerechtfertigten Fianschen Zorns ernten und schön schauen was dabei herauskommt. Nämlich Dramolette, Donauschifffahrt und Dinner inmitten der Wachauer Weinberge.

Am 13. November stellen August Zirner und das Spardosen-Terzett in Stift Dürnstein die „Diagnose: Jazz“. Zirner brilliert als fulminanter Musiker und Erzähler. Er lässt in Wort und Musik die drei großen Jazz-Legenden Thelonious Monk, Charles Mingus und Rahsaan Roland Kirk wiederauferstehen. Mit seiner wunderbar sonoren Stimme erzählt er komische, sehr poetische und manchmal tieftraurige Geschichten von drei Ausnahmemusikern. Drei Leben, die in den USA der 1950er Jahre wie bizarre Fremdkörper wirkten. In wunderschönen Interpretationen würdigen Zirner an der Querflöte und das Spardosen-Terzett an Flügel, Kontrabass und Schlagzeug deren musikalisches Werk.

Am 28. November erzählt Ursula Straus im Klangraum Krems Minoritenkirchen von „Marlene“. Sie liest Auszüge aus Maria Rivas Buch „Meine Mutter Marlene“. Die Biographie der Dietrich-Tochter über ihre Mutter gewährt einen umfassenden Einblick in das an beruflichen wie amourösen Abenteuern reiche Leben der Leinwandgöttin. Das Duo BartolomeyBittmann gibt sich derweil dem Groove hin und bringt das klassische Instrumentarium Cello, Geige und Mandola auf einen neuen Weg. Strauss tritt als Erzählerin und Sängerin auf und stellt damit einmal mehr die Bandbreite ihres Könnens unter Beweis.

Ihren liebsten Programmpunkt hat Intendantin Strauss schon bei der Programmpräsentation auf der Ruine Aggstein klar gemacht: Als erste diesjährige Aufführung präsentiert das live improvisierende Ensemble „Divine Musical Bureau“ am 30. Oktober auf der Ruine Aggstein den Stummfilmklassiker „Nosferatu“ von Friedrich Murnau. Hermann Niklas, auch bekannt durch seine experimentellen Literatur-Konzerte mit „Schalldicht“, ergänzt diese Darbietung mit Rezitationen. Strauss: „Letztes Jahr durfte ich gemeinsam mit dem ,Divine Musical Bureau‘ die Passionsgeschichte der Jean d’Arc erzählen. Heuer freue ich mich auf ,Nosferatu‘ und die musikalische Interpretation dieses Kultfilmes. Ich mag Vampire, ich fürchte sie und finde sie gleichermaßen betörend geheimnisvoll. Solch ein Geheimnis liegt auch in der Musik des ,Divine Musical Bureau‘. Sie entsteht im Moment durch den Moment und durch die wunderbaren Musiker, die sich auf das Hier und Jetzt einlassen. Ein absolut sehens- und erlebenswerter Abend“.

www.wachauinechtzeit.at

Wien, 14. 10. 2015